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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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ihr nichts davon erzählt? Warum hatte Lazarus nichts davon erzählt? Das Fragenkarussell kam
erst zum Stehen, als Clare die Zentrale der Christlichen Missionarinnen gefunden hatte. Sie befand sich genau gegenüber dem Blauen Engel, sodass die Damen gleichzeitig die Stadt vor dem moralischen Verfall bewahren und ein wachsames Auge auf ihre Ehemänner werfen konnten. Der Eingang zur Mission, im Erdgeschoss eines freudlosen Fabrikgebäudes gelegen, war mit Landschaftsaquarellen und gehäkelten Zierdeckchen geschmückt, die zweifellos von den Missionarinnen selbst angefertigt und gespendet worden waren.
    Die Frau, die sich bei Clares Eintritt erhob, war schlank und hatte das blonde Haar in steife, gleichmäßige Wellen gezwungen. »Dr. Hart?«
    Allmählich gewöhnte sich Clare daran, dass hier jeder ihren Namen kannte. Sie nickte.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich muss etwas über eine Ihrer Freiwilligen erfahren, die einen Jungen im katholischen Hospiz draußen in der Wüste besucht hat.«
    »Und warum, wenn ich fragen darf, sollte ich Ihnen diese Informationen geben?« Der Mund der Frau war ein roter Lippenstiftschlitz in ihrem Gesicht.
    »Ich ermittle in den jüngsten Mordfällen an …«
    »… den Jungen?«, fiel ihr die Frau ins Wort.
    »Genau.«
    »Nun«, die Frau kniff die Lippen zusammen, »wir haben uns schon früher bemüht, auch Straßenkinder zu erreichen, vor allem die Aidswaisen. Leider sind Kinder, die sich einmal der Obhut aller Erwachsenen entzogen haben, nur schwer zu bewegen, sich wieder anzupassen.«
    »Wer aus Ihrer Organisation könnte ihn da draußen besucht haben?«, fragte Clare.
    »Ich werde in den Unterlagen nachsehen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine von uns war. Wann soll das gewesen sein?«

    Clare nannte ihr das Datum, woraufhin die Frau ihr Buch aufschlug und bis zum entsprechenden Termin blätterte. »Nichts.« Sie schüttelte den Kopf. »Jedenfalls war niemand von uns im Hospiz.«
    »Die Frau, die ihn besucht hat, war offenbar blond. Und jung«, erklärte Clare.
    Die Frau legte die Stirn in Falten. »Mir fällt niemand ein, auf den diese Beschreibung passen würde.« Sie schob Clare den dicken Terminkalender zu. »Sehen Sie selbst. An diesem Tag war niemand draußen. Da unsere Freiwilligen das Benzingeld abrechnen können, wird hier jeder Einsatz verzeichnet.«
    »Wäre es möglich, dass eine von Ihnen hinausgefahren ist, ohne ein Formular auszufüllen?«
    Die Frau richtete sich entrüstet auf. »Alle unsere Freiwilligen hoffen durch ihre Arbeit Erlösung und Vergebung zu finden. Das bedeutet aber auch, dass sie sich strikt an unser vorgegebenes Prozedere halten müssen. Die Führung, und da rechne ich mich mit ein, ist in diesen Kleinigkeiten unerbittlich.«
    »Wer hätte es dann sein können?«
    »Dr. Hart, ich bin Laienpredigerin, keine Detektivin.«

47
    Riedwaan war im Besprechungsraum, hatte einen Pappbecher Kaffee in der Hand und Clares Notizen sowie mehrere offiziell wirkende Ausdrucke vor sich ausgebreitet. Die Blätter stoben in der Zugluft zu einem winzigen Tornado auf, als sich die Tür öffnete.
    »Wo bist du gewesen?« Riedwaan stand auf, um das Fenster zu schließen und die Seiten aufzulesen.
    »In der Wüste«, sagte Clare. »Und auf dem Meer.«

    »Genauso fühle ich mich auch, wenn ich das hier durchgehe.« Er deutete auf Clares Notizen.
    »Habe ich etwas übersehen?«
    »Nichts, soweit ich feststellen kann.« Riedwaan setzte sich wieder und griff nach einem Bündel Papiere. »Ich war gerade dabei, diese Automietverträge durchzusehen. Um festzustellen, wer hier vorbeigekommen ist.«
    »Gibt es ein Muster?«
    »Noch nicht. Hauptsächlich waren es deutsche Touristen. Ein paar Geschäftsleute, die hier ein Meeting hatten. Die arbeite ich gerade durch. Der Name Phoenix Engineering ist dir noch nicht untergekommen, seit du hier bist?«
    »Bei mir klingelt da nichts«, sagte Clare. »Warum? Stehen sie auf deiner Liste?«
    »Februarie hat den Namen erwähnt«, sagte er. »Er hat mich noch mal wegen des Mordes an Hofmeyr angerufen. Es ist der Name eines Unternehmens, das einer von Hofmeyrs Verbindungsleuten gegründet hat, nachdem er aus der Armee ausgeschieden war. Ein Mann namens Malan.«
    »Der Name sagt mir genauso wenig.« Clare griff nach der Vermietungsliste und überflog die Namen. »Kein Phoenix zu sehen«, sagte sie. »Allerdings ist die Liste mit anderen griechischen Namen gespickt. Hier zum Beispiel. Sirena Swimwear. Das klingt

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