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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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war.
    Immer schneller erklangen die Laute, immer schneller wurden die Zeichen sichtbar und strahlten in die Kammer, wo sie wie Flammen über den Leichnam des Gastes flackerten. Das goldene Schimmern, das den Raum vorher erfüllt hatte, wechselte seine Farbe zu intensivem Blau - zu dem gleichen Indigo wie die Feuersbrunst!
    Hinter dem Flüstern begann ein tiefes Echo zu dröhnen, das weitere Symbole erweckte und rot glänzend in der Wand aufleuchten ließ; schließlich fiel ein schrilles, fieberhaftes Rufen in die Kakophonie ein, das gelbe Runen zum Glimmen brachte, deren Kraft sich steigerte und steigerte.
    Die Angst packte Will wie eine riesige Faust, die ihm die Luft aus dem Körper zu drücken schien; mühevoll, als müsse er tatsächlich stählerne Finger aufbiegen, versuchte er, aus der Kammer zu flüchten. Doch gerade, als er den ersten Schritt machen wollte, versperrte ihm eine schemenhafte menschliche Gestalt den Weg. Sie stieß sich ab - und flog auf ihn zu, einen länglichen Gegenstand in der Hand schwingend.
    »Dämon!« Mit einem Aufschrei wich Will aus und duckte sich hinter die Vitrine, die gleich danach vom Hieb des Geists zertrümmert wurde.
    Will sprang mit dem Mut der Verzweiflung zur Seite, aber das Wesen erwischte ihn dennoch! Ein sengender Schmerz stach in seinen Rücken; nein, er schnitt ... er bohrte ... er drohte ihn zu zerreißen. Will brüllte vor Qualen und hörte trotzdem, wie es in seinem Rücken knackte. Ihm wurde kurz schwarz vor Augen. Er stolperte vorwärts, verlor das Gleichgewicht, fiel in Patricks Blut, rutschte bis an die Schwelle und wälzte sich halb auf den Rücken; wieder brachten ihn die Schmerzen zum Schreien, wie er niemals zuvor geschrien hatte.
    Will sah das Geistwesen auf sich zukommen. Der Gegenstand, den es mit beiden Händen hielt, war ein Schwert, das aber immer durchsichtiger wurde, je heller die Symbole in den Wänden aufleuchteten. Die Zeit schien plötzlich zäher zu verlaufen; Will sah den Schlag, der gegen seinen Kopf gerichtet war, wie in Zeitlupe, das Zischen der Waffe glich einem weit entfernten Echo, mit quälender Langsamkeit erhoben sich seine Arme zum Schutz vor Kehle und Kopf... ... und dann ging auf einmal wieder alles ganz schnell.
    »Mächtige Kali, verschone mich!«
    Das Schwert raste heran!
    Aber es geschah nichts.
    Will blickte über die Deckung hinweg, er sah das flirrende Gesicht des Geistes - und leere Finger: Die Klinge war verschwunden! Der Geist stieß ein Heulen aus, während auch er immer durchscheinender wurde, zerstob und sich restlos auflöste.
    Will kroch, so schnell er konnte, aus der Kammer auf den Gang und zog die Tür hinter sich zu. Die Zeichen darauf entflammten blendend grell, dann klackte es mehrmals hintereinander; doch da hatte Will sich bereits an der Wand auf die Füße gezogen und war den Korridor entlang getaumelt, dem Ausgang entgegen.
    Er tastete auf seinen Rücken und fühlte einen langen Schnitt, der quer zum Rückgrat verlief und stark blutete. Will spürte, dass etwas in der Wunde steckte, das wie Säure brannte. Nun wusste er, was in der Villa passiert war: Der Geist oder Schwertdämon hatte unter seinen Gästen gewütet!
    Während er die Nummer der Polizei wählte, stürzte er in die kühle Nacht hinaus und sank in den weißen Kies der Auffahrt. »Hier ist Gul«, stieß er hervor und kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit an, die sich wie eine Welle in ihm ausbreitete, »kommen Sie schnell ... ich ... sterbe.« Das Handy wog von einem Moment auf den anderen viele Hundert Kilo; es glitt ihm aus den Fingern. Will sackte in die kleinen Steinchen, seine Augen schlossen sich langsam. »Hilfe«, ächzte er und hievte den ambossschweren Arm wenige Millimeter in die Höhe, ehe sein Kreislauf zusammenbrach.
8. November
Deutschland, Hamburg, Wandsbek 
    Der Professor betrachtete Saskia freundlich und zog die Einweghandschuhe wieder aus. Sie landeten auf dem Tischchen neben ihrem Bett. »Sie können sich anziehen, Frau Lange.« Sie hatte ihm ihren wahren Namen verraten müssen, damit er ihre Wohnung überhaupt fand; ein weiterer Verstoß gegen die Regeln der union, aber sie fühlte sich gut dabei.
    Saskia lag auf dem weißen Laken, frisch geduscht und mit nassen Haaren. Sie zog das Shirt herab. »Danke. Ich wusste nicht, wen ich sonst anrufen sollte, und ins Krankenhaus wollte ich nicht, weil ...«
    Der Arzt hob die Hand. »Ich verstoße in diesem Fall mit Freude gegen die Regeln der union. Ich helfe Ihnen gern.«
    Sie richtete

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