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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hören, die deutlich aufholten.
    Will trieb sich an, so gut er konnte, und raste in die Einfahrt. Er meinte zu hören, wie vor ihm jemand immer wieder gegen etwas schlug. Als er um die Kurve bog, sah er Saskia vor der Gitterabsperrung der Tiefgarage stehen und daran rütteln. Die Verstrebungen der Sperre federten zurück, aber öffnen würden sie sich gewiss nicht. Sie saßen in der Falle. Will entdeckte eine Überwachungskamera an der Wand, ein rotes Lämpchen daran blinkte. »Machen Sie auf!«, schrie er in die Linse und deutete mit Armbewegungen an, dass das Gitter hochgefahren werden sollte. »Helfen Sie uns, bitte!« Er erreichte Saskia und sah, dass sie sich die Haut von den Fingern geschabt hatte, so sehr zerrte sie an dem Metall. »Saskia, hör auf. Das bringt nichts! Du verletzt dich.«
    Keuchend hielt sie inne, sah zu ihm, dann wieder auf das Hindernis. »Hoch damit!«, kreischte sie, als könnte ihre Stimme etwas bewirken. Nach den Vorkommnissen im Garten war sich Will nicht einmal sicher, dass sie damit keinen Erfolg haben würde.
    Ein Motor dröhnte in der Enge der Einfahrt, ein Lichtkegel fiel gegen die graue Betonwand, dann bogen ihre Verfolger um die Kurve und blendeten sie. Der Transporter hielt an. Will überlegte fieberhaft, was er unternehmen konnte; mit seinem Kalari würde er unter normalen Bedingungen etwas gegen die Maskierten ausrichten, aber die Nachwirkungen des rätselhaften Schlags, den er von Saskia erhalten hatte, ließen seine Muskeln noch immer nicht richtig funktionieren.
    »Helfen Sie uns«, rief er wieder in Richtung Kamera. »Rufen Sie die Polizei!« »Hände hoch und rüberkommen«, befahl eine wütende Männerstimme, die durch die Maske dumpfer wirkte.
    »Geh auf!«, schrie Saskia, zog ihren Dolch und hob den rechten Arm zu einem weiteren verzweifelten Schlag gegen das Eisen. »Öffne dich!«
    Ein lautes Fauchen erklang, das von den Wänden abzuprallen schien und sich dadurch vervielfachte und immer schriller wurde. Ein heißer Wind, der in Wills Nacken brannte, schoss aus der Schwärze der Tiefgarage. Papier, Staub und loser Unrat wurden durch die Sperre geblasen, dann wurden Saskia, Will und auch ihre Angreifer in ein tiefrotes Licht getaucht. Erschrocken fuhr Will herum. Genau wie Saskia starrte er dorthin, wo die Realität einen blutfarbenen Riss bekommen hatte, der immer weiter und weiter aufsprang. Der heiße Wind schoss daraus hervor und trug einen undefinierbaren, ätzenden Gestank mit sich, der in den Lungen brannte. Will wusste nicht, was er da anstarrte, aber es löste ihn ihm gleichzeitig höchste Panik aus - und gleichzeitig ein grausam endgültiges Gefühl von Resignation, als bliebe ihm nichts übrig, als sich zusammenzukauern und still ein unbestimmtes Schicksal zu erdulden.
    Die blutrot glühende, mittlerweile zwei Meter breite und hohe Spalte war wie ein Fenster in eine andere, groteske Welt, in der alles aus Grautönen und sinistren Schatten bestand. Will sah Wesen, die sich darin bewegten und entfernt menschlich waren, doch sobald sie in die Schatten gerieten, barsten sie schreiend und versprühten hellrotes Blut und andere bunte Flüssigkeiten. Andere Schatten zerliefen wie Tinte und sickerten vorwärts, rannen durch die graue Welt und versuchten, die Wesen zu berühren; sobald sie eines zu fassen bekamen, schössen lange Tentakel aus dem Schwarz und durchbohrten es, um es danach auseinanderzureißen. Saskia gab ein unverständliches Wimmern von sich und ließ den Arm sinken. Augenblicklich verschwand die Grauwelt. Will starrte nun in ein ... in ein Nichts? In ein weißes, reines Nichts, dessen Anblick im ersten Moment reinigend und tröstend auf ihn wirkte - und im nächsten Moment pure Angst auslöste! Will meinte, die Präsenz zahlreicher verängstigter Lebewesen in der blendenden Helligkeit zu fühlen, aber er erkannte sie nicht; das strahlende Licht hielt sie gefangen. Es erschien Will absurd, dass solche Reinheit derartige Empfindungen auslöste. In was blickte er? War es überhaupt Licht?
    »Saskia, was ...«
    Sie ächzte und sank auf die Knie.
    Eine unendliche Landschaft erschien im Riss, mit sanften Wiesen und einem hohen Himmel, über den kleine Wolken zogen; doch das Gras war blau, der Himmel grün und die Wolken von einem merkwürdigen, grellen Gelb!
    Noch bevor Will länger staunend hinschauen konnte, wechselte das Bild zu einem unendlichen, dunklen Ort, angefüllt mit wirbelndem Staub und zuckenden Stichflammen, die aus dem Nichts

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