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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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verzeichnet, dass jemand dort gewesen wäre.«
    Eine plötzliche Ostwindböe jagte den Sand gegen das Bürofenster. Clare zuckte zusammen und fuhr dann fort: »Seine Hände waren entzündet, als er eingeliefert wurde, die Handflächen waren voller Blasen. Seine Krankheit wurde angeblich dadurch ausgelöst, dass er sich beim Graben überanstrengt hatte.«
    »Wo soll er denn gegraben haben?«, fragte Tamar. »Keines dieser Kinder hätte irgendwo Arbeit bekommen. Erstens würde ihnen keiner trauen, und zweitens würde jeder, der sie arbeiten lässt, wegen Kinderarbeit angezeigt – eine der vielen unbeabsichtigten Konsequenzen einer progressiven Verfassung.«
    »Ein Teufelskreis«, sagte Clare.
    »Ich frage mich, wonach sie gegraben haben«, murmelte Riedwaan. Er öffnete die Akten mit den Autopsiefotos und sortierte die Nahaufnahmen aus. »Seht euch das an.« Kaiser Apollis und Lazarus Beukes hatten jeweils dünne, gemein aussehende frische Narben in den Handflächen.
    »Könnten Blasen gewesen sein.« Clare beugte sich über die Fotos. »Ich habe mir auch schon den Kopf darüber zerbrochen. Leicht zu übersehen bei einem Straßenkind, dessen Hände und Füße rissig und schwielig sind.«
    »Hat das Gespräch mit Juan Carlos noch etwas erbracht?«, fragte Tamar.
    »Sein Telefon.« Clare hielt es ihr hin. »Ich möchte seine Version der Nacht vor Maras Verschwinden überprüfen. Ich habe Ragnar Johansson gebeten, ihn an Bord zu behalten, bis
Sie entschieden haben, ob Sie ihn hierbehalten wollen. Bis dahin will ich die Gesprächsverbindungen checken.«
    »Im Gewerbegebiet gibt es eine Firma, die das in Windeseile knacken kann.« Tamar schrieb die Adresse auf. »Cell City. Die werden Ihnen weiterhelfen.«
    »Haben Sie mit van Wyk gesprochen?«, fragte Clare Tamar, während sie den Zettel zusammenfaltete.
    Tamar schüttelte den Kopf. »Er hat immer noch keinen Handyempfang. Er sucht zusammen mit Goagab die Wüste ab, aber immerhin habe ich Chesney gefunden, den Namen, der an der Höhlenwand stand. Wie sich herausgestellt hat, ist er van Wyks Neffe.«
    Als sie Chesneys Namen erwähnte, lief Clare ein Schauer über den Rücken: Chesney, Minki, LaToyah, die Hitze und der Gestank der toten Katze. »Was hat er gesagt?«
    »Anfangs nicht viel«, sagte Tamar. »Aber Elias kann ziemlich überzeugend sein, wenn es darauf ankommt. Er hat Chesney klargemacht, dass es die Sache vereinfachen würde, wenn er ihm freiwillig ein paar Dateien, seine Webcam und die übrigen belastenden Beweise zeigen würde. Das Mädchen, das Sie gesehen haben, LaToyah, ist fünfzehn, demnach handelt es sich bei van Wyk um einen relativ eindeutigen Fall von Unzucht mit Minderjährigen.«
    »Dann brauchen wir ihn nur noch zu finden«, sagte Clare.
    »Worum geht es hier?«, fragte Riedwaan. »Dass es van Wyk mit Kindern treibt?«
    »Dass sich ein Bulle von den Mädchen, denen er Schutzgeld abknöpft, auch noch bedienen lässt. Der älteste Trick im Polizeihandbuch«, sagte Tamar. »Aber wie wäre es, wenn Sie jetzt den Mörder fänden?« Sie stand in der Tür, die Schlüssel in einer Hand. »Abgesehen davon, dass ich wie Sie wissen ja nun gar keinen Dienst mehr tun darf, ist vor einer halben Stunde meine Fruchtblase geplatzt, und ich verschwinde jetzt, um in aller Ruhe mein Kind zur Welt zu bringen.«

    Riedwaan erbleichte. »Wir nehmen das Motorrad.« Er warf Clare den Ersatzhelm zu.
    Draußen glitzerte die Sonne in den Stacheln des Drahtzaunes, in dem der angewehte und aufgespießte, in der Hitze ausbleichende Plastikmüll flatterte. Selbst die schwarze Schlackenhalde auf der anderen Straßenseite schaffte es, einen ebenholzgleichen Glanz auszustrahlen.
    Clare schob die Arme um Riedwaan und die Hände unter seine Jacke.
    »Ich bin froh, dass du hier bist«, sagte sie, während sie durch die Stadt rollten.
    »Ich habe darauf gewartet, dass du das sagst.«
    »Nur weil ich jetzt einen Fahrer habe«, neckte sie ihn. »Da ist es. Cell City.«

    Die zwei kinnlosen Naturwunder, die den Laden führten, sahen aus, als könnten sie sich auch ins Pentagon einhacken. Darrens Haar war blond und baumelte in fettigen Zöpfen über das verblichene Bild auf seinem T-Shirt – eine Heavy-Metal-Group, die zu unwideruflicher Unbekanntheit verdammt war, wie Clare hoffte. Sie erklärte, dass sie vor allem wissen wollte, woher Maras letzte SMS gekommen war.
    »Kein Problem«, sagte er.
    »Wollen Sie eine Liste von allen Nummern, die angerufen wurden? Und den Texten?«, fragte

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