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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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schob Patrick zur Seite und hob die Hand. »Was denn? Denkst du, du bist stärker als ich?«
    Sie fasste den Griff an - und die Zeichen schienen vor ihren Augen zu explodieren! Eine Hitzewelle rollte über sie, umspielte sie vom Kopf bis zu den Füßen, verbrannte sie; sie hatte Bittermandelgeschmack im Mund, der sich Übelkeit erregend mit dem von intensivem, hochprozentigem Essig mischte und ihre Zunge verätzte; sie roch heißes Wachs, auch wenn es keine Kerzen in ihrer Umgebung gab, und doch schien Wachs wie aus dem Nichts in ihre Nase zu laufen, in die Mundhöhle, den Rachen hinab in die Kehle! Saskia wollte panisch aufschreien, aber kein Laut kam über ihre Lippen. Das Licht veränderte sich, machte die Welt zweidimensional und grau - und dann war es vorbei.
    Der Korridor lag da wie zuvor.
    Saskia rang laut nach Luft. Es gab kein Wachs, das sie erstickte. Sie blinzelte, wollte etwas sagen ... und bemerkte, dass die Tür einen Spaltbreit geöffnet war. Ihre rechte Hand lag noch immer auf dem Knauf.
    »Prima!«, rief Patrick, als sei nichts passiert. »Wenn in Zukunft im Bon Goût irgendwas klemmt, rufe ich dich.« Er schob sich voller Tatendrang an ihr vorbei und drückte den Eingang weiter auf. »Los, komm. Mal sehen, auf was Gul so steht.« Er nahm sie am Ärmel und zog sie mit sich in den dunklen Raum.
    Dabei kam es Saskia vor, als würde etwas sie berühren - etwas Kaltes, Wütendes und sehr Boshaftes -, ehe es an ihr vorbei zur Tür hinausfuhr.
     
V. KAPITEL
8. November
Deutschland, Hamburg 
    Will hielt einen alkoholfreien Cocktail in der Hand und stand neben dem DJ auf der Galerie. Er betrachtete die Partygäste, die sich an einer weiteren Darbietung der Tänzerin erfreuten und den Takt mitklatschten. Sie hatten ihren Spaß; ihm hingegen war nach literweise Gin zumute, und am liebsten hätte er alle nach Hause geschickt. Wenn sie gegangen waren, würde er saufen! Vorher nicht.
    Heute wollte offensichtlich alles schiefgehen. Erst hatte er Groening einladen müssen, nachdem der Kritiker von dem Fest gehört hatte, und nun hatte Saskia ihm »auf die Fresse gehauen«, wie es so schön hieß. Nicht, dass er Groening das nicht gönnte; seine Sympathien lagen voll aufseiten der netten Köchin, mit der er nur zu gerne ein bisschen flirtete und die er wirklich mochte. Vielleicht ein bisschen zu sehr für eine profitable Geschäftsbeziehung. Aber bei aller Wertschätzung für Saskia, ihr Schlag konnte verheerende Nachwirkungen für das India haben. Groening war eine nachtragende Dreckschleuder; der Mann besaß die Macht, ihm Kunden zu vergraulen. Eine geringschätzige Bemerkung in einer Kolumne hier, ein abfälliges Wort da, und schon setzte sich die Abwärtsspirale in Bewegung.
    Das misslungene Fest hatte dazu geführt, dass er den Ärger der vorangegangenen Tage weder vergessen noch verdrängen konnte, sondern zusätzliche Belastung verspürte. Ein sehr unschöner Effekt. Es würde ihn viele Opfer an die Götter kosten, bis sich alles wieder im Lot befand.
    Will nahm einen Schluck und klopfte dem DJ auf die Schulter, danach schritt er die Treppe nach unten und nickte in alle Richtungen. Wo steckte Saskia?
    Sein Handy machte sich mit Vibrieren in der Hosentasche bemerkbar, der Klingelton hatte gegen die laute Musik keine Chance. Will nahm es heraus und betrachtete die unbekannte Nummer. Sein Argwohn erwachte: Was kam nun schon wieder? »Ja?«
    »Hier ist die Eingangskontrolle, Herr Gul«, hörte er undeutlich. »Würden Sie zu uns kommen? Wir möchten etwas klären.«
    »Bin unterwegs.« Fluchend steckte er das Handy ein und ging zum Eingang, während er mit dem Schlimmsten rechnete. Er konnte seinen Gedanken nicht verbieten, zu Hansens Schlägertruppe zurückzukehren. Will versuchte, sich damit zu beruhigen, dass der Sicherheitsmann für eine Katastrophe aber viel zu ruhig geklungen hatte.
    Er kam nur sehr langsam voran. Viele Gäste nutzten die Gelegenheit und beglückwünschten ihn unterwegs nochmals zur Veranstaltung, versprachen ihm, Werbung für das India zu machen, und lobten das Büfett. Schwitzend erreichte er den Einlass, wo ihn der Empfangschef erwartete. »Was ist los, Herr Vransmann?«
    Der grauhaarige Hüne grinste und deutete den Korridor hinab. »Kommen Sie mit, Herr Gul. In die Küche. Das müssen Sie gesehen haben.« Er winkte einen seiner Leute herbei, der sich an der Tür positionierte.
    Will war beruhigt, dass es offenbar nichts Schlimmes war. »Sie mögen es geheimnisvoll.« Sie gelangten in

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