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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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verrieten ihre immense Furcht. Dazu war sie noch extrem kurzatmig. Justine öffnete die andere Seite, und mit einem leisen Schrei fuhr die Dame zurück, der Mops röchelte aufgeregt und streckte die Zunge heraus.
    »Bonjour.« Sie schaute verwundert an der Frau vorbei zu Saskia. »Das soll er sein?« »Nein, das ist er nicht. Es ist... eine Frau.«
    »Und eine fette, alte, hässliche noch dazu.« Justine nickte der Dame freundlich zu, schlug die Tür zu und schaute übers Wagendach hinweg zu Saskia. »Falscher Wagen, n'est-ce pas?« »Ich hätte schwören können ...« Sie machte einen Schritt zurück.
    »Es muss wohl ein paar Chrysler dieser Bauart und Lackierung geben. Hamburg ist groß.« Justine befand sich schon wieder auf dem Rückweg zum Geländewagen.
    Saskia betrachtete den Wagen noch einmal, während sie rückwärtsging, dann rannte sie zu dem beigefarbenen Jeep. Sie stiegen ein und fuhren los.
    Levantin kam aus dem Haus, in dem die beim Gassigehen verunglückte Dame lebte, und sah seinen Chauffeur benommen neben dem Chrysler auf dem Boden sitzen; Blut lief aus seiner Nase.
    Eine knappe Minute nur war er verschwunden gewesen, um in aller Eile das Asthma-Medikament der Frau zu holen, und schon war etwas vorgefallen? Erstaunt sah er die Straße hinauf - der Jeep war verschwunden!
    Augenblicklich kochte die Wut in Levantin hoch. Wut auf sich selbst, weich geworden zu sein und einer niederen Kreatur geholfen zu haben. Dabei war ihm die Zielperson entwischt! Was hatte ihn dazu veranlasst, diesen dicken, fetten Käfer vom Boden aufzuheben, anstatt ihn zu ignorieren oder zu zerstampfen?
    »Gut, dass Sie kommen!«, keuchte die Frau. »Zum Glück konnte Hemingway«, sie hob den Mops leicht an, »das Gesindel in die Flucht schlagen, bevor ...«
    Weiter kam sie nicht.
    Levantin griff nach ihrem weichen, fetten Hals, packte zu und riss sie aus dem Wagen. Die Frau wurde in hohem Bogen über den Vorgarten hinweg gegen die Wand ihres Hauses geschleudert und blieb dort mit seltsam verrenkten Gliedern liegen. Der Hund war auf dem Boden gelandet und watschelte zu seiner Herrin.
    Levantin wandte sich zu seinem Chauffeur um. In Zukunft würde er keinerlei Mitleid mehr zeigen. Wie in den alten Zeiten.
     
IX. KAPITEL
8. November
Deutschland, Hamburg, Innenstadt 
    Will drückte die Enter-Taste, und die letzte Mail machte sich auf den Weg zu Schmitti, seinem Kollegen aus früheren Tagen, der als Mediengestalter arbeitete und sich entsprechend mit passender Software auskannte. Eine Kopie ging jeweils an ein italienisches Museum, in dem Freunde von Justine arbeiteten. »Und jetzt bleibt uns nur eins«, sagte er seufzend. »Warten«, vollendete Saskia den Satz.
    Sie saßen im ersten Stock des Cable, in dem sich außer ihnen niemand sonst befand. So konnten sie ungestört vorgehen und sich dabei unterhalten, ohne dass ihnen jemand zuhörte. Saskia saß neben Will, wo sie den Scanner bedient hatte; Justine surfte an einem anderen PC im Internet und brachte sich Klick für Klick mit allem, was während ihres Höllentrips geschehen war, auf den aktuellen Stand.
    Will lehnte sich in dem quietschenden Stuhl zurück und starrte auf die Postfachanzeige. »Keine Ahnung, wie lange das dauern wird«, sagte er, um Saskias Frage zuvorzukommen. »Schmitti hat gesagt, er kümmert sich gleich darum.« Er nahm seinen Becher, in dem der Kaffee schwappte, und nippte daran. »Gehen wir in der Zwischenzeit zur Polizei? Kapler ist sicher ungeduldig geworden. Die Umstände unseres Verschwindens aus der Villa waren nicht die besten.« Er deutete verstohlen auf Justine.
    Saskia lächelte. »Sagen Sie, Justine, was passiert, wenn die Polizisten Ihre Fingerabdrücke untersuchen und durch das Strafregister laufen lassen?«
    »National oder international?«, fragte sie gelangweilt. Sie hatte sich über das Rauchverbot im Café hinweggesetzt, und nach einem kurzen drohenden Blick in Richtung Aufsicht kam auch niemand, der sie bat, das Zigarillo auszumachen.
    Allein ihre Rückfrage bewies Saskia, dass es besser war, keine weiteren Fragen zu stellen. »Also sollten wir uns Sorgen machen.«
    »Immerhin ist sie wegen ihrer Taten in der Hölle gelandet.« Will drehte sich mitsamt dem Drehstuhl zu ihr.
    »Du vergisst, dass ich tot bin«, sagte Justine zu Saskia. »Man hat mich zweifellos aus den Dateien gelöscht.« Sie kniff die Augen zusammen und schaute durch die Qualmwolke auf den Bildschirm.
    Will erhaschte einen Blick auf die Anzeige; es war keine

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