Blutportale
nichts bei uns verloren hat, werden sie ihn etwas auf Abstand halten.«
Es waren nur wenige Kilometer bis zu ihrem Ziel. Saskia schwieg und sah aus dem Fenster. »Das Buch des Mönchs war nicht sehr aufschlussreich. Geschmiere über die Herkunft des Schwertes, nichts von Bedeutung«, sagte Levantin beiläufig zu ihnen. »Falls es euch interessiert: Der Zahn gelangte vor nicht allzu langer Zeit erst zurück in das Grab. Er war bis 1979 als Exponat in einem Londoner Museum ausgestellt, von wo er plötzlich verschwunden ist, ohne dass Alarm ausgelöst wurde. Die Bêlualiten haben das Grab als wahrscheinlichsten Punkt errechnet, an dem er auftauchen wird«, erklärte er.
Es war kurz nach 21 Uhr, und viel Zeit blieb ihnen nicht mehr. Bis zum 20. November mussten sie die Artefakte zusammenhaben. Sie schienen auf dem besten Wege dazu zu sein, aber ob der Sir den Fahrplan einhielt, wusste sie nicht. »Gib mir das Satellitentelefon«, sagte Saskia. Justine reichte es ihr. Saskia drückte die Wahlwiederholung. Das Display blieb dunkel, die Batterie war leer.
Ein Ortsschild huschte in der stärker werdenden Dunkelheit vorbei, und sie meinte Altstadt gelesen zu haben, als sie durch ein kleines Dörfchen fuhren. Danach schwenkte der Wagen auf eine breite, gut ausgebaute Landstraße ein, die in gerader Linie auf einen Berg mit beleuchteten Festungsruinen und einem Hotel zuführte.
Saskia hatte darüber nachgedacht, ob sie ein Portal öffnen sollte, um sich nach Syrien zurückzubringen und Will zu retten - doch erstens wusste sie nicht, wo sich das Klinikum befand, und zweitens konnte Levantin sie angelogen haben, Live-Web-cam hin oder her. Regen setzte ein, der heftiger wurde und laut gegen das Blech und die Scheiben prasselte. Saskia wünschte sich, dass der Professor ihr eine SMS schrieb und sie informierte, dass er Will gefunden und gerettet hatte. Sein Anblick auf dem Bett, gespickt mit Schläuchen und Levantins Handlangern ausgeliefert, hatte sie sehr mitgenommen, doch die erste Sorge musste zunächst ihrem Auftrag gelten. Ihre Hände schlossen sich um das Pergament. »Zeig mir noch einmal die anderen Artefakte«, verlangte sie von Justine.
»Warum?«
Der beleidigte Tonfall machte sie stutzig. »Gib sie mir einfach.« »Traust du mir nicht?« Saskia lächelte sie an und hielt die Hand auf. »Mehr denn je, Justine.« Die Französin reichte ihr das kleine Päckchen, und Saskia verstaute es in ihrer Armeejacke. »Danke. Du bekommst es wieder.«
Der Tuareg durchquerte eine Siedlung und bog auf einen asphaltierten Waldweg ein, das Hinweisschild Zum Rabenhorst erschien im Licht der Scheinwerfer und verschwand gleich wieder. Dann rollte der Wagen von (der Straße auf einen Waldweg, ohne das Tempo zu drosseln. Sie donnerten über die holprige Strecke, bis der Fahrer auf Anweisung Levantins anhielt. Der Transporter tat das Gleiche hinter ihnen.
»Wir sind da«, meinte Levantin und stieg im strömenden Regen aus. Er zog nicht einmal die Schultern hoch, sondern ging ins Unterholz seitlich des Wegs.
Die Männer folgten ihm. Sie trugen Regenmäntel, Grabwerkzeug und wieder die Sporttaschen. Einige schalteten große Handlampen ein, deren Strahlen grell zwischen die Büsche stachen. Saskia und Justine verließen den Wagen ebenfalls.
Nach einigen Metern durch den Wald erreichten sie eine Erhebung, die ein Laie niemals als Hügelgrab identifiziert hätte; Levantin schon.
Er stellte vier Mann zum Graben ab, die beiden anderen öffneten die Sporttaschen, nahmen Sturmgewehre heraus, luden sie durch und hielten sie im Anschlag. Saskia hatte keine Ahnung, was für Fabrikate es waren, aber sie sahen einschüchternd aus.
Die anderen Männer streiften sich Handschuhe über und legten das Grab frei. Drei von ihnen schippten und wuchteten die Erde aus dem Boden, ein vierter hatte ein tragbares Sieb aufgebaut und durchsuchte damit den feuchten, sandigen Grund.
Die monotonen Geräusche des Schippens und des Regens gingen ineinander über. Gelegentlich fuhren Autos auf der Straße vorbei, die zum Rabenhorst führte, und die Wächter gaben noch mehr acht. In der Ferne bellte ein Fuchs, mal raschelte es im nassen Laub, aber echte Störungen gab es keine.
Die Zeit verstrich quälend langsam.
Die Frauen sahen, wie der Mann am Sieb Münzen, Schmuck und andere metallene Gegenstände in die Höhe hielt, und Levantin gestattete ihm mit einem Nicken, sie einzustecken. Ein kleiner Zusatzverdienst.
»Die Gegend hier ist bekannt für Keltengräber«,
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