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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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entzündet. »Es freut mich, dass du deine Tochter siehst«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen und tiefer Stimme. »Aber du hast mir bestimmt nicht gesagt, dass sie beide kommen.«
    »Ich weiß es doch erst seit ein paar Tagen.«
    Ein Laster schoss hupend auf der langsameren Spur an ihnen vorbei. Riedwaan riss wieder das Steuer herum.
    »Seit ein paar Tagen?«, wiederholte Clare. »Und du hast es nicht für nötig gehalten, mir das zu erzählen?«
    »Ich dachte, du würdest wütend.«
    »Ich bin wütend.«
    Riedwaan bog auf die Rampe, die zum Flughafen führte. »Shazia und ich haben ein Kind zusammen. Und wir waren zwölf Jahre lang verheiratet. Ich muss mit ihr reden, um einige Dinge zu klären.«
    »Ich weiß.« Clare sah aus dem Fenster und wischte energisch mit dem Handrücken die Tränen aus ihren Augen. »Trotzdem hättest du es mir erzählen sollen.«
    »Du hättest dich jedenfalls aufgeregt«, sagte Riedwaan.
    »Aber ich hätte das immerhin selbst entscheiden können.«
    »Lass mich erklären.«
    »Nein! Du hattest deine Chance. Setz mich einfach nur ab.«
    In Clares Stimme lag eiserne Entschlossenheit, die Verletzlichkeit, die sie Riedwaan gegenüber gezeigt hatte, zurückzunehmen. Die Trennung von seiner Familie war noch zu frisch, die Bande waren noch zu stark. Zuzulassen, dass er sich in ihr
Leben und ihr Herz schlich, war ein Fehler gewesen. Sie war genauso wütend auf sich selbst, weil sie das geduldet hatte, wie auf ihn.
    Riedwaan überging ihren Wunsch und parkte den Mazda. »Bitte, sprich mit mir, Clare.« Er schaltete den Motor ab und drehte sich zu ihr um.
    »Worüber?«
    »Über das hier.«
    »Warum ist dir das nicht früher eingefallen, du Genie?« Clare öffnete die Tür.
    Riedwaan stieg ebenfalls aus und winkte den Gepäckträger weg. »Ich kann dir alles erklären.«
    »Du hattest wochenlang Zeit, alles zu erklären«, sagte Clare. »Gestern zum Beispiel, als Yasmin anrief. Das war die perfekte Gelegenheit, alles zu erklären. Mir gar nichts zu sagen finde ich schlimmer, als wenn du mich angelogen hättest.«
    »Es ist so kompliziert.« Riedwaan legte die Hände auf ihre beiden Arme.
    »Es war kompliziert«, korrigierte Clare und schüttelte ihn ab. »Jetzt ist es ganz einfach.«
    »Es ist eben nicht so einfach, mit dir darüber zu reden, Clare«, sagte Riedwaan. »Es fällt mir schwer, dir etwas zu erzählen. Ich weiß nie, was du denkst. Was du empfindest. Was du willst.«
    Schmerz verschattete Clares Blick. »In der Wohnung steht eine Tasche mit deinen Sachen«, sagte sie. »Rita soll sie dir geben.«
    »Clare, es tut mir wirklich leid.«
    »Beruflich wird es dadurch einfacher.«
    »Ich rufe dich an«, sagte Riedwaan.
    »Nur wenn es um den Fall geht. Dieses Thema ist abgeschlossen.« Wieder völlig gefasst, strich Clare mit kühlen Fingern über seine Wange, eine abweisendere Geste als ein Türenknallen. Dann marschierte sie auf den internationalen Abflugterminal zu und in die Umarmung der automatischen Türen.

    »Scheiße«, sagte Riedwaan und ging zu seinem Auto zurück.
    Er fädelte den Wagen durch die Autos, die am nationalen Abflugterminal Passagiere entluden, und reihte sich in den trägen Verkehrsfluss ein, der der Stadt zuströmte.
    »Scheiße«, sagte er noch einmal, als der Verkehr auf dem Eastern Boulevard vollends zum Erliegen kam.

8
    Clare händigte ihr Ticket und ihren Pass aus und ließ sich resigniert abtasten, als der Metalldetektor piepte.
    »Ihr BH«, lächelte die Frau, die sie abtastete. »Der Drahtbügel lässt das Ding anschlagen. Aber was soll man machen? Wir brauchen halt ein bisschen Unterstützung.«
    »Wie wahr«, bestätigte Clare.
    Der Morgendunst hing noch über der Kap-Ebene und brandete gegen den Tafelberg und die grünen Vorstädte zu seinen Füßen, doch als das Flugzeug nach Norden abdrehte, wurden die Bäume, Felder, Straßen, Städte und schließlich Dörfer rarer, und das Land wurde trocken, ohne jede Vegetation bis auf die anspruchslosesten Pflanzen. Clare schlug die Akte auf, die Rita Mkhize zusammengestellt hatte. Präzise Notizen in geschwungener Klosterschulenschrift. Eine Klarsichthülle für Ausgaben und Quittungen. Eine Liste von Kontaktnummern. Leere Trennblätter für den Obduktionsbericht, die forensische Analyse, das ballistische Gutachten und Clares Profil. Clare spürte ein angespanntes Kribbeln im Rücken.
    Tamar Damases hatte per E-Mail eine Luftaufnahme von Walvis Bay geschickt. Darauf war ein sumpfiges Flussdelta südlich

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