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Blutprinz (German Edition)

Blutprinz (German Edition)

Titel: Blutprinz (German Edition)
Autoren: J.K. Brandon , Liz Brandon
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erklangen Geralds Schritte im Gang und das Clanoberhaupt der Vermonts erschien im Wohnraum. Sein Gesicht war von Strapazen gezeichnet, tiefschwarze Ringe lagen unter seinen Augen und in seinem Blick sah André, dass Gerald lange nicht getrunken und geschlafen hatte. Sie konnten zwar mehrere Tage ohne ihren Schlaf auskommen, der einer tranceartigen Meditation gleichkam und von den Menschen im Mittelalter mit der Totenstarre verwechselt wurde, doch irgendwann verlangte auch der Körper eines Vampirs nach Ruhe.
    „Ich habe sie gesehen“, sagte Gerald und seine Stimme klang müde.
    „Setzt Euch, ich bringe Euch etwas zu trinken.“ André wich Geralds Worten aus und verließ den Raum, um etwas Blut aus dem Schrank im Panikraum zu holen.
    „War Euch dieses Video noch nicht genug?“, fragte Gerald mit einer Schärfe, die aller Müdigkeit trotzte. „Ich verstehe Euch nicht, André. Ihr wart immer einer der Vernünftigsten im Rat.“ Er nahm das Fläschchen, das André ihm reichte, und trank das Blut aus. Sofort ging die Energie in Geralds Körper über und wischte den Schatten der Müdigkeit von seinem Gesicht.
    „Die Halbblüter haben sie wiedererkannt.“
    „Ich weiß, meine Leute haben die Leichen beseitigt.“
    André schüttelte den Kopf. „Es ist wie eine unsichtbare Verbindung, gegen die ich nicht ankämpfen kann. Natalie Adam beherrscht meine Gedanken, auch wenn ich es immerzu leugne. Meine Gefühle zerreißen mich innerlich.“
    „Ich wünschte ich könnte Euch helfen, mein Freund. Aber ich kann Euch nur wieder raten, diese Verbindung zu beenden. Das Chaos nimmt mit jedem Tag zu, Menschen werden nachts von Halbblütern überfallen. Ich bitte Euch, der Rat braucht Eure starke Hand.“
    „Hattet Ihr Erfolg mit Eurer Spur, die nach London führte?“, fragte André, um das Thema zu wechseln.
    „Es hat mich viel Energie gekostet“, antwortete Gerald. „Aber mein Verdacht scheint nicht unbegründet zu sein.“
    „Wissen wir, wer dieser Zacharias ist und welches Motiv ihn antreiben könnte?“
    Gerald schüttelte den Kopf. „Wir beobachten ihn und verfolgen jeden seiner Schritte. Meine Agenten haben nun auch den Namen des Assassinen bestätigt, der meinen Bruder getötet hat. Sein Name ist Jorog.“
    Der Name war André im Grunde gleich. Die Assassinen waren Bastarde, schreckliche Missgeburten, die unehrenhaften Verbindungen und ungewollten Metamorphosen durch Tierblut entstammten. Sie galten als Einzelgänger, denn die wenigsten von ihnen gehörten einer Familie an.
    „Ich habe versucht, etwas über Jorog zu finden. Aber es gibt keine schlüssigen Berichte, nur wirre Gerüchte über einen angeblichen Assassinen-Clan, der im Untergrund lebt und von Jorog angeführt wird. Sie bieten ihre Dienste als Späher und Kopfgeldjäger an. Ein anderes Gerücht spricht davon, dass Zacharias, Jorog und dessen Assassinen Unterstützung seitens der Grey-Familie zugesprochen hat“, erklärte Gerald. „Was werdet Ihr nun mit Natalie Adam tun? Habt ihr jemals über die Möglichkeit der Metamorphose nachgedacht?“
    „Nein.“ André biss sich auf die Unterlippe.
    „Natalie Adam scheint eine starke Frau zu sein. Sollte sie eine von uns werden, so könnten wir die Gemüter vielleicht besänftigen.“
    „Ihr wisst um Alessandras Schicksal. Ich könnte es kein zweites Mal ertragen.“
    „Lasst es Euch durch den Kopf gehen, ansonsten trennt Euch von jeglichem Gedanken an sie. Denkt an Eure Position. Eure Gefühle sind für das Volk irrelevant, sie würden es nicht verstehen. Ihr müsst Stärke demonstrieren.“

26.
     
London, 11. Juni 2007
     
    Ü berall auf seinem Schreibtisch verstreut lagen handgeschriebene Berichte und Zeitungsartikel. Zacharias atmete schwer und klammerte sich an die Lehnen des Drehstuhls. Die letzten Wochen hatten ihn viel Kraft und Energie gekostet und er hatte sein Büro in der Londoner Innenstadt kaum verlassen. Wehmütig sehnte er sich nach seinem Haus am Stadtrand, nach seinem einfachen Leben als James Graham, und seinen ruhigen Nachmittagen bei einem Buch und einer Tasse Tee. Marys Grab hatte er schon seit Tagen nicht mehr besucht. Die Blumen waren bestimmt welk geworden, die Erde trocken und klumpig. Mary würde ihm seine Nachlässigkeit verzeihen. Sie war immer ein gutmütiger, rechtschaffener Mensch gewesen und sie hätte ihn unterstützt. Doch damals hatte er noch nicht den Mut besessen, sich gegen die Ungerechtigkeit aufzulehnen. Auch jetzt noch war er, James Graham, kein sehr mutiger
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