Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
Vom Netzwerk:
sich ausruhte. Doch als er den Blick des Mannes, kalt wie ein Schnappmesser, auf seinem Rücken spürte, hatte er sich wieder vorgebeugt. Und weitergegraben.

    Riedwaans Mund war von der Hitze ausgetrocknet. Er holte das Wasser von seinem Motorrad und versuchte Clare anzurufen. Kein Empfang unter dem Baum, darum ging er auf die Hütten zu. Ein Strich auf der Empfangsanzeige, fiel ihm auf. Die Tür zur ersten Hütte war angelehnt. Zwei Striche. Er wählte und trat geduckt in die Hütte, um aus der Sonne zu gelangen.
    Der Schlag traf ihn ohne Vorwarnung. In dem kurzen Moment, ehe aus dem stechenden Schmerz die Dunkelheit erwuchs, hörte es Riedwaan: das leise Knacken seines Schädels.

51
    Als Clare von ihrem Treffen mit Tertius Myburgh zurückkam, war niemand auf dem Revier. Sie schloss die Tür zum Besprechungsraum und setzte sich an ihren Schreibtisch. Dann wählte sie Riedwaans Nummer. Nichts. Eine Meldung auf ihrem Display zeigte an, dass jemand anzurufen versuchte.
    »Dr. Hart?« Es war Karamata.
    »Ja.«
    »George Meyers Sohn ist verschwunden.«
    »Von wo?« Clare wurde ganz flau angesichts der Unausweichlichkeit der Ereignisse und ihres eigenen Versagens, das Kind zu schützen.
    »Vom Kuisebmond Beach.« Clare kannte den Strand. Ein graues, müllübersätes Halbrund nahe dem Hafen.
    »Ich komme sofort.« Clare trennte die Verbindung, doch das Bild von kaltem Wasser, das über das Gesicht eines einsamen Jungen mit weit aufgerissenen Augen kroch, ließ sich nicht abschalten.
    Die Straße am Strand, über die sie raste, glänzte wie ein Streifen Seetang, den die einsetzende Ebbe an der Flutgrenze
zurückgelassen hatte. Karamata war mit einer Handvoll uniformierter Polizeikräfte schon vor Ort. George Meyer stand mit hängenden Schultern, die Hände tief in den Taschen vergraben, bei ihnen. Die Fahrzeuge sperrten den Bereich des Strandes ab, in dem sich der Junge aufgehalten hatte. Für ein Absperrband war der Wind zu stark.
    »Hier muss es gewesen sein.« Karamata winkte Clare zu sich.
    Die gelbe Rute steckte noch im Boden. Direkt daneben lag Oscars khakifarbene Tasche. Die Wasserflasche war noch voll. Ein halb gegessenes Sandwich klemmte neben den Ködern. Erdnussbutter und Hefepaste.
    »Sie haben nicht noch mal mit ihm gesprochen, oder?«, fragte Meyer Clare. Die Frage rahmte all die Hoffnungen ein, an die sich die Eltern jedes vermissten Kindes klammerten. Aber bei George Meyer war sie nur eine Formalität. Hoffnung war nicht daraus zu hören.
    »Ich habe ihn nicht mehr gesehen.« Die Trauer schnürte Clares Brust zu.
    »Nachdem Sie heute Morgen bei uns waren, war er ganz außer sich. Außer sich, weil Mara verschwunden war. Ich hatte gehofft, dass er Sie vielleicht sucht.« Meyer wich vor einer Welle zurück, die den Strand heraufschwemmte. Als sie sich wieder zurückzog, blieb ein Schaumstreifen. »Er hatte Sie gern, Dr. Hart. Er hat geglaubt, dass Sie Mara finden und zurückbringen könnten.«
    Clare sah Oscars Gesicht vor sich und seinen vorwurfsvollen Blick, weil sie nicht in der Lage war, seine stummen Erklärungen zu verstehen. »Wann ist er verschwunden?«
    »Als ich mittags heimkam, war er nicht da. Seine Angelrute war auch weg, darum bin ich an den Strand gefahren, um ihn zu suchen. Das Fahrrad und die Rute habe ich gefunden. Nur keinen Oscar.«
    »Er würde nicht auf eigene Faust irgendwohin gehen?«

    »Nicht ohne sein Fahrrad«, erklärte Meyer.
    »Dieser Taxifahrer hat ihn noch hier gesehen.« Karamata deutete zu einem Mann hin, der an einem verbeulten roten Toyota lehnte und mit einigen uniformierten Polizisten sprach.
    »Das Meer ist heute stürmisch«, sagte Meyer. »Er konnte nicht schwimmen.«
    Stürmisch und kalt, dachte Clare. Der Atlantik war kein Ort für einen kleinen Jungen ohne Begleitung.
    »Sie werden eine Suchmeldung über Funk herausgeben«, sagte Meyer.
    »Außerdem werden wir den Hafen absuchen«, ergänzte Karamata. »Fahren Sie nach Hause, Mr Meyer. Vielleicht war er doch nur unterwegs und taucht bald wieder auf.«
    »Vielleicht.« Meyer blickte auf die Schlüssel in seiner Hand, als hätte er sie noch nie gesehen.
    »Ich werde Sie fahren.« Karamata deutete auf den Streifenwagen. Gehorsam wie ein Kind marschierte Meyer darauf zu.
    »Wo war er?«, fragte Clare Karamata.
    »Die ganze Zeit über bei der Arbeit. Ich habe das schon überprüft. Sie hatten eine Steuerprüfung, er war also mit seinem Buchhalter zusammen. Wir werden eine Suche organisieren, deshalb wird in nächster

Weitere Kostenlose Bücher