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Blutprinz (German Edition)

Blutprinz (German Edition)

Titel: Blutprinz (German Edition)
Autoren: J.K. Brandon , Liz Brandon
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hatte bereits zweimal versucht, sie anzurufen. Sie würde später zurückrufen. Zunächst wollte sie herausfinden, wo sie gelandet war. Sie legte die Handtasche auf den Sessel, griff nach dem Bademantel und schlüpfte in den weichen Frotteestoff.
    Wie erhofft war das Zimmer nicht abgeschlossen und Natalie öffnete die Tür einen Spalt breit. Warme Luft strömte in ihr Gesicht und trug den Duft von frisch gebrühtem Kaffee mit sich. Die sanften Töne klassischer Musik fluteten den Korridor, der sich links und rechts von der Zimmertür erstreckte. An den Wänden hingen Gemälde in schweren, mit rissigem Blattgold bedeckten Rahmen. Die Bilder trugen die Handschriften von Picasso, Van Gogh und Rubens, wie Natalie anhand der Stile vermutete und sofern es sich um keine billigen Fälschungen handelte, waren diese Malereien Millionen wert.
    Der Anblick des prunkvollen Korridors erinnerte Natalie an einen Abend in einem New Yorker Nobelhotel. Ein reicher Kunde ihres damaligen Chefs hatte sie dorthin verschleppt, unter dem Vorwand, er wolle nur die Auftragspapiere holen.
    Im Gegensatz zu Tina genügten Natalie aber keine teuren Geschenke, um für eine Nacht zu vergessen, wer sie war. Sie wollte mehr als nur das Sexspielzeug eines verheirateten, reichen Wirtschaftsbarons sein. Jedoch hatte sie ihre Entscheidung, den weißhaarigen Mittsechziger mit einer dicken Beule in der Hose und einem vor blinder Geilheit glänzenden Blick in der Suite alleine zurückzulassen, beinahe den Job im Architekturbüro gekostet. Nach diesem Abend hatte der Kerl seinen Auftrag zurückgezogen und ihr Chef wenig Verständnis für Natalies ‚kleinliches Getue’ gezeigt, das ihn Millionen gekostet hatte. Nur die Androhung, an die Öffentlichkeit zu gehen und wegen sexueller Belästigung zu klagen, hatte sie vor der Ungerechtigkeit des Jobverlustes bewahrt. Das war der Moment gewesen, in dem sie ernsthaft begonnen hatte, an ein eigenes Unternehmen zu denken.
    Natalie verdrängte die Gedanken an diesen unheilvollen Abend und trat auf den Korridor. Sie zog die Tür hinter sich ins Schloss und lauschte. Die klassische Musik kam aus allen Richtungen und war als Orientierungshilfe wenig geeignet. Willkürlich wandte sich Natalie nach rechts und folgte dem Gang, der nach etwa zehn Metern links abbog. Der Korridor verlief von hier aus weitere zwanzig Meter in gerader Linie und endete schließlich an einem gemauerten Rundbogendurchgang. Auf der rechten Seite des Ganges befanden sich zwei weitere Türen, während die linke Wand von einer Sammlung mittelalterlicher Zierwaffen dominiert wurde. Natalies Aufmerksamkeit galt jedoch dem Durchgang. Unter den Klang von Geige und Klavier mischte sich das Klirren von Geschirr.
    Mit klopfendem Herzen durchquerte Natalie den Gang und blieb einen Schritt vor dem Durchgang stehen. Sie spähte mit einem unsicheren Gefühl in der Magengrube in einen weitläufigen Wohnraum. Vor ihr stand eine Sitzgruppe aus Designermöbeln. Dahinter erstreckte sich eine Glasfront über die gesamte Länge des Raumes, durch die man auf ein Dächermeer blickte.
    Dann sah sie ihn. Links von der Sitzgruppe, an einem reichlich gedeckten Esstisch aus grobschlächtigem Holz, saß der Mann, der Natalies Herz um einiges schneller schlagen ließ und im selben Moment zutiefst verwirrte. André Barov. An diesem Morgen trug er ein anthrazitfarbenes Hemd und eine schwarze Hose. Seine schwarzen Haare waren nach hinten gekämmt und ließen sein Gesicht hart und streng aussehen. Lässig saß er auf einem Stuhl, blätterte in der Morgenzeitung und trank nebenbei eine Tasse Kaffe.
    „Was machen Sie denn hier?“ fragte Natalie erstaunt.
    Die Kaffeetasse in seiner Hand stoppte auf halbem Weg und über ihren Rand sah er sie mit erhobenen Augenbrauen an.
    „Wohnen.“
    Für einen Moment wusste sie nicht, was sie sagen sollte, aber André schenkte ihr ein warmes Lächeln, erhob sich und fragte wie es ihr gehe. Verlegen strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    „Wie nach einem Boxkampf“, antwortete sie und tastete über die Schwellung auf ihrer Stirn.
    Sie wich Andrés Blick aus und schaute sich im Raum um. Die Innenarchitektin in ihr sog jedes Detail auf. Rechts von der Designersitzgruppe erstreckte sich ein Musikbereich mit einem Bösendorfer Klavier, einer altmodischen Stereoanlage und zwei riesigen Regalen, die mit CDs und Schallplatten vollgestopft waren. Die Wand links vom Rundbogen bestand aus mehrteiligen Schiebeelementen, hinter denen Natalie
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