Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Schnapsidee.
    »Passen Sie kurz darauf auf«, sagte Will seufzend, drückte Vransmann den Koffer in die Hand und öffnete die Tür. »Ich bin gleich wieder da.« Er lief hinaus, Olivers Namen auf den Lippen. Der breitete eben schwankend den Mantel auf der Erde aus und fiel vornüber. »Na, war der Gin gut?« Will packte Oliver unter den Achseln und zog ihn in die Höhe. Er legte ihm einen Arm um die Hüfte und nahm mit der anderen Hand die Linke des Freundes, um sie festzuhalten. »Komm, ich rufe dir ein Taxi. Zeit, nach Hause zu fahren, Olli.« »Sicher«, lallte der. »Dein Garten ist zu kalt zum Schlafen. Frieren einem die Eier ab.« Will stand im warmen gelben Licht der Gartenlampen und betrachtete die Villa. Sie war einzigartig, prachtvoll, einfach zum Verlieben. Nein, er würde niemals den Handlanger von Hansens Mandanten geben. Das Haus durfte nicht verkauft werden, denn er wollte sehr, sehr lange darin wohnen bleiben.
    Sein Freund wurde allmählich zu schwer. »Los, Olli«, sagte er und machte den ersten Schritt vorwärts. »Bringen wir deine Eier in Sicherheit.«
    Schritt für Schritt näherten sie sich dem Eingang zur Küche, wo Vransmann mit dem Geldkoffer in der Hand als schwarze Silhouette stand. »Herr Gul! Soll ich Ihnen nicht lieber ...« Ohne Vorwarnung flammten hinter den zahlreichen Fenstern grellblaue Explosionen auf. Vransmann verschwand in einer indigofarbenen Lohe, die brüllend meterweit aus der offenen Tür schlug.
    »Bei den Göttern!«, entfuhr es Will. Dann brandete die Hitzewelle gegen ihn, er ließ Oliver fallen, warf sich schreiend auf die kalte Erde und legte die Arme als Schutz vors Gesicht. Als die Flammenwolke verpufft war, hob er vorsichtig den Kopf. Sein Herzschlag pochte laut in seinen Ohren. Obwohl ihn Grauen erfasste und alles in ihm danach schrie, aufzuspringen und so schnell wie möglich davonzulaufen, zwang er sich, auf dem Boden liegen zu bleiben und abzuwarten.
    Düstere Feuerwalzen rollten durch die Zimmer, die Ausläufer schlängelten und waberten durch die Räume, bis hinauf zur Decke, und ließen dabei nicht den kleinsten Winkel aus. Aber wie war das möglich? Hatte sich unbemerkt Gas im ganzen Anwesen verteilt und durch einen Funken entzündet? Oder war in dem Koffer, den er gerade noch selbst in Händen gehalten hatte, eine Bombe versteckt gewesen?
    Will dachte entsetzt an die vielen Gäste, seine Freunde und Bekannten, die sich in dem Inferno befanden. Wenn dieser furchtbare Brand wirklich alle Zimmer erfasst hatte, dann ... nein, der Gedanke, dass über zweihundert Menschen vor seinen Augen zu Asche verbrennen würden, war unerträglich!
    »Mächtige Kali, verschone sie!« Will zog mit zitternden Fingern sein Handy und wählte die Notrufnummer der Feuerwehr. Erst nach vier vergeblichen Versuchen las er auf dem Display den Hinweis Kein Signal. Dabei hatte er sonst guten Empfang im Umkreis der Villa. Unvermittelt steigerte sich die Hitze wieder, Will meinte das Splittern von platzendem Glas zu hören und Qualm zu riechen. Er machte sich noch kleiner; an Flucht war nun nicht mehr zu denken, die Furcht lähmte ihn. Dann setzte ein lautes Tosen ein, ein kräftiger, machtvoller Wind brachte die Bäume im Garten zum Schaukeln. Sie verbogen sich im Sturm, Laub und Erde wurden umhergewirbelt, Zweige und Äste brachen krachend ab, doch all das bekam Will nur am Rande mit; er starrte in die bizarren Flammen, die vor den Fenstern tobten und ihm die Sicht auf das verwehrten, was im Inneren des Hauses geschah. Hilflos und verzweifelt wartete er darauf, dass wenigstens einige seiner Gäste ins Freie flüchteten.
    Doch niemand kam schreiend aus der Villa gerannt oder sprang aus den Fenstern; sie waren alle von dem Feuer überrascht worden.
    »Nein!« Will musste Hilfe herbeischaffen. Er überwand seine Angst und kroch weg von der Villa und dem bewusstlosen Oliver, erhob sich nach ein paar Metern und rannte quer durch den Garten zur Auffahrt, dem Platz mit dem besten Mobilfunkempfang. Der Sturm hatte sich nicht gelegt; ächzend neigten sich die alten Bäume, überall knarrte es unheilverkündend. Die Lampen im Haus und im Garten flackerten und erloschen, so dass das Inferno die einzige Lichtquelle bildete. Die blauen Flammen tauchten den Garten und die Umgebung in geisterhafte Helligkeit, sie wüteten im Haus und fraßen alles, was sie fanden.
    Will stürzte mehrfach, der heftige Wind peitschte ihm Erde, Staub und spitze Sandkörner in die Augen.
    Endlich erreichte er den Kiesweg

Weitere Kostenlose Bücher