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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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diese wird mir so schnell nicht wieder über den Weg laufen.
    Vandewater betritt ohne Begleitung den Raum.
    Sie setzt sich und legt eine Hand auf die Spritze.
    – Hatten Sie genug Zeit, um über alles nachzudenken?
    Ich zucke mit den Achseln. Ich fühle so etwas wie Freiheit.
    Ihre Finger schließen sich um die Spritze.
    – Sollten Sie möglicherweise einen zusätzlichen Anreiz benötigen, um das Ganze schnell und zeitsparend über die Bühne zu bringen, sollte ich Ihnen vielleicht den Hinweis geben, dass unser Mann in der Society mir erzählt hat, dass es da ein gewisses Mädchen gibt, das Sie –
    Sie kann ihren Satz nicht beenden. Es ist auch ziemlich schwer, einen Satz zu beenden, wenn jemand auf dich zuspringt und dir mit den Zähnen ein Auge aus dem Schädel reißt.
     
    Der Junge, der mir im Auto die Hände zusammengebunden hat, verstand was von seinem Geschäft. Er hat mir den Draht mehrmals um jedes Handgelenk gewickelt, ein paarmal über Kreuz gelegt und mir so die Gelenke festgezurrt. Schließlich hat er den Draht verknotet und den Knoten mit einer Zange zusammengequetscht. Ganz im Gegensatz zu dem Typen, der mich nach der kleinen Teestunde gefesselt hat. Der spielte nicht annähernd in der gleichen Liga. Vielleicht ist es sogar derselbe Blindgänger, der immer wieder um den Block gefahren ist. Zumindest hätte er einen neuen Draht nehmen sollen. Hat er aber nicht. Er hätte wenigstens sichergehen müssen, dass ich die Gelenke nicht anspanne, wenn er mich fesselt. Hat er auch nicht. Stattdessen hat er denselben Draht noch einmal hergenommen. Ein Draht, der durch mein ständiges Wackeln und Ruckeln sowieso schon mürbe war. Anders als der erste Typ, der wirklich ganze Arbeit geleistet hat, hat der Blindgänger ihn um meine angespannten Gelenke gewickelt, und sobald ich die Muskeln entspannen konnte, hatte ich schon ein bisschen mehr Luft, und der Draht schnitt mir nicht ganz so heftig in die Haut. Zu guter Letzt hat er den Draht ungefähr so fest zugezogen, als wollte er einen Plastikbeutel mit geschnittenem Brot schließen.
    Wenn ich jemals herausfinde, welcher von den Burschen diese Glanzleistung vollbracht hat, werde ich mich persönlich bei ihm bedanken. Nur dadurch ist es mir möglich, meine Hände zu befreien und die alte Hexe davon abzuhalten, mir die Ohren abzureißen, während ich ihr das Auge ins Gesicht spucke.
     
    Sie schreit nicht. Nur ein bisschen.
    Der Typ am Fenster rennt hin und her und sucht nach einer freien Schussbahn, um Vandewater nicht zu durchlöchern. Der Zungenschnippler ist näher dran und kramt in seiner Jacke nach einer Waffe, die ein bisschen präziser ist als die Maschinenpistole des anderen. Vandewater ist blind. Ein Auge liegt irgendwo am Boden, das andere ist blutverschmiert. Trotzdem versucht sie immer noch, ihre Finger in mein Gesicht zu graben. Ich schleudere sie gegen den Zungenschnippler, der jetzt eine kleine Automatik gezogen hat, die wie eine mechanische Wespe aussieht. Die alte Lady stürzt auf ihn zu. Er lässt die Waffe fallen und streckt die Arme aus, um sie aufzufangen. Was als Nächstes passiert, kriege ich nicht so richtig mit, weil ich damit beschäftigt bin, den Tisch nach dem Jungen mit der Maschinenpistole zu werfen.
    Er ist jung und durchtrainiert, aber er hatte wohl noch nicht allzu viele Gelegenheiten, seine Kraft auch einzusetzen, und hat offensichtlich Angst, dass er sich wehtun könnte. Idiotischer kleiner Bengel. Er ist noch nicht so lange im Geschäft, um seine verbesserten Reflexe richtig zu nutzen. Sein Gehirn lebt noch immer in einer Welt, in der man vor großen Objekten, die auf einen zufliegen, ausweicht. Er hat nicht kapiert, dass Schmerzen nichts bedeuten. Entweder es bringt dich um oder nicht. Der Tisch bringt ihn nicht um. Ich schon.
    Er reißt den Arm hoch und schlägt den Tisch mühelos zur Seite. Leider bin ich unmittelbar hinter dem Tisch. Er verschwendet seine Zeit damit, die Waffe zu senken und auf meine Brust zu zielen, anstatt einfach den Abzug zu drücken und eine Salve durch den Raum zu jagen. Und dann bin ich schon auf ihm. Die Waffe fällt aus seiner Hand. Er liegt auf dem Rücken, und ich ramme ihm das Knie in die Eier. Aber er ist kräftig und geht auf mein Gesicht los. Jeden Moment kann ihm sein Kumpel zu Hilfe eilen. Ich stecke meine Hände unter die Achselhöhlen des Jungen, hebe ihn hoch und zerre ihn über den Holzboden, so dass sein Gesicht unter dem burgunderfarbenen Vorhang verschwindet.
    Der ganze Raum ist sofort

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