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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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britische Akzent in der für einen erwachsenen Mann eher hellen Stimme auf. »Ich muss Ihnen leider sagen, dass ich enttäuscht bin, was Ihre Aufsichtspflicht betrifft.«
    »Sie wissen es schon, Sir?«
    »Natürlich weiß ich es. Und wenn ich nicht mitten in einer sehr heiklen Mission stecken würde, wäre ich schon längst selbst in Hamburg. Warum höre ich so ein hohles Geräusch bei Ihnen - haben Sie den Lautsprecher angestellt?«
    »Ja, Sir.« Will merkte, wie er einen heißen Kopf bekam und sich wie ein ertappter Schuljunge fühlte. »Ich bin nicht...«
    Justine schüttelte energisch den Kopf, zeigte auf sich und Saskia und machte mit der Hand eine eindeutige Geste - sie hielt es für besser, sie nicht zu erwähnen.
    »... sicher, ob ich im Moment den Hörer längere Zeit am Ohr halten kann«, improvisierte Will. »Ich habe eine Verletzung am Rücken.«
    »Das tut mir leid«, sagte der Sir und klang nun nicht mehr ganz so vorwurfsvoll. »Also, fangen Sie an. Ich will genau wissen, was sich auf meinem Grund und Boden ereignet hat!« Will setzte sich in den Sessel, Saskia und Justine nahmen so leise wie möglich rechts und links von ihm auf Stühlen Platz. Er berichtete von den Geschehnissen der Nacht.
    Justine schaltete derweil den Fernseher ein, den Ton fast auf null reduziert, und zappte durch das Programm. Zur besten Nachrichtenzeit wurde den Zuschauern von der unvorstellbaren Tat berichtet, mal öffentlich-rechtlich nüchtern, mal privat, bunt und reißerisch. Will berichtete seinem Auftraggeber auch davon. Dann herrschte auf der anderen Seite der Leitung Schweigen. »Sir, sind Sie noch da?«
    »Wie ist die Tür geöffnet worden?«, fragte er bebend. »Ich weiß es nicht, Sir«, log Will, um Saskia nicht mit hineinzuziehen.
    »Es kann nur einer der Gäste Ihrer unerlaubten Party gewesen sein.«
    »Vermutlich, Sir.« Dann nahm er seinen Mut zusammen und stellte die Frage, die ihm auf der Seele brannte. »Sir, darf ich ganz offen sein? Sie haben nicht im Mindesten überrascht reagiert, als ich Ihnen berichtet habe, dass ich in der Kammer von etwas angegriffen wurde, das ich für einen Dämon halte. Jeder andere würde mich deswegen für verrückt halten. Kann ich eine Erklärung dafür haben? Was ist mit dieser Villa?«
    »Seien Sie froh, dass er Sie am Leben ließ«, sagte der Sir, ohne auf Wills Frage einzugehen. »Aber Sie müssen darauf vorbereitet sein, dass derjenige, der die Kammer geöffnet hat, noch am Leben sein kann - und wenn das so ist, wird er die Person höchstwahrscheinlich suchen.« Saskia hatte den Mund schon geöffnet, doch Justines Hand schoss nach vorne und verschloss sie. Will sagte schnell: »Um was zu tun?«
    »Um Sie zu töten«, erklärte der Sir kalt.
    Eiseskälte durchfuhr Will. Er wusste, dass ihm von Saskia keine Gefahr drohte - also gab es nur eine Erklärung: »Der Dämon ist also auch hinter mir her.«
    »Das Wesen, dem Sie begegnet sind, ist kein Dämon, Herr Gul, sondern ein Schutzgeist.« Will sah aus dem Augenwinkel, dass Justine ausgesprochen zufrieden aussah, so als wollte sie sagen: Hab ich's doch gewusst.
    »Er ist der Hüter des Artefakts, das seit langem von meiner Familie in dieser Kammer geschützt wird. Sein Auftrag ist es, jeden zu töten, der das Artefakt stehlen will oder auch nur Kenntnis davon erlangt.«
    »Dieser Geist hat all die Menschen für ... für Räuber gehalten?«, rief Will entsetzt. »Es war ein harmloses Fest, nichts weiter als ein harmloses Fest!«
    »Für ihn spielte es keine Rolle, ob es sich um zwei oder zweihundert Menschen handelte. Die Kammer ist geöffnet worden, und er tat das, wofür er vor langer Zeit sein Leben gelassen hat.« »Aber er hat Unschuldige ...«, begehrte Will bestürzt auf, wurde aber sofort unterbrochen. »Versuchen Sie nicht, Ihre Schuld auf jemand anderen zu übertragen, Herr Gul«, donnerte ihn der Sir an. »Das Blut dieser Menschen klebt an Ihren Händen, Sie sind für ihren Tod verantwortlich!«
    Will spürte, wie sich ihm vor Entsetzen die Kehle zuschnürte. Saskia wollte ihm mitfühlend eine Hand auf den Arm legen, riss sie aber kurz vorher zurück, als habe sie einen elektrischen Schlag erhalten; wahrscheinlich befürchtete sie, dass sie ihm wieder eine Vision schicken würde. Will sah sie hilfesuchend an. Noch nie hatte er sich so allein gefühlt wie in diesem Augenblick.
    »Wird ... wird es noch mehr Opfer geben, Sir? Der Geist hat sich zusammen mit dem Schwert aufgelöst, bevor er mich damit töten konnte.

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