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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Will wütend. Er ließ die Plastiktüte, in der sich seine immer noch klammen Klamotten befanden, auf den Boden fallen und schaltete die Lampen ein. Dann begann er, sich genauer im Arbeitszimmer umzusehen, um feststellen zu können, was der Einbrecher angerichtet hatte.
    Es gab keine Spuren von Vandalismus - keine ausgekippten Schubladen, keine Bilder, die von den Wänden gerissen worden waren. Alle Bücher standen noch fein säuberlich in ihren Regalen. Der alte Wandtresor war offen, aber auch das sah reichlich professionell aus und nicht nach einem brutalen Aufbrechen. Wer auch immer hier eingedrungen war, wusste, was er wo suchen musste - und kannte sich so gut mit der teuren Alarmanlage aus, dass er wusste, wie er sie ausschaltete, ohne einen Einbruchsalarm auszulösen.
    »Gibt es denn so etwas?«, murmelte Will und nahm das Satellitentelefon, mit dem er die Verbindung zu seinem Chef herstellen konnte, aus der Ladehalterung im Schrank. Den Namen des Mannes kannte er nicht. Er redete ihn auf dessen Wunsch mit Sir an und meinte, immer einen englischen Akzent in seiner Stimme zu hören. Aufgrund des Klangs nahm er an, es mit einem Mann um die fünfzig zu tun zu haben; gesehen hatten sich die beiden noch nie. Der Anstellungsvertrag als Verwalter war über eine Kanzlei abgeschlossen worden. Er hatte den Auftrag bekommen, alles Außergewöhnliche, was die Villa betraf, mit dem Besitzer direkt zu klären; alles andere besprach er mit dessen Anwalt. Der Einbruch war eindeutig außergewöhnlich, und deswegen telefonierte er zuerst mit seinem Boss anstatt der Polizei. Will drückte die Kurzwahltaste, die Nummer wurde automatisch gewählt, ohne auf dem Display angezeigt zu werden. Er hatte keine Ahnung, wohin er verbunden wurde.
    Das Freizeichen erklang.
    Während er wartete, dachte er daran, dass er niemals zuvor zweimal am gleichen Tag bei seinem Arbeitgeber angerufen hatte.
    Das erste Mal war heute kurz nach dem Besuch der Schläger gewesen, um ihm von den Ereignissen und den brutal vorgebrachten Kaufinteressen zu berichten; Will hatte auch im Laden ein speziell modifiziertes Telefon, mit dem er seinen Auftraggeber erreichen konnte, ohne eine Nummer zu sehen. Dabei war etwas geschehen, womit Will nicht gerechnet hatte.
    »Kein Wort zur Polizei, was das Anwesen betrifft«, hatte der Sir von ihm verlangt, und seine Stimme klang unangenehm hell; ein deutliches Zeichen von Aufregung. »Ich komme für Ihren Schaden auf, Herr Gul, aber halten Sie die Polizei aus der Sache raus.«
    »Das ist leider nicht so einfach möglich«, erklärte er. »Passanten haben die Polizei gerufen, und die wird kaum glauben, dass es sich bei diesem Angriff um ... um einen Streit unter Freunden ohne echten Grund gehandelt hat.«
    »Sie werden den Beamten sagen, Sie seien Opfer einer Schutzgelderpressung geworden«, befahl der Sir nun wieder mit der für ihn typischen ruhigen Stimme. »Geben Sie der Polizei nicht den Namen der Maklerin oder den Vertrag. Ich kümmere mich selbst darum. Haben Sie mich verstanden?« Also hatte Will brav auf der Polizeiinspektion gelogen.
    Ein Klicken erklang. »Ja?«
    »Sir, hier spricht noch mal Gul. Entschuldigen Sie die erneute Störung. Sie werden es nicht glauben, aber es ist in die Villa eingebrochen worden.« Er sah aus dem Fenster. Die beiden Uniformierten suchten inzwischen im Gebüsch nach Spuren, offensichtlich war ihnen der Dieb also entkommen. »Auf den ersten Blick würde ich sagen, dass sie nur den Tresor in meinem Arbeitszimmer aufgebrochen haben, von dem Sie sagten, es sei nichts drin. Die Männer vom Wachschutz haben einen Dieb verjagt; keine Ahnung, ob er allein war oder seine Komplizen sich schon vorher aus dem Staub gemacht haben. Soll ich die Polizei rufen?«
    »Das können Sie, Herr Gul«, sagte die Männerstimme. »Aber vergessen Sie nicht: kein Wort über die Erpressung durch die Maklerin. Machen Sie eine Liste von Dingen, die fehlen, und schicken Sie sie mir per Fax.« Er nannte eine merkwürdige Nummer, die sich keinem Land zuordnen ließ. Will notierte sie und betrachtete noch einmal kritisch sein Arbeitszimmer. Dabei fiel sein Blick auch in den Tresor - und er stutzte. »Mir ist etwas aufgefallen, Sir«, sagte er aufgeregt. »Die hintere Wand des Geldschranks ist verschoben, und ... Moment!« Er trat näher heran. »Da ist ein weiteres Fach!« »Was?« Sein Boss klang ebenso erstaunt. »Der Tresor ist sicher hundert Jahre alt, niemand hat den Schlüssel dafür, nicht einmal der Auktionator,

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