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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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davon.«
    »Es bleibt unser Geheimnis«, sagte Rita mit mühsam unterdrücktem Lächeln. Sie übergab Clare einen viel dünneren Umschlag.
    »Hier habe ich alles zusammengetragen, was Captain Damases dir geschickt hat.«
    »Perfekt, Rita.« Clare blätterte in den Papieren. »Wenn du willst, kannst du übrigens gerne meinen Wagen nehmen.«
    »Ich gehe lieber zu Fuß«, sagte Rita, nahm die Katze auf den Arm und begleitete Clare bis ans Tor. »Das Revier ist drei Blocks weit weg. Ich werde es genießen, wenn niemand auf dem Weg zur Arbeit auf mich schießt. Ich habe die Nase voll von diesem Taxikrieg, der den Autoverkehr zeitweise völlig lahmlegt.«
    »Danke, dass du Fritzi für mich versorgst«, sagte Clare. »Sie ist nicht so wild, wie sie sich gibt.«
    »Glauben Sie ihr kein Wort. Sehen Sie sich das an.« Riedwaan zeigte Rita einen verschorften Kratzer auf dem Handrücken.

    »Er hat sie provoziert«, behauptete Clare achselzuckend.
    »Das hat er bestimmt.« Rita streichelte die Katze, die schnurrend in ihrem Arm lag. »Lass dich von ihm einfach nicht provozieren.«
    »Steig ein«, sagte Riedwaan zu Clare gewandt. Flugzeuge drückten ihm immer aufs Gemüt. Clare verbarg ein Lächeln hinter ihren Haaren und schlug die Wagentür zu. »Es ist ein internationaler Flug, du musst rechtzeitig da sein.«
    Clare legte die Hand auf Riedwaans Knie und ließ sie langsam nach oben wandern. »Ich werde dich vermissen.« Ihr Atem strich warm über sein Ohr.
    »Hey, lass mich fahren.« Er lächelte. »Wenn du so weitermachst, baue ich noch einen Unfall.«
    Riedwaan fuhr über die Hochstraße, die die Stadt vom Hafen trennte. Die Spuren waren chronisch verstopft, und überladene Taxis drängelten zwischen den Wagen hindurch, um möglichst schnell in Richtung Stadtzentrum zu gelangen. Clare betrachtete ihr Gesicht in dem fleckigen Spiegel, der an der Sonnenblende baumelte.
    »Hast du einen Kamm hier drin?«, fragte sie und klappte das Handschuhfach auf.
    Riedwaan beugte sich herüber, um es wieder zuzudrücken. »Lass das«, sagte er und musste im selben Moment das Lenkrad scharf zur Seite herumreißen, um zwei Schuljungen auszuweichen, die über die Schnellstraße rannten.
    Eine Taschenlampe, ein Riegel Minzschokolade, Rechnungen, Briefe, eine Straßenkarte und ein Kamm purzelten auf den Boden.
    »Hast du vor, in deinem Auto zu wohnen, während ich weg bin?«, fragte Clare. Sie beugte sich vor und sammelte die verstreuten Papiere wieder auf. »Wann hast du dich das letzte Mal um deinen Papierkram gekümmert? Miete. Wasser. Strom. Telefon. Versicherung.« Sie strich die Papiere in ihrem Schoß glatt. Dann bückte sie sich, um nach dem letzten Blatt zu angeln, und
fluchte, weil sie sich dabei den Kopf am Armaturenbrett anschlug. Ein kleines, fliederfarbenes Blatt rutschte zwischen dem zusammengefalteten Papier heraus. Die kindliche Handschrift fiel ihr ins Auge, und sie las, fast ohne nachzudenken:
    Hey Dad ich bins Yasmin. Freue mich so dich zu sehen. Mom hat mir neue Schuhe gekauvt. Hier ist es kalt wenn es bei dir heiß ist. Sie sehen toll an meinen Füsen aus und wir haben unsere Nägel angemalt. Rot.

    Bis bald. Ich dich Daddy.

    PS: Die Zahnfeh fee hat mir schon sechs Dollar gebracht.
    Clare sah Riedwaan an. Sein Profil wirkte wie versteinert. Nur unter seinem Kinn zuckte ein Muskel. Sie strich das weiße Papier glatt, in dem Yasmins selbst gemachte Karte gelegen hatte, und blickte nachdenklich auf die unbekannte Handschrift. Diesmal las sie ganz genau:
    Riedwaan,

    es sieht so aus, als würden wir beide heimkehren. Ich weiß nicht, ob das wirklich gut für mich (und für dich) ist, aber ich finde, wir sollten versuchen herauszufinden, wo wir beide stehen. Wir kommen am dreizehnten an. Das ist ein Freitag. Ob das ein gutes oder ein schlechtes Omen ist? Deine Mutter ist über alle Einzelheiten informiert. Ich hoffe, dass es funktioniert. Ich will nicht mehr warten, denn ich brauche eine Entscheidung.

    Shazia
    Clare faltete den Brief zusammen und steckte ihn ins Handschuhfach zurück. Der Kamm lag vergessen in ihrem Schoß.
Sie öffnete das Fenster und ließ ihr heißes Gesicht von der Zugluft kühlen.
    »Du hättest das nicht lesen sollen«, sagte Riedwaan.
    »Du hast mir nicht erzählt, dass sie kommt.«
    »Ich habe dir erzählt, dass Yasmin mich vielleicht besuchen kommt.« Riedwaan wusste, dass er sich nur sehr schlecht herauszureden versuchte.
    Als Clare sich zu ihm umdrehte, hatte der Funke des Schmerzes schon ihren Zorn

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