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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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ist merkwürdig. Wahrscheinlich liegt es an dem Zeug, das er sich im Klo reingezogen hat. Ein Wunder, dass ich es rieche. Da das Vyrus sofort alles neutralisiert, was in den Blutkreislauf gelangt, muss es verdammt harter Stoff gewesen sein. Würde mich schon interessieren, was er da genommen hat. Wäre bestimmt nett, das Zeug selbst mal auszuprobieren, einfach nur so zur Entspannung. Himmel, schließlich habe ich eine ganze Flasche Bourbon so gut wie ausgetrunken und bin nicht mal angeheitert. Der Spinner zappelt in meinen Armen. Zeit, sich um ihn zu kümmern.
    Ich breche ihm das Genick, schubse ihn kräftig und beobachte, wie er die Treppe runterfällt. Anders als bei normalen Menschen wird ihn ein gebrochenes Genick nicht auf der Stelle töten. Bricht man einem normalen Menschen das Genick, wird die Medulla Oblongata zerstört und damit die Nervenverbindung zwischen Hirn und Körper gekappt. Alle autonomen Körperfunktionen wie das Atmen der Lunge oder der Herzschlag setzen sofort aus. Der Vyrus hingegen programmiert den Körper, den er befällt, sozusagen um. Zum Beispiel reichert er das Blut extrem mit Sauerstoff an. Es gibt noch eine Reihe weiterer Dinge, aber da blicke ich nicht so recht durch. Jedenfalls kann der Spinner nicht mehr aufstehen, aber er hat noch genügend Sauerstoff im Hirn, um die nächsten Minuten bewusst mitzukriegen. Er kann von Glück sagen, dass er high ist.
    Ich stecke mir eine Zigarette zwischen die Lippen, zünde sie an und gehe über die Brücke zurück. Ich muss bis zur Avenue B latschen, um ein Taxi zu bekommen, aber trotzdem bin ich nur ein paar Minuten nach der vereinbarten Zeit zu Hause.
     
    Wir können nicht lange ausschlafen.
    Evie arbeitet hinter der Theke. Für gewöhnlich kriecht sie also erst bei Sonnenaufgang ins Bett. Und selbst wenn sie nicht arbeitet, kann sie selten vor dem Morgengrauen einschlafen. Ich bin ebenfalls eine Nachteule, aber aus anderen Gründen. Trotzdem stehen wir am nächsten Tag ziemlich früh auf. Früh für unsere Verhältnisse zumindest, also so gegen Nachmittag. Evie hat einen Termin.
    Ich greife nach meinen Zigaretten, während sie unter der Decke hervorkrabbelt.
    – Was hast du heute vor?
    – Meine Virenbelastung wird getestet.
    – Ach ja, stimmt.
    Ich sitze rauchend auf der Bettkante und beobachte Evie, die sich im Badezimmer den Mund ausspült und Zahnpastaschaum ins Waschbecken spuckt.
    – Ist es schlimmer geworden?
    – Nö. Mir ist schlecht, ich muss kotzen. Das Übliche.
    – Okay.
    Sie kniet sich vor ihre große schwarze Ledertasche und dreht mir den Rücken zu. Sie trägt ein Höschen und ein altes Doppelrippunterhemd von mir. Ich betrachte ihren Hintern, während sie in ihrer Tasche herumkramt.
    – Wie viel hast du gestern getrunken?
    Sie kramt weiter in ihrer Tasche.
    – Weniger als du. Viel weniger.
    – Das heißt gar nichts.
    – Ich weiß.
    Sie zieht ein Fläschchen mit Tabletten aus der Tasche und fischt eine Kapsel heraus. Dann holt sie eine Schachtel hervor und nimmt daraus zwei weitere Tabletten. Sie stopft sie in ihren Mund und hält mir die Hand hin. Ich gebe ihr das Wasserglas vom Nachttisch, und sie spült die Pillen hinunter.
    – Sollst du das Kaletra nicht zum Essen nehmen?
    Sie quetscht sich in die enge Lederhose, die sie auch letzte Nacht anhatte.
    – Hab keinen Hunger.
    – Wie meinst du das?
    Sie zieht sich das Unterhemd über den Kopf. Ich starre auf ihre sommersprossenübersäten Brüste, bis sie sie mit dem Jack-Daniel’s-T-Shirt verdeckt.
    – So wie ich’s sag. Keinen Hunger.
    – Im Sinne von einfach kein Hunger oder im Sinne von das ist eine der Nebenwirkungen?
    Sie steht vor dem Spiegel auf der Rückseite der Schranktür und fängt an, eine Bürste durch ihr Haar zu ziehen.
    – Keinen Hunger im Sinne von: Ich hab’ im Moment keinen verdammten Scheißhunger. Okay?
    – Klar. Okay.
    Ich stehe auf und schließe die Badezimmertür hinter mir. Was ich im Spiegel sehe, ist kein schöner Anblick. Ich spritze mir Wasser ins Gesicht und betätige unnötigerweise die Klospülung. Dann lege ich mich wieder aufs Bett und nehme noch eine Zigarette aus der Packung. Evie hat sich das Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie schlüpft in ihre große, schwarze Motorradjacke, die nur aus Reißverschlüssen und Schnallen besteht. Ich zünde die Zigarette an.
    – Bist du warm genug angezogen?
    Sie hebt eine Hand.
    – Es reicht, Joe.
    – Ich frag ja nur.
    – Und ich sage, es reicht. Ich weiß, dass du dir

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