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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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regelmäßigen Abständen Desinfektionsmittel über Will und spülte den Ausfluss weg.
    Die Elektroden registrierten jeden Herzschlag, der Puls stand konstant jenseits von dreihundert, und auch alle anderen Werte zeigten, dass Wills Körper jedes menschliche Maß überschritten hatte.
    Levantin näherte sich dem Todkranken und beugte sich über das rechte Ohr, dessen Ohrläppchen sich zur Hälfte aufgelöst hatte. »Ich weiß, was dich quält, Mensch. Ich helfe dir zu sterben.«
    Er packte Will an der Schulter und schleuderte ihn aus dem Bett. Kabel und Zugänge rissen ab, der schlaffe Körper landete mit dem Gesicht nach unten. Alle Monitore fiepten und meldeten, dass der Patient gestorben sei.
    Will hustete und übergab sich. Das, was einmal seine Galle gewesen war, pumpte eine undefinierbare Substanz aus dem Körper. Vergiftetes Blut quoll zäh aus den Löchern, welche die mit Gewalt herausgerissenen Nadeln im aufgeweichten Fleisch verursacht hatten. Levantin entfernte die Hülle vom Schwert und stellte sich neben Will, einen Fuß auf dem Rücken, um ihn unbeweglich zu machen. »Gleich hast du es geschafft.« Er bückte sich und schob die Rückenwunde mit Zeige- und Mittelfinger auseinander, bis er das Weiß des Knochens sah.
    Will wand sich keuchend und schreiend unter ihm, aber Levantins Gewicht hielt ihn fest. »Da ist, was ich suche.« Levantin hob die Klinge, legte sie auf den Knochen und ließ die Wundränder los, dann drückte er das Schwert nach unten und schnitt dabei tief in die Wirbelsäule.
    Es zischte, und Will stieß einen langgezogenen, unmenschlichen Schrei aus.
    Das Hornschwert schien sich mit Wills Blut vollzusaugen. Langsam nahm es seine alte Farbe wieder an. Die Intarsien verflüssigten sich und schlossen ihre Lücken, dann riss Levantin die Waffe aus dem Körper heraus.
    »Danke sehr«, sagte er zu Will, dessen Kopf auf den Linoleumboden zurücksank. Levantin riss eine Kochsalzinfusion vom Ständer, schnitt sie auf und spülte das Blut von der Klinge, um die Schneide mit einer Hand zu prüfen.
    Die größte der Scharten war verschwunden. Der Splitter, der unbemerkt in Wills Rückgrat gesteckt hatte, saß wieder an seinem Platz im Schwert.
    Damit besaß Levantin alle Artefakte, die er benötigte. Jetzt brauchte er nur noch einen Freiwilligen, der sie zusammensetzte. Dieses Blutportal trug seinen Namen nicht umsonst und hielt einen großen Nachteil für denjenigen bereit, der die Artefakte zusammenfügte, das wusste Levantin aus den Aufzeichnungen der Bêlualiten. Aber glücklicherweise befand er sich in einem Krankenhaus. Es gab Stockwerke über und unter ihm. Es würde sich rechtzeitig jemand finden.
    Saskia befand sich zweifellos auf dem Weg zu ihm, das spürte er. Alles lief bestens. Levantin entschied sich, seinen Freiwilligen auf Ebene zwei zu suchen, und ging auf die Tür zu. Eine Hand schloss sich um seinen Nacken - und der Druck brachte seine Wirbel zum Knirschen. Was ... Er wollte sich umdrehen und den Angreifer niederschlagen, doch seine Kraft reichte nicht aus.
    Noch ehe er sich von seiner Überraschung erholt hatte, wurde er von dem Angreifer durch die Wand geschleudert. Versorgungsleitungen brachen, zischender Sauerstoff blies Staub in den Raum und machte durch seinen Druck aus Wasserstrahlen feinen Sprühnebel. Levantin stürzte, schlitterte über den Boden, krachte gegen ein Bett, riss das Untergestänge ab und wurde darunter begraben. Ein dumpfes Grollen erklang. Levantin blickte auf - und sah Will Gul!
    Oder besser gesagt: Er sah das Wesen, das einst Will Gul gewesen war: Seine Haut hatte sich komplett schwarz gefärbt und schimmerte ölig. Die Adern waren als weiße Linien sichtbar, und die Augen strahlten hell wie von innen beleuchtete Diamanten. Haare besaß er nicht mehr, und als er die schwarzen Lippen öffnete, sah Levantin dahinter Kauleisten, deren Enden sich verjüngten. Stacheln stachen an seinen Schultern und Unterarmen aus der Haut, an den kräftigen Fingern waren zentimeterlange, spitz zulaufende Nägel. »Du«, dröhnte es aus dem Mund, »wirst nichts mit den Artefakten unternehmen!«
    Levantin spürte, dass der Blick des Gul-Wesens seine Substanz angriff und ihn schwächte. Der giftgrüne Atem bereitete ihm dagegen keinerlei Schwierigkeiten. Langsam ahnte er, was der Schwertsplitter mit Will angestellt hatte: Das Dämonische war durch das Blut zum Leben erwacht und in ihn eingefahren. Es hatte ihn verwandelt und ihm etwas von der Macht verliehen, die Belua

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