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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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während Saskia in gefährliches Straucheln geriet. Schließlich rettete sie sich hinter einen der großen schweren Standleuchter, den er jedoch mit einer Armbewegung zur Seite fegte, darüber hinwegsprang und nach ihrem Oberschenkel schlug. Die Klingen berührten sich zwar, und sie schaffte es noch, unelegant weiter nach hinten zu hüpfen, aber ihr Säbel wurde weggedroschen, und gleich darauf fuhr die Spitze des Rapiers zentimetertief in ihren Oberschenkel. Saskia stöhnte auf. »Touche«, kam die Meldung. »Un point pour le Maitre.« Noch während der Verkündung des neuen Zwischenstands hieb Saskia nach dem rechten Arm des Gegners. Die Schneide sirrte durch die Luft - und schnitt so tief in den Oberarm, so dass es heftig blutete. Ein wütender Schrei drang unter der Spiegelmaske hervor.
    »Da Sie die Gesetze brechen, Maitre, warum ich nicht auch?«, schnaubte Saskia, machte zwei Schritte zurück und grinste herausfordernd, als das nächste Touche zu ihren Gunsten angesagt wurde. Sie richtete die gerötete Säbelspitze auf ihn. »So einfach ist das.«
    Der Hauptkampfrichter mahnte sie beide, sich an die Regeln zu halten, danach gab er das Gefecht wieder frei.
    Das Spiegelvisier verhinderte, dass Saskia die Emotionen des Maitre ablesen konnte, aber so, wie seine Muskeln zuckten, musste er sich mächtig ärgern und spürte Qualen. Das war gut! Sie hörte am Tuscheln des Kampfgerichts, dass sie bereits jetzt ein kleines Wunder vollbracht hatte: zwei Wunden auf der makellosen Haut des ungeschlagenen Meisters der union! Das würde ihr einen Platz in den Chroniken sichern.
    Gleichzeitig wusste sie: Die Beschädigung seines Mythos durfte er ihr nicht durchgehen lassen. Saskia rechnete mit allem - und verspürte einen Anflug von Angst. Zum ersten Mal, seit sie der union angehörte.
    Der Maitre richtete sich auf und schenkte der Wunde keinerlei weitere Beachtung. Er schlug mit dem Rapier über Kreuz vor sich durch die Luft. Dann näherte er sich ihr halbgeduckt, die traditionelle Kampfhaltung des Fechtens aufgebend. Unvermittelt begann er seine Attacken, und die Schläge folgten keinerlei regulärem Muster. Mal zuckten sie aus dem Handgelenk und peitschten, dann wurden sie gestoßen, mit Kraft und brachialer Gewalt. Saskia fand stets im letzten Moment eine passende Parade oder brachte sich durch einen Sprung in Sicherheit, aber Zeit für einen eigenen Angriff hatte sie nicht mehr. Niemand, den sie kannte, vermochte ein derart langes, schweres Rapier so zu fuhren. Der Maitre trotzte den physikalischen Gesetzen von Masse und Schwerkraft!
    Sie schwitzte fürchterlich, überall rannen die Tropfen den Oberkörper herab, tränkten den Büstenhalter unter der Panzerung, an dessen sichtbaren Rändern Blut haftete. Ihre Wunden brannten höllisch, als Schweiß hineingeriet.
    Mitten im Hieb wechselte der Maitre unvermittelt die Führhand, Saskias Block ging fehl, und das Rapierende tanzte über ihren Oberkörper und ritzte einen weiteren geschwungenen Strich vom Brustbein abwärts, bis die eiserne Panzerung die Spitze mit einem hässlichen, metallischen Geräusch abfälschte.
    »Touche«, hörte sie durch ihren Schmerzensschrei. »Un point pour le Maitre.« Doch er gewährte ihr keine Pause, sondern setzte sofort nach. Er stieß sie mit der anderen Hand zurück und holte zum Hieb aus, den sie unterlief. Somit stand sie in seinem tätowierten Rücken und stach, ohne zu zögern, zu, auf die Niere zielend.
    Sie wusste nicht, wie er es machte, doch er zuckte herum und parierte, wirbelte seine Klinge um ihre eigene und ließ den Druck auf ihr Handgelenk steigen, bis sie den Griff beinahe losgelassen hätte. Sie musste nachgreifen! Diese winzige Sekunde genügte ihm: Die Spitze zerschnitt erneut ihre Haut oberhalb der Brust.
    Wütend schrie Saskia auf. Die Wunden brannten stärker als alle Verletzungen, die sie jemals in ihrem Leben erhalten hatte. Das lag nicht nur am Schweiß. In ihr stieg der Verdacht auf, dass der Mann seine Schneide mit einer Substanz präpariert hatte. Gift!
    Sie kam jedoch nicht dazu, sich beim Kampfgericht bemerkbar zu machen. Jegliche Unaufmerksamkeit würde zu einem weiteren Treffer führen, und der konnte tödlich ausfallen. Saskia gab sich ganz ihrem Fechtinstinkt hin, der sie so weit gebracht hatte, und drosch mit viel Kraft und Schnelligkeit los.
    Zwar hatte der Maitre mehr Schwierigkeiten als zuvor, ihre Schläge zu parieren, doch sie erreichte nichts. Und weil sie sehr genau sah, dass ihre hervorragendsten

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