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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Der Arsch war eine wandelnde Zeitbombe. Ich dachte, ich tu dir einen Gefallen, wenn ich ihn aus dem Weg räume.
    – Das ist prinzipiell auch richtig. Aber er war ein vollwertiges Mitglied der Society, was die ganze Sache, nun ja, etwas verkompliziert. Natürlich stehen wir prinzipiell jedem Akt der Gewalt gegen die nichtinfizierte Bevölkerung ablehnend gegenüber. So ein Verhalten verstärkt nur die Ressentiments den Infizierten gegenüber. Eine Tendenz, die sich nachteilig auf unseren Plan, an die Öffentlichkeit zu gehen, auswirkt. Aber immerhin war er einer von uns, und wir haben feste Regeln, wie mit so einer Situation umzugehen ist. Wir hätten es vorgezogen, wenn er überwältigt und zu uns gebracht worden wäre. Vielleicht hätten wir ihn von seinem Trip runterholen und rausfinden können, was Sache ist. Danach hätten wir so eine Art Tribunal einberufen und geklärt, ob er den Umständen entsprechend wirklich so unverantwortlich gehandelt hat. Anschließend hätte er sich wohl gewissen erzieherischen Maßnahmen unterziehen müssen. Du weißt doch, Selbstjustiz und Gewalt sind keine Taktiken, die wir gutheißen.
    – Schon komisch, als ich noch für dich gearbeitet habe, war das anders.
    Er sieht mich über seine Brille hinweg an.
    – Immer fair bleiben, Joe. Rein technisch gesehen war das damals keine Selbstjustiz, sondern nur ein Kampf für die Prinzipien der Society. Das ist etwas ganz anderes.
    – An Tribunale kann ich mich auch nicht erinnern, Terry. Nur, dass du mich manchmal zur Seite genommen und mir einen Namen ins Ohr geflüstert hast.
    – Tja. Das ist wohl wahr.
    Er steht auf, und schüttet den restlichen Inhalt der Tasse in den Ausguss.
    – Aber das war eine andere Ära. Damals konnten wir uns ordentliche Gerichtsverhandlungen und solche Sachen nicht leisten. Da hat sich viel geändert.
    – Aha. Flüsterst du Tom nichts ins Ohr? So wie mir? Terry, ist Auftragsmord bei euch plötzlich aus der Mode gekommen?
    Er wäscht seine Tasse ab, stellt sie auf ein Regal, lehnt sich mit der Hüfte gegen das Spülbecken und sieht mich an.
    – Joe. Es hilft doch nichts, sich über längst vergangene Dinge zu unterhalten. Das bringt niemandem was. Zugegeben, damals hatten wir andere Methoden. Klar. Aber das hat keine Auswirkungen auf die Gegenwart. Wer in der Vergangenheit lebt, kann nichts verändern. Und die Society steht ja gerade für Veränderung. Reden können viele, es kommt aber darauf an, die Welt zu verändern.
    Ich denke an das Mietshaus, in dem wir uns befinden. Terry hat es sich mit einer Reihe von mehr oder weniger illegalen Tricks unter den Nagel gerissen, genau wie eine ganze Reihe weiterer Gebäude in der Gegend. Ich denke an seine Partisanen, die in der Mietskaserne über uns untergebracht sind, und an die Truppen, die er im Notfall mobilisieren kann. Und ich denke daran, wie es früher war, in den Siebzigern. Zehn Jahre nach ihrer Gründung wurde ich in die Society aufgenommen, zehn Jahre, nachdem Terrys Minirevolution die Koalition zwang, ihm einen Teil ihres Territoriums abzutreten.
    Wir hatten damals wirklich andere Methoden. Die Spitzel der Koalition waren überall, und noch dazu mussten wir uns gegen die kleineren Clans verteidigen. Schließlich hoben wir einen neuen Clan aus der Taufe, der aus verschiedenen Splittergruppen bestand: den Sozialisten, der Frauenbewegung, den Anarchisten und allen anderen, die bereit waren, sich uns anzuschließen. Als ich infiziert wurde, hatte Terry seine Armee so gut wie beisammen, aber es kostete ihn große Mühe, alle unter seine Kontrolle zu bringen. Ich habe meinen Teil dazu beigetragen. Er hat mir im Lauf der Zeit nicht nur einen Namen ins Ohr geflüstert. Ich habe weiß Gott genug gesehen, um zu wissen, welche Methoden notwendig sind, um die Welt zu verändern.
    – Klar doch, Terry. Lassen wir die Vergangenheit ruhen. Komm doch einfach zum Punkt, ja? Erzähl mir von dem Job.
    Er kehrt wieder an den Tisch zurück.
    – Na gut. Pass auf. Bis jetzt weiß keiner was über den Vorfall, also bleibt die Sache vorerst unter uns. Okay? Ich will’s mal so ausdrücken, hier geht es weniger um die Sicherheit der Society, das Ganze ist eher ein gesamtgesellschaftliches Problem.
    – Soll mir recht sein.
    – Gut. Sehr gut. Also, der Typ von letzter Nacht, und zuckender Spinner ist nicht unbedingt der Ausdruck, den ich benutzen würde, er war mehr oder weniger noch ein Kind. In jeder Beziehung. Er war ziemlich jung und erst kürzlich infiziert.
    – Ein

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