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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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aufmachen. Der andere schmeißt den Penner einfach raus. Wird nicht lang dauern. Wenn’s vorüber is’, hol ich die Schneeschaufel.
     
    Am Ende der 14th, hinter dem Kraftwerk, ein gutes Stück entfernt von den Häuserblocks und den Spielplätzen im Park, finden wir ein Fleckchen Asphalt, das mit zerbrochenen Flaschen, kleinen Pergamentumschlägen und gebrauchten Kondomen übersät ist.
    Wir klettern in den fensterlosen Laderaum des Ford Econoline. Meine Hände, die auf dem Lenkrad lagen, haben schon jetzt zu viel Sonne abbekommen. Die Blasen, die durch die frische Blutzufuhr einigermaßen verheilt waren, sind wieder da. Wir nehmen unsere Sonnenbrillen ab und sehen auf die zappelnde, in schwarze Müllsäcke gewickelte Gestalt.
    Hurley grunzt.
    – Hat keinen Sinn, es aufzuschieben. Gibt danach noch ’ne Menge zu erledigen.
    Er packt die Plastiktüten, reißt sie auf. Tom kommt darunter zum Vorschein, geknebelt und mit massenhaft Klebeband und Draht gefesselt.
    – Arhflöhfer!
    Irgendwie hat er es geschafft, sich durch einen Großteil des Klebebands zu beißen, das seinen Mund bedeckt.
    – Vehfluhfte Arhflöhfer!
    Hurley schüttelt den Kopf.
    – Bist’n armes Schwein, Tom. Schau dich doch an. Und so einer war mal mein Kumpel. Bist’n erbärmlicher Arsch. Selber schuld. Nach allem, was wir durchgestanden haben, sollt’ ich dir erst eins über den Schädel ziehn, aber Terry hat’s verboten. Außerdem, du hast mich ’nen Idioten genannt, Tom. Also bin ich grad nich’ so auf dem wohltätigen Trip. Nur, weil ein Kerl nich’ unbedingt der Hellste is’, muss man doch nich’ gleich... Ach, scheiß drauf. Das willste sowieso nich’ hörn.
    Er sieht mich an.
    – Lieber Türen aufmachen oder schubsen?
    Ich beobachte Tom, der auf seinem Knebel herumkaut und offensichtlich hofft, noch ein letztes Wort loswerden zu können. Ich denke an den ganzen Ärger, den er mir gemacht hat. Zum Beispiel damals, als er mich so hart rangenommen hat.
    – Hurley, wenn’s dir nichts ausmacht, schubse ich lieber.
    – Dacht ich mir.
    Er geht zur Ladetür.
    Wir setzen die Sonnenbrillen wieder auf.
    – Arhflöhfer!
    Er hat sich jetzt fast komplett durch das Klebeband genagt.
    – Feihfe! Pitt! Pitt!
    Hurley legt eine Hand auf den Türgriff.
    – Bereit, Joe?
    – Du bist ein Arschloch, Pitt!
    Ich setze mich neben Toms Kopf.
    – Moment noch, Hurl.
    – Aber du bist kein Vollidiot!
    Ich stelle meine Füße auf seine Schultern.
    – Hurley ist ein Idiot! Aber du doch nicht!
    Ich sehe Hurley an.
    – Jetzt denk doch mal nach! Ich ein Scheißspion?
    Ich nicke.
    – Du bist ein Werkzeug, Pitt!
    Er öffnet die Tür.
    – Du wirst benutzt!
    Das Sonnenlicht streckt seine Krallen nach uns aus.
    – Er benutzt dich!
    Ich drücke, so fest ich kann. Mit den Beinen stoße ich mich ab. Er rutscht durch den Lieferwagen und hinaus ins Tageslicht.
    – Du bist Terrys verdammtes Werkzeug!
    Hurley packt die Seile, die er an die Türgriffe gebunden hat, und zerrt daran.
    – Du verdammtes Arschloch!
    Die Tür fällt wieder zu. Die Schreie verstummen, als im Nu Krebsgeschwüre Toms Kehle verstopfen.
    In die Tür ist ein kleines Loch gebohrt. Davor hängt eine Metallscheibe, die an einer Niete befestigt ist. Hurley schiebt die Scheibe zur Seite und späht hindurch.
    – Himmel.
    Er lässt die Scheibe los und sieht mich an.
    – Willste dir das antun?
    Ich krieche herüber und riskiere einen kurzen Blick. Und das ist mehr als genug.
     
    Während wir warten, rauche ich.
    Beim Rauchen denke ich nach. Darüber, warum ich hier bin, mit Hurley in diesem Lieferwagen, und wieder mal für Terry die Drecksarbeit erledige, obwohl ich mir geschworen hatte, das nie wieder zu tun. Ich denke daran, wie alles angefangen hat.
    Mir fällt der zuckende Spinner aus meiner Stammkneipe, dem Doc Holiday’s, ein. Dass er ausgerechnet an Evies freiem Abend dort ausgeflippt ist. War ziemlich wahrscheinlich, dass man mich dort antreffen würde. Ich überlege, wie einfach es ist, einem Junkie eine Überdosis unterzujubeln. Und dass ich seit Ewigkeiten keinen Job mehr an Land gezogen hatte, dass ich unbedingt Blut brauchte, um zu überleben. Und dass Terry meine letzte Rettung war. Ich denke an den Streit zwischen Tom und Terry genau an jenem Tag, als er mir den Auftrag gab. Die Feindseligkeit, die in der Luft lag. Ein junger Wolf, der den alten Rudelchef in die Enge treiben will. Die Bedrohung, die von Tom ausging, war förmlich mit Händen zu greifen. Ich denke an den Job, den

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