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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Ich weiß nicht genau, welche Sicherheitsmaßnahmen sie noch getroffen haben oder wie viele Partisanen darin verschanzt sind, aber Hurley ist eigentlich alles, was sie brauchen. Er lehnt vor mir an dem bedauernswerten Türrahmen. Wenn er sich zu heftig bewegt, könnte das ganze Gebäude in sich zusammenstürzen.
    – Brauchst du was, Joe?
    – Ist Terry da?
    – Jep.
    Wir stehen uns am Hauseingang gegenüber, und er verstellt mir den Weg. Ich will rein. Aber nicht so dringend, dass ich mich dafür mit Hurley anlegen würde. Der Kerl ist schon seit der Prohibition unterwegs. Man will sich gar nicht vorstellen, wie abgebrüht man sein muss, um so lange durchzuhalten. Hurley macht keine Anstalten, sich zu bewegen. Er könnte die ganze Nacht hier stehen und sich nicht einen Millimeter von der Stelle rühren. Nicht, dass er so eine Art zenmäßige Engelsgeduld hätte. Er ist einfach zu bescheuert, um sich zu langweilen.
    – Glaubst du, ich könnte mal mit ihm reden?
    – Hast du ’nen Termin?
    – Einen Termin?
    – Jep.
    – Seit wann braucht man denn bei Terry einen Termin?
    Jemand tritt hinter Hurley aus dem Schatten.
    – Seit ich für die Sicherheit zuständig bin.
    Ich mustere ihn von oben bis unten.
    – Abend, Tom. Sieht aus, als hättest du endlich die Beförderung bekommen, die du so dringend wolltest.
    – Keine Scheißbeförderung, Arschloch. Die Society ist keine verfickte Firma. Sie ist ein Kollektiv. Ich wurde demokratisch auf diesen Posten gewählt.
    – Na klar. Wie du meinst. Hat wohl gar nichts damit zu tun, dass Terry dich protegiert hat.
    Er will schon auf mich losgehen, reißt sich aber im letzten Moment zusammen.
    – Okay, okay. Du kannst meinetwegen denken, was du willst, Pitt. Ist mir egal. Und weißt du, wieso?
    – Nein. Bitte, bitte, erzähl’s mir.
    – Weil du nur ein dummer kleiner Arsch bist, der draußen steht und rein will. Und alles, was ich tun muss, um dich loszuwerden, ist Folgendes.
    Er schlägt mir die Tür vor der Nase zu.
    Scheiße, so leicht wird er mich nicht los.
    Ich drücke auf alle Klingelknöpfe gleichzeitig. Es dauert ungefähr eine Minute, bis sich die Tür wieder öffnet.
    – Hör mit dem Scheiß auf, Pitt!
    Ich nehme meine Hand von der Klingel.
    – Hi Tom! Ist Terry da?
    – Du hast keinen Scheißtermin. Kein Termin, kein Terry.
    Er wirft die Tür zu. Ich klingle. Er reißt sie wieder auf.
    – Hi Tom! Ist Terry da?
    – Hurley, schaff mir diesen Kerl vom Hals.
    Hurley kommt langsam auf mich zu.
    – Kein’ Schritt weiter, Pitt.
    – Hey, Hurl, das reimt sich ja.
    Er deutet auf die Treppenstufen.
    – Willst du da runtergehen oder lieber runterfallen?
    Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und spähe über seine Schulter hinweg nach Tom.
    – Angenommen, ich möchte einen Termin ausmachen. Was muss ich tun?
    Tom lächelt.
    – So einer wie du? Einer von Terrys alten Kumpels?
    – Genau. So einer wie ich.
    – Tja, ich würde sagen, du kriegst einen Termin, wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen. Schreib’s dir in deinen Terminkalender.
    – Das ist aber noch lange hin.
    – Hurley.
    Hurley dreht sich um und wirft einen Blick hinter Tom.
    – Ja, Terry?
    – Was ist denn los?
    – Joe hier will reinkommen.
    – Und warum steht der gute Mann dann noch da draußen?
    – Hat kein’ Termin.
    – Ist schon okay. Lass ihn rein.
    Tom wirbelt herum, dass seine Dreadlocks nur so durch die Gegend fliegen.
    – Was soll der Scheiß? Er hat keinen Termin.
    – Kein Problem, Tom. Eigentlich hab ich im Moment nicht so viel zu tun. Bleib locker.
    – Darum geht’s ja nicht. Aber ich muss jeden gründlich überprüfen.
    – Klar. Trotzdem müssen wir flexibel bleiben.
    – Aber die Sicherheit...
    – Klar, Sicherheit ist wichtig. Aber das ist doch Joe. Wir kennen doch alle Joe.
    Ich hebe die Hand.
    – Hey, Terry, ich will keinen Stress machen. Gib mir einfach einen Termin. Kein Problem.
    – Nein, nein. Komm rein.
    – Sicher?
    Ich gehe auf die Tür zu. Hurley tritt zur Seite, und Tom stellt sich mir in den Weg.
    – Ich bin hier für die Sicherheit zuständig. Und dieses Arschloch hier wurde nicht überprüft.
    Terry nimmt seine John-Lennon-Brille ab und putzt sie sich mit seinem Monterey-Festival-T-Shirt.
    – Ja, schon klar, Sicherheit und alles, aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir eine gemeinnützige Organisation sind. Sicherheit ist wichtig, aber wir müssen auch an die Bedürfnisse der Gemeinschaft denken. Wo kommen wir denn da hin? Joe ist Teil unserer

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