Blutrose
hatte.
Riedwaan schaltete seine Taschenlampe an und reichte sie Clare. Sie leuchtete damit die Höhle aus und ließ den Strahl schließlich auf dem Karren ruhen, der rechts hinten in der Höhle stand. Das Rückteil blinkte im Licht auf. Der Karren war aus dem Heck eines alten Pickups gebastelt worden. Vorn war eine durchgehende Kutscherbank montiert. Clare trat näher und leuchtete mit der Taschenlampe auf die Ladefläche. Mehrere leere Kanister waren seitlich daran befestigt. Auf der anderen Seite des Karrenbodens war ein schmaler, mit einer alten, fleckigen Matratze ausgelegter Streifen frei geblieben.
Riedwaan pfiff leise durch die Zähne. »Du hast unglaubliches Glück, Clare. Wie standen die Chancen wohl?«
»Das wird dich lehren, die Natur zu lieben«, zog sie ihn auf.
»Wir werden Luminol auftragen müssen, um festzustellen, ob das Blut ist«, sagte Tamar kühl, während sie sich ihren schmerzenden Rücken rieb.
»Haben Sie welches dabei?«, fragte Riedwaan beeindruckt.
»O ja. Und eine UV-Taschenlampe.«
»Genial«, kommentierte Riedwaan. »Spurensicherung im Feld.«
»Wenn Sie sechs Monate Zeit haben, können wir auch eine offizielle Anfrage stellen, ob wir ein Fahrzeug bewegen und prüfen dürfen, und dann den Wagen nach Windhoek schicken«, sagte Tamar. »Das hier funktioniert. Wenn wir mehr brauchen, bringen wir alles in die Stadt und füllen die nötigen Formulare aus.«
»Wo haben Sie das Zeug?«, fragte Riedwaan.
»Auf dem Pickup. Auf der Ladefläche liegt ein Koffer.«
Riedwaan huschte aus dem Höhleneingang. Clare schaltete die Taschenlampe aus, während sie und Tamar, abgeschirmt vor der Wüstenhitze, warteten. In kühler, ruhiger Sicherheit. Es war nicht der schlechteste Platz, um allein zu sein.
»Wir werden die Flecken langsam sichtbar machen müssen, um ein Muster zu erkennen, falls es eines geben sollte.«
Clare schreckte hoch. Sie hatte Riedwaan nicht zurückkommen gehört. Er reichte Clare die Kamera und sprühte das Luminol über das Heck des Karrens. Tamar hob ihre selbst zusammengebaute UV-Lampe hoch. Eine Sekunde lang war nichts zu erkennen, dann begann ein kleiner Fleck am Ende der Matratze lila zu glühen.
»Wir schicken das zum Labor weiter«, sagte Riedwaan. »Aber ich weiß schon jetzt, was sie uns auf fünf Seiten Papier erklären werden: Etwas oder jemand hat darauf gelegen, und er oder es war noch nicht lange tot. Aber gestorben ist er oder es woanders.« Er deutete auf die eng beieinanderliegenden Flecken. »Sonst hätte sich das Blut gesammelt, als der Körper
beim Transport bewegt wurde. Post mortem also.« Riedwaan sah sich in der kühlen, sauberen Höhle um. »Sieht auch nicht so aus, als wären sie hier drin getötet worden.«
»Nein«, bestätigte Clare. Sie leuchtete mit der Taschenlampe in die tieferen Winkel der Höhle. Auf dem Boden lagen Spinnwebenhaufen. Flügel, ausgeschiedene Exoskelette. Sie hob den Strahl zur Höhlendecke und schwenkte ihn über die eng zusammengedrängt schlafenden Fledermäuse.
Riedwaan zog instinktiv den Kopf ein, als dadurch ein gutes Dutzend der winzigen Tiere aufgescheucht wurde.
»Das müssen die Fledermäuse sein, deren Kot sich in Kaiser Apollis’ Haaren verfangen hat, wie Helenas Untersuchungen ergeben haben.«
»Was hat Spyt damit bezweckt, dass er die Toten hierhergebracht und sie dann in aller Öffentlichkeit wieder abgeladen hat?« Während sie zu Karamata und dem Auto zurückgingen, sprach Tamar die Frage aus, die allen im Kopf herumging. »Und wie sollen wir ihn finden, wenn er nicht mit uns reden will?«
»Ja, warum hat Spyt das wohl gemacht?«, rätselte Clare. »Er musste doch wissen, dass irgendwann jemand kommen und nach ihm suchen würde? Was wollte er uns damit …«
Das Grollen eines Fahrzeugs, das den Steilhang der Düne erkletterte, schnitt Clare das Wort ab.
»Wir bekommen Gesellschaft«, stellte Karamata fest, als sie bei ihm ankamen.
Die Türen gingen auf, und van Wyk stieg aus, gefolgt von Calvin Goagab, der in seinem Stadtanzug völlig fehl am Platz wirkte.
Goagab war zuerst bei ihnen. »Bürgermeister D’Almeida wird sich freuen zu hören, dass es nach den beträchtlichen Investitionen in diesen Fall endlich einen Verdächtigen gibt«, sagte er. »Wir sollten sofort zurück zur Pressekonferenz fahren.«
»Was reden Sie da, Calvin?« Tamars Stimme stieg zornig an.
»Captain Damases«, schnitt van Wyk ihr das Wort ab. »Ich habe Sie anzurufen versucht, aber nicht erreicht. Darum habe ich
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