Blutportale
summte es, die Tür sprang ein Stückchen weit auf. »En gueulant, ga marche«, kommentierte sie zufrieden und ignorierte das Rauchen-Verboten-Schild in der Halle.
Während sie auf den Fahrstuhl warteten, sagte Will nachdenklich: »Ich furchte, du hast mir auch eine Gabe verpasst.« Er berichtete den beiden Frauen von der Vision über das Gemetzel an den Polizisten und der Aushilfe des Internetcafes.
»Das ist dort also passiert, meinst du?« Justine legte den Kopf schief und wischte sich die Haarsträhnen aus den Augen. »Es wäre eine logische Erklärung für das Platzen der Scheiben. Wir sollten herausfinden, ob in dem Café wirklich geschehen ist, was Will gesehen hat. Auch wenn das keine guten Nachrichten wären.«
»Für die Menschen dort ganz sicher nicht«, sagte Saskia.
Justine verdrehte die Augen. Sie schien sich nicht um die Toten des Cafés zu kümmern. »Wenn dem so ist, hat uns der Dämon verfolgt, Saskia. Wir sollten beten, dass er unsere Spur verloren hat.«
Saskias Schuldgefühle wuchsen ins Unermessliche. »Entschuldige bitte vielmals, Will«, sagte sie. »Verdammt, ich richte nur Unheil an!«
»Hör auf damit, dir Vorwürfe zu machen - du hast diese Leute nicht getötet, du hast Will nur sehen lassen, was passieren wird«, stellte Justine richtig.
»Aber ...«
»Nichts aber, Madame«, unterbrach die Französin sie scharf. »Je schneller du dich damit abfindest, desto besser ist es für dich. Für uns alle.« Die Kabine hielt an, und sie schaute vorsichtig hinaus, eine Pistole unauffällig am langen Arm und halb im Mantel verborgen. »Ich ... ich würde es wahrscheinlich anders ausdrücken, aber sie hat recht, Saskia«, beruhigte Will sie. »Der Mann, der dich gezeichnet hat, trägt die Schuld an allem, was uns bislang widerfahren ist. Nicht du.«
Justine gab den beiden ein Zeichen, dass die Luft rein war. »Ich bin diesem Maitre allerdings sehr dankbar. Ohne ihn wäre ich noch immer in der Hölle.« Sie übernahm die Führung, jederzeit bereit, die Waffe zum Einsatz zu bringen. »Da vorn ist es.«
Saskia klopfte gegen die Tür; sie wurde sofort vom Professor geöffnet. Er trug einen dunkelbraunen Cordanzug. Die Hände steckten in Handschuhen. »Herein mit Ihnen.« Justine sicherte ihnen den Rücken und steckte die Pistole schließlich in die Manteltasche. »Und Sie sind?« Er richtete seine dunklen Augen auf sie.
»Eine Freundin von Madame Lange. Ich schulde ihr etwas, en fait.«
»Es freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte der Professor.
»Tut es das?« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schenkte dem Professor ein Lächeln, von dem Will nicht wusste, ob es gespielt oder echt war. »Man kann die gute Saskia derzeit nicht alleine lassen. Sehen Sie in mir einen ange gardien venu de l'enfer.«
»Ein Schutzengel aus der Hölle?« Der Professor zeigte einladend auf einen Sessel. »Das ist ein ungewöhnlicher Herkunftsort für einen Engel.«
»Ah. Luzifer war auch ein Engel, bevor er sich einen neuen Platz gesucht hat. Insofern ...« Justine hob vieldeutig die Schultern.
»Und Ihr Name, Mademoiselle, ist...?«, fragte er.
»... nicht von Bedeutung, Monsieur.« Nein, das Lächeln war eindeutig nicht echt. Und daher wohl auch alles andere als freundlich.
»Ich bin Will Gul«, stellte sich Will schnell vor, um von Justine abzulenken, und reichte dem Professor die Hand.
»Ich habe schon von Ihnen gehört, Herr Gul. Die ersten Nachrichten von Ihrer Party sind im Fernsehen.« Er ging zur Tür. »Ich muss gleich wieder los, Frau Lange, um mich um die Informationen zu kümmern, um die Sie mich gebeten haben. In knapp zwei Stunden sollte ich zurück sein. Machen Sie es sich bequem, und entspannen Sie sich. Hier wird Sie niemand finden. Die Wohnung gehört der union; wir bringen hier Gäste unter, denen daran gelegen ist, sich unentdeckt in Hamburg aufhalten zu können.« Er nickte in die Runde und verließ die Wohnung; der Schlüssel steckte von innen.
»War das nötig??«, fragte Saskia Justine wütend. »So mit ihm zu reden?«
»Er ist dein Freund - niemand hat gesagt, dass ich ihm trauen muss«, sagte sie unbekümmert. Will öffnete den Mund, um etwas zu sagen, als das Satellitentelefon klingelte. »Endlich«, stöhnte er. »Jetzt erfahren wir hoffentlich mehr über das Haus und seine Geheimnisse.« Schnell nahm er das Gespräch entgegen und aktivierte den Lautsprecher für die Frauen. »Sir?« »Was ist vorgefallen, Herr Gul?«, fragte der Sir. Wie immer fiel Will der starke
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