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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Schwitzkasten nehmen und hier rausschaffen. Danach muss ich mir irgendeine Geschichte einfallen lassen, die ich den Gästen erzähle. Vielleicht, dass ich ihn kenne und mich um ihn kümmern werde. Jedenfalls muss ich ihn von hier wegschaffen, bevor die Cops auftauchen, an einen sicheren Ort bringen, wo ich ihn loswerden kann, bevor er noch mal so eine Show abzieht. Das ist der Plan. Leider schüttelt der Irre mich einfach von seinem Rücken und schleudert mich gegen die Fensterscheibe. Als ich entgegen seinen Erwartungen davon abpralle, statt hindurchzukrachen, packt er mich an den Haaren und versucht, meinen Schädel durch das Glas zu stoßen. Aber ich habe Glück. Trotz seiner Schnelligkeit und Kraft ist er ein lausiger Kämpfer.
     
    Sobald er auf dem Gehweg liegt, kann ich das tun, was ich eigentlich schon in der Bar mit ihm vorhatte: Ich ramme meine Knie in seinen Rücken, presse ihn gegen den dreckigen Asphalt, lege einen Arm um seinen Hals und drücke zu. Ich unterbreche die Sauerstoffzufuhr so lange, bis er endlich einschläft. Vorher schlägt er natürlich wie wild um sich. Ich muss so richtig fest zupacken, damit er mich nicht abwirft, aber sobald ich ihn erst einmal im Schwitzkasten habe, klammere ich mich an ihn wie eine Klette. Als er schön schläfrig und umgänglich ist, werfe ich ihn mir über die Schulter und deute auf eine der Bedienungen, die zusieht, um das Ende der ganzen Geschichte nicht zu verpassen.
    – Ruf mir ein Taxi, ja?
    – Der Krankenwagen ist schon unterwegs.
    – Die sollen sich um Gears kümmern. Ich kenn den Typen hier. Den bring ich jetzt zu seinem Bewährungshelfer. Hoffe, dass er eines Tages endlich mit dem Scheiß aufhört.
    – Was ist mit den Cops? Und mit der Fensterscheibe?
    – Jetzt mal halblang. Ich hab euch schon den Typen vom Hals geschafft. Also komm mir nicht so.
    – Schon gut.
    Sie hält ein Taxi an.
    Der Taxifahrer sieht nicht besonders glücklich aus, als ich mit dem blutüberströmten Kerl einsteige. Aber er merkt schnell, dass ich nicht in der Stimmung für lange Diskussionen bin, und reicht mir einen schmutzigen Lappen, den ich auf das Gesicht des Spinners lege. Bevor wir wegfahren, kommt Evie angelaufen und reicht mir meine Zigaretten und das Zippo durchs Fenster.
    – Soll ich mitkommen?
    – Ich schaff das schon.
    – Treffen wir uns später bei dir?
    – Ja. Ich werd nicht länger als eine halbe Stunde brauchen. Geht’s dir gut?
    – Lass uns jetzt nicht darüber reden.
    – Sorry. Tut mir leid, das Ganze.
    – Ist schon okay. Keiner kann behaupten, du wüsstest nicht, wie man einem Mädchen einen schönen Abend bereitet, Joe.
     
    Im Taxi droht der Spinner wieder aufzuwachen. Also drücke ich seine Luftröhre zu und schicke ihn zurück ins Reich der Träume, bevor er mir noch mehr Ärger machen kann. Das Taxi fährt mich zu den Baruch-Sozialbauten direkt unterhalb der Houston. Die liegen zwar außerhalb der Zone, in der ich mich sicher fühlen kann, andererseits erhebt niemand Anspruch auf diese Gegend. Der ideale Platz, um schnell mal jemanden verschwinden zu lassen. Ich schleppe den Irren auf die Fußgängerbrücke, die den FDR in Richtung East-River-Park überquert. Es ist zwei Uhr nachts an einem Dienstag. Die Autos dröhnen unter mir vorbei, aber die Flutlichtanlage der Sportplätze im Park wurde schon vor Stunden abgeschaltet. Glücklicherweise kann ich im Dunkeln ziemlich gut sehen. Es ist zu kalt, als dass irgendwelche Penner draußen schlafen könnten. Auf der anderen Seite des Parks kann ich schemenhaft ein Junkiepärchen erkennen, das auf einer Bank sitzt und den Fluss betrachtet. Am Ende der Betontreppe, die zum Park hinunterführt, halte ich kurz inne.
    Der Spinner lebt noch. Er lebt und stinkt nach Blut. Blut – ich würde mir ja gerne einen Liter oder zwei abzapfen und damit den rapide schwindenden Vorrat in meinem Kühlschrank auffüllen. Aber dieses Blut wird mir nicht viel nützen. Im Gegenteil. Mir würde speiübel, und dann würde ich sterben. Das hat mir der Geruch verraten, den ich gerade im Doc Holiday’s in der Nase hatte. Es ist der Geruch des Vyrus, derselbe Geruch, der auch an mir klebt. Trotzdem, so knapp, wie ich im Moment dran bin, beschließe ich, noch mal an ihm zu schnuppern. Nur zur Sicherheit. Zum Teufel, vielleicht habe ich mich ja geirrt. Vielleicht ist der Spinner gar kein Vampyr, sondern wirklich nur auf PCP. Ich inhaliere tief. Pech gehabt. Er ist genauso beschissen dran wie ich. Aber irgendwas an seinem Geruch

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