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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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seinen Lebensunterhalt bestreiten musste, war letzten Endes sein Todesurteil. Als wir ihn bekamen, war es schon zu spät für eine Behandlung, man könnte also vermutlich sagen, dass er zum Sterben hergekommen ist.« Schwester Rosa wandte sich an Clare. »Was wollten Sie ihn denn fragen?«
    »Ich wollte ihn nach diesem Ausflug zum Zelten in die Wüste fragen.« Clare sah auf den Jungen hinab, über dessen ausgemergeltem Körper sich kaum noch das Laken abhob. »Wo sie waren und was dort passiert ist. Für mich hat es den Anschein, als wäre es der Anfang von etwas gewesen, das jetzt ein äußerst blutiges Ende nimmt.«
    »Wenigstens sind die hier inzwischen verheilt.« Schwester Rosa nahm die rechte Hand des Kindes und strich über die Handfläche.
    »Was war da?«
    »Blasen, und zwar große. Inzwischen sieht man nur noch die Narben. Sie waren infiziert und heilten nur sehr langsam zu. Das arme Kind, es musste starke Schmerzen ertragen.« Sie zog Ronaldos dünne Decke an sein Kinn und strich sein Kissen glatt.

    »Wissen Sie, woher er die hatte?« Clare merkte, wie ihr Puls sich beschleunigte.
    »Ich habe ihn gefragt; er sagte, sie wären vom Graben gekommen, nur wo er gegraben hat, habe ich nie erfahren. Irgendwo in der Wüste. Vielleicht konnten sie als Gelegenheitsarbeiter an der Pipeline arbeiten. Er hatte etwas Geld bei sich, als Mara ihn zu uns brachte.« Die Nonne klappte die Bibel auf, die neben dem Bett des Jungen lag. In der Offenbarung lagen vierzig Dollar. Clare musste an Kaiser Apollis und das Tagebuch mit den hundert Dollar darin denken. Kaiser Apollis, Nicanor Jones, Lazarus Beukes – sie alle hatten vernarbte Schwielen an den Händen gehabt.
    »Er hatte große Angst vor der Wüste«, fuhr Schwester Rosa fort. »Es muss eine einzige Qual für ihn gewesen sein, mit Mara da draußen zu zelten. Eines Nachts habe ich bei ihm gewacht. Der Mond war voll, und er wollte auf keinen Fall bei offenen Vorhängen schlafen. Er meinte immer wieder, sie würden ihn sehen.«
    »Wer?«
    »Wer weiß?«, fragte Schwester Rosa zurück. »Was man auch sehen mag, wenn die Temperatur die vierzig übersteigt.«
    Es hatte keinen Zweck, den Jungen etwas fragen zu wollen. Mit jedem flachen Atemzug lockerte sich der zittrige Griff, mit dem sich Ronaldo am Leben festklammerte. Clare stand auf und folgte Schwester Rosa zurück zur Eingangshalle. Die alte Nonne, an der sie beim Hereinkommen vorbeigegangen waren, nickte ihr höflich zu.
    »Hat jemand außer Mara den Jungen besucht?«, fragte Clare aus einer plötzlichen Eingebung heraus.
    »Niemand«, beschied sie Schwester Rosa. »Außer Ihnen.«
    »Ihnen«, mischte sich die alte Nonne ein, »und einer Missionarin.«
    »Was für einer Missionarin?« Clare drehte sich um und sah die Nonne an.

    »Eine Dame von den Christlichen Missionarinnen, einer Gruppe kreuzbraver Frauen. Allerdings Protestantinnen«, schränkte Schwester Rosa mit einem spröden Lächeln ein. »Sie arbeiten mit Prostituierten. Hier heraus kommen sie nur selten. Ich nehme an, sie haben uns Katholiken aufgegeben.«
    »Wann war das, Schwester?«, fragte Clare die alte Nonne.
    »Vor drei Tagen«, bekam sie zur Antwort. »Kurz bevor uns Ronaldo zu entgleiten begann.«
    »Was wollte sie hier?«, fragte Schwester Rosa. »Warum wurde ich nicht informiert?«
    »Entschuldigen Sie, Schwester«, sagte die ältere Nonne. »Ich hatte meine Näharbeit im Konvent vergessen, und als ich zurückkam, war die Frau schon hier. Der Junge regte sich furchtbar auf, aber nachdem ich sie zum Gehen bewegt hatte, beruhigte er sich wieder.«
    »Kannten Sie die Frau?«, fragte Clare.
    »Sie war jung. Blond. Ihren Namen kenne ich nicht. Sie sagte, sie wolle ihn retten, aber ich glaube, selbst sie konnte sehen, dass es dafür zu spät war.« Die Nonne zögerte. »Manchmal sind sie fast … fanatisch, diese bekehrten Sünder. Übereifrig.«
    »Sie können sie leicht finden, Dr. Hart«, erklärte ihr Schwester Rosa. »Sie haben ihren Hafen, wie sie es nennen, gleich an den Docks.« Die Hand an Clares Ellbogen beförderte sie im Handumdrehen hinaus in die Hitze.

    Clares Wagen war wie ein Glutofen, als sie wieder einstieg. Sie öffnete das Fenster und ließ die heiße Luft hinaus, bevor sie sich hinters Lenkrad setzte. Die Hitze flirrte über dem Fels, der Straße und dem Auto, während sie nach Walvis Bay zurückfuhr und dabei ihre Überlegungen zusammenfasste. Was wusste Mara? Wieso hatte sie Ronaldo hier draußen versteckt? Und warum hatte sie

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