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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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mir Terry anbot. Ich sollte für ihn etwas über den neuen Stoff herausfinden, der im Umlauf war. Bei so einem Job musste ich irgendwann unweigerlich Phil ausquetschen. Jeder weiß, dass Phil mein Informant ist. Schon komisch, dass Phil den Grafen kannte. Dass so ein schleimiger Renfield in das bestgehütete Geheimnis der Szene eingeweiht war. Als hätte jemand gewollt, dass er davon erfährt.
    Ich denke nach.
    Ich muss daran denken, wie plötzlich Toms Name ins Spiel kam. Tom, der Fanatiker. Tom, der Patriot. Tom, der die Koalition inbrünstig hasste. Ich versuche, das unter einen Hut zu bringen mit Tom, dem Spion. Ich denke an Täuschung und Verrat, Machtspiele und ihre ahnungslosen Werkzeuge.
    Ich denke und denke, während sich der Laderaum des Lieferwagens mit Zigarettenrauch füllt.
    Dann wirft Hurley eine Münze, um zu entscheiden, wer schaufeln muss. Ich verliere.
    Die Sonne ist schlimm. Ich habe heute schon viel zu viel davon abgekriegt. So ein Sonnenbrand wird noch nach ein, zwei Jahren in meinem Gesicht zu sehen sein. Aber das ist nicht das Schlimmste an der Sache. Wirklich übel ist das, was ich vom Boden schaufeln und auf die zerrissenen Müllsäcke werfen muss.
    Was ich alles getan hätte, um einen solchen Anblick bis an mein Lebensende zu vermeiden? Das ergäbe eine lange Liste.
     
    Hurley hat auch eine Liste.
    Sieben Namen. Hätte schlimmer kommen können. Hätte wesentlich länger sein können, die Liste. Es hätten auch ein paar Freunde draufstehen können. Ist mir alles schon passiert. Damals, als ich noch für Terry arbeitete, bekam ich mal einen Zettel mit den Namen von lauter Freunden in die Hand gedrückt. Diesmal nicht. Könnte daran liegen, dass ich keine Freunde mehr habe. Egal. An die Arbeit.
    Keiner von ihnen schöpft auch nur den geringsten Verdacht. Es ist schließlich mitten am Tag, und die Sonne steht hoch am Himmel. Sie sind alle Mitglieder des Clans und haben außerdem enge Verbindungen zum Sicherheitschef. Was haben solche Leute schon groß zu befürchten? Tja, solche Leute wie mich und Hurley zum Beispiel. Aber mal ehrlich, niemand erwartet ernsthaft, dass plötzlich Leute wie ich und Hurley vor der Tür stehen.
    Es läuft alles recht sauber und reibungslos ab. Wie solche Sachen eben so ablaufen. Wir parken den Lieferwagen in der zweiten Reihe, rennen über den Gehweg und stürmen in die besetzten Häuser und Wohnungen, in denen die Typen sich verkrochen haben. Diejenigen unter ihnen, die überhaupt mitkriegen, was los ist, wünschen sich, sie hätten niemals die Augen geöffnet und uns gesehen. Ist ja auch nicht besonders toll, von zwei Kerlen wie uns auf die letzte Reise geschickt zu werden. Aber wir versuchen, es nicht qualvoller zu machen als nötig. Hurley sowieso nicht, dazu ist er viel zu sehr Profi. Was mich angeht, ich sehe keinen Sinn darin, eine Schweinerei zu veranstalten, die ich dann selbst wieder saubermachen muss.
    Als es vorbei ist, halten wir noch ein letztes Mal. Vor Toms Lieblingsversteck, dem alten Society-Hauptquartier auf der C, wo er sich im Keller immer mit seinen Anarchistenkumpels getroffen hat.
    Wir lassen ihn dort zurück. Mitten auf dem Boden, so dass sie ihn leicht finden können. Nur für den Fall, dass sie sich dort versammeln, um einen Racheakt oder so was zu planen. Ein Blick auf seine Überreste, und sie werden einer nach dem anderen zu Terry gekrochen kommen, um ihm ihren Respekt zu erweisen. Ein Blick, und sie werden mit allem, was Terry Bird zu sagen hat, einverstanden sein.
    Die ganze Sache ist für Terry eigentlich ziemlich gut ausgegangen.
     
    Als wir endlich fertig sind, ist die Sonne schon lange untergegangen. Alle Namen auf der Liste sind abgehakt. Hurley befeuchtet eine Bleistiftspitze und streicht sie einzeln durch. Einen nach dem anderen. Wir haben uns um alle gekümmert und ihre Überreste verschwinden lassen.
    Hurley sitzt hinter dem Steuer. Er schnorrt sich eine von meinen Zigaretten und nimmt einen tiefen Zug.
    – Mann, das hab ich jetzt gebraucht.
    Ich nicke und stecke mir selbst eine an.
    – Wo willst du hin, Joe?
    – Fahr einfach zum Hauptquartier zurück. Ich muss noch ein Wörtchen mit Terry reden.
    – Alles klar.
    Er fährt mich zum Hauptquartier.
    – Hey, Joe.
    – Hm?
    – War wie in alten Zeiten, oder? Wie damals, als wir beide immer auf Tour waren.
    – Hm.
    – Jetzt mal ehrlich.
    – Ja?
    – Stimmt nich’, was die Leute sagen.
    – Nämlich?
    – Dass du weich geworden wärst. Scheiße, du bist so weich wie’n

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