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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Ich will ja auch keine Karriere aufbauen. Ich brauche Kohle, damit ich meinen Vorrat wieder aufstocken kann.
    Er zuckt mit den Schultern.
    – Ich weiß nicht so recht, wie wir dir da weiterhelfen können. Versteh mich nicht falsch, wenn’s dir wirklich so dreckig geht, könnten wir dir eventuell was vorschießen. Aber unsere Ressourcen sind begrenzt, wie du weißt.
    – Klar.
    – Alles, was wir besitzen, stellen wir in den Dienst unserer Sache, Joe. Die Welt ändert sich nicht von allein.
    – Klar.
    – Die Society bemüht sich stets, ohne Ausnahme allen zu helfen, die vom Vyrus betroffen sind. Aber die Gruppe, die die oft mühselige Arbeit auf sich nimmt, die Infizierten in die Gesellschaft zu integrieren, muss an erster Stelle stehen.
    – Verstehe.
    Er nimmt einen tiefen Schluck von seiner widerlichen Brühe und überlegt kurz, bevor er fortfährt.
    – Wenn du einer von uns wärst, so wie früher, dann läge die Sache natürlich anders. Wir haben für solche Fälle spezielle Hilfsprogramme. Aber nicht für einen Unabhängigen. Selbst wenn wir ihn als Verbündeten schätzen, so wie dich. Was soll ich sagen? Die Mechanismen der Nächstenliebe sind komplizierter, als sie sein sollten.
    – Ist das ein Angebot?
    Er öffnet den Mund.
    – Ein Angebot?
    – Soll ich wieder bei euch einsteigen?
    Er schwenkt seine Tasse.
    – Aber Joe. Wenn du wieder zu uns kommen willst, musst du doch nur fragen.
    Er nippt an seinem Tee und beobachtet mich durch den Dampf, der aus der Tasse aufsteigt.
    – Ich frage aber nicht.
    – Schade, Mann. Zu schade.
    – Außerdem hast du doch schon einen Sicherheitschef. Wozu brauchst du mich dann noch?
    Er stellt die Tasse auf den Tisch.
    – Sag mal, Joe, braucht dein Ego Streicheleinheiten? Ist dein Selbstwertgefühl so weit gesunken, dass es schon einen alten Freund wie mich braucht, um dich daran zu erinnern, wie wichtig du für unsere Sache bist?
    Ich stehe auf.
    – Du bist nicht mein Freund.
    Ich gehe zur Tür.
    – O doch. Mehr, als du denkst. Das kann ich sogar beweisen.
    Ich halte inne.
    – Wie das?
    – Setz dich.
    Ich bleibe stehen.
    – Jetzt setz dich wieder hin, Joe. Erzähl mir, was letzte Nacht im Doc Holiday’s passiert ist.
    Ich stehe immer noch in der Tür.
    – Ein Kerl ist durchgeknallt. War auf dem falschen Trip. Ich hab mich um ihn gekümmert, bevor er groß Aufsehen erregen konnte. Warum interessiert dich das?
    Er hebt die Tasse wieder.
    – Weil er einer von uns war.
    – Und was interessiert mich das?
    Er nippt, schluckt und grinst.
    – Unter Umständen könnte ein Job für dich dabei rausspringen.
    Ich setze mich.
    Terry ist über alles, was auf dem Gebiet der Society vor sich geht, genau im Bilde. Er kriegt unweigerlich alles mit, was zwischen Fourteenth und Houston, Fifth Avenue und East River abläuft. Besonders, wenn es mit dem Vyrus zu tun hat. Kein Wunder, denn das erklärte Ziel der Society und Terrys persönlicher Wunschtraum ist es, die Infizierten in die Gesellschaft zu integrieren und alle Clans zu vereinigen, so dass die Gemeinschaft vyral infizierter Personen eine politische Macht bildet. Er glaubt, wenn wir die ganze Sache an die Öffentlichkeit bringen, wird sich die Menschheit auf der Stelle daran machen, ein Heilmittel für das Vyrus zu entwickeln. Eine schöne Illusion, an die ich selbst auch lange geglaubt habe. Aber dann bin ich aufgewacht. Für Aufsehen würde unsere verschwiegene Gemeinschaft auf jeden Fall sorgen. Nur, dass man uns anschließend alle in eine Art Konzentrationslager stecken würde.
    Aber Terry hält unbeirrt an seinem Traum fest. Er beobachtet die neuesten Entwicklungen sehr genau, damit nichts und niemand seine langfristigen Pläne durchkreuzt. Pläne, von denen ich manchmal denke, dass sie mit dem politisch korrekten, gesellschaftlich orientierten Gesülze der Society nicht das Geringste zu tun haben.
     
    – Und jeder hat gesehen, dass du mit dem Typen weggefahren bist?
    – Ja.
    – Die Cops waren auch schon unterwegs?
    – Ja, aber das spielt keine Rolle. Die Barkeeper wissen genau, was sie mir schuldig sind. Schließlich habe ich ihnen den zuckenden Spinner vom Hals geschafft. Und jeder andere, der mich kennt, wird garantiert auch sein Maul halten.
    – Und die, hm, rechtschaffenen Bürger der Stadt?
    – Haben nichts mitbekommen. Großer Typ kommt, steckt Spinner in Taxi, fährt ab. Fertig. Was sollen die Cops damit anfangen?
    – Verstehe. Trotzdem hättest du nicht so grob mit ihm umspringen müssen.
    – Grob?

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