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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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die Küche. Auf der Anrichte stand ein kleiner Metallkoffer, und als Vransmann ihn öffnete, erkannte Will Geldscheine; gebündelte, fein säuberlich gestapelte Geldscheine.
    Will sah Vransmann an. »Ich dachte, dass ich Sie bezahlen muss, und nicht umgekehrt«, sagte er mit einem schiefen Lächeln.
    »Müssen Sie auch. Der«, sagte der Mann und drehte den Koffer so, dass Will das Geld besser sehen konnte, »wurde von einem Mann für Sie abgegeben, zusammen mit einer Nachricht.« Er langte in sein Jackett und reichte sie Will. »Um sicherzugehen, dass nichts Gefährliches darin ist, habe ich ihn abseits des Hauses öffnen lassen. Aufgrund des Inhalts dachte ich, ich zeige Ihnen den Koffer unter Ausschluss der Öffentlichkeit.«
    Will hörte die Neugier in der Stimme des anderen und riss den Umschlag auf. Eine saubere Schrift mit fast weiblichem Schwung.
    Lieber Herr Gul, nehmen Sie bitte meine Entschuldigung für das an, was Ihnen bislang ohne mein Wissen, aber in meinem Namen angetan wurde. Es wird nicht wieder vorkommen. Als Entschädigung erlaube ich mir, Ihnen anbei ein Schmerzensgeld zukommen zu lassen.
    Außerdem möchte ich nun noch einmal an Sie appellieren, den Kontakt mit Ihrem Arbeitgeber herzustellen. Es ist wirklich wichtig, denn es steht mehr auf dem Spiel, als Sie ahnen. Solange Sie sich in der Villa befinden, schweben Sie in großer Gefahr - und diese, Herr Gul, droht Ihnen nicht von meiner Seite, wie ich Ihnen versichere. Sollten Sie bei der Unterredung den Eindruck erlangen, Ihren Arbeitgeber nicht vom Verkauf überzeugen zu können, möchte ich Ihnen folgenden Vorschlag machen: Bitte verlassen Sie die Villa für drei Wochen, und ermöglichen Sie Frau Hansen den ungehinderten Zutritt. Ich kann mir vorstellen, dass dies für Sie einen Gewissenskonflikt bedeuten kann; hierfür möchte ich Ihnen meinen Respekt aussprechen. Ich schwöre Ihnen, dass in Ihrer Abwesenheit nichts im Anwesen zerstört wird. Bei Ihrer Rückkehr werden Sie alles unverändert vorfinden; außerdem, als Entgegenkommen meinerseits, die Summe von 100.000 Euro. Man wird Sie übermorgen wieder kontaktieren. Begehen Sie keinen Fehler!
    Hansens Mandant hatte die nächste Runde eingeläutet, mit Zuckerbrot und Peitsche. Will hob den Kopf. »Gab es nur diese Nachricht?«
    Vransmann nickte. »Das war alles.« Er sah auf die Uhr. »Brauchen Sie uns noch, Herr Gul? Sie wissen, dass wir aufgrund der kurzfristigen Buchung in unserer Terminfreiheit etwas eingeschränkt sind ...«
    Er dachte nach. Man räumte ihm zwei Tage Bedenkzeit ein, also benötigte er den Sicherheitsdienst heute nicht mehr. Und falls doch: Es war ihm derzeit herzlich gleichgültig. Viel schlimmer konnte sein Tag sowieso nicht mehr werden.
    »Ist schon gut, Herr Vransmann, Sie können gehen«, entschied Will. Er klappte den Deckel zu und nahm den Koffer an sich.
    Er war verwundert über den Wechsel der Vorgehensweise von Hansens Mandanten. Was verbarg sich in der Villa, das ihm bisher entgangen war? Es musste eindeutig um mehr gehen als nur um diese zwei Blätter aus dem uralten Tresor. Was genau wusste der Sir darüber? Für Will stand außer Frage, dass er seinem Chef gegenüber loyal bleiben würde, auch wenn die hunderttausend Euro sehr verlockend waren, wenn er daran dachte, welche Probleme demnächst eventuell auf das India zukommen konnten. Aber hatte der Sir seine Ehrlichkeit wirklich verdient? Und was meinte Hansens Mandant damit, dass ihm Gefahr noch von anderer Seite drohte?
    Der Sicherheitschef nickte und gab eine kurze Anweisung in sein Headset-Telefon. »Dann bedanke ich mich für den Auftrag, Herr Gul. Und mich freut es, dass wir nichts zu tun bekamen. Die Sache mit der Schlägerei im Saal ist mir unangenehm, aber Sie hatten uns als Doorsecurity engagiert, und ...«
    »Glauben Sie mir: Mir ist es auch unangenehm.« Will reichte ihm die Hand. »Kann ich Sie in zwei Tagen nochmals buchen? Personenschutz?«
    »Sehr gern, Herr Gul.«
    »Gut.« Er fühlte sich sofort erleichtert. Gegen echte Sicherheitsprofis hatten Hansens Schläger keine Chance. Den Sir würde er morgen über die aktuellen Ereignisse in Kenntnis setzen und neue Anweisungen erbitten.
    Will schaute an Vransmann vorbei in den Garten - und erkannte im Licht der Außenscheinwerfer einen torkelnden Gast, den er bei genauerem Hinschauen als seinen Freund Oliver identifizierte. Der wollte es sich trotz der kühlen Temperaturen gerade mitten in einem Beet bequem machen. Eine sprichwörtliche

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