Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
Vom Netzwerk:
Haifischschwarm, hatte sich selbst immer größere Quoten zugeteilt, Farmen und BMWs gekauft, ohne je den gierigen Hals vollzukriegen, und nichts auf die Warnungen der Wissenschaftler gegeben. Jetzt war das Meer praktisch leer gefischt, und über der Stadt lag eine gespenstische Mattigkeit. Das Erbe der südafrikanischen Armee, die bei ihrem Rückzug ihrerseits ein klaffendes Loch in das Stadtsäckel gerissen hatte, war aufgezehrt.
    Walvis Bay war nach wie vor kein schöner Anblick. Die Stadt hockte rund um den Hafen, immer bereit, alles aufzusaugen, was die vorbeiziehenden Schiffe hierzulassen gewillt waren. Das Polizeirevier von Walvis Bay lag gegenüber einem schwarzen Kohleberg, der darauf wartete, auf die immer seltener fahrenden Züge zu den Uranminen tief in der Wüste verladen zu werden. Die dürren Kräne ragten unheilvoll in den bleiernen Himmel auf. Eine Möwe kreischte auf, als Clare die Autotür zuschlug, und durchschnitt mit ihrem Schrei die kalte Luft.
    »Kein so schöner Ausblick wie bei Ihnen in Kapstadt, Dr. Hart.« Van Wyk ließ den Blick genüsslich über ihren Körper wandern, während sie ihm voranging. Clare stellten sich die Nackenhärchen auf.

    Das Revier war ein niedriges, schmuckloses Gebäude mit starken Gittern vor sämtlichen Fenstern. Offenbar hatte jemand geglaubt, dass es in Schwimmbadblau fröhlicher wirken würde, nur hatte sich inzwischen auf jeder zugänglichen Fläche Kohlenstaub niedergelassen. Zwei verwegene pinkfarbene Blumentöpfe bewachten den Eingang, aber leider blühten nur Zigarettenstummel darin. Ein paar davon mit Lippenstiftflecken, die meisten ohne.
    Ein stämmiger Mann drückte gerade seine Zigarette darin aus, als sie die Stufen hinaufstiegen.
    »Sergeant Elias Karamata, das ist Dr. Hart«, sagte Tamar. »Elias arbeitet mit uns an dem Fall.«
    »Willkommen in Namibia, Doctor.«
    »Nennen Sie mich doch Clare«, sagte sie. Karamata sah aus wie ein Ringkämpfer – Stiernacken, breite Schultern –, doch sein Händedruck war sanft und sein Lächeln warm. »Es ist schön, wieder einmal hier zu sein.«
    »Sie kennen Walvis Bay?« Karamata schien das zu freuen.
    »Ja«, sagte Clare, während sie das Besucherformular ausfüllte. »Vor einigen Jahren habe ich hier einen Dokumentarfilm über die Fischereiindustrie gedreht.«
    »Diese ganzen Korruptionsgeschichten wurden inzwischen aufgeklärt.«
    »Elias sollte eigentlich für das hiesige Fremdenverkehrsamt arbeiten«, warf Tamar ein. »Er verbringt jede freie Minute damit, mir einzureden, dass dieser Fleck der Himmel auf Erden ist.«
    »In Walvis Bay weint jeder zweimal, Captain«, erklärte Karamata kopfschüttelnd. »Einmal, wenn er kommt, und einmal, wenn er gehen muss. Sie werden die Stadt auch noch lieben lernen.«
    Clare folgte Tamar durch den düsteren Gang. Am anderen Ende war mit Klebestreifen ein rissiges Schild mit der Aufschrift »Sexualstraftaten und Mord« an eine Tür geklebt worden.

    »Willkommen bei S und M.« Tamar versetzte der Tür einen geübten Tritt, woraufhin sie aufsprang und den Blick auf ein überraschend geräumiges Büro freigab. Es gab vier neue Schreibtische, jeder mit einem abgedeckten Computer darauf.
    »Hier arbeiten van Wyk und Elias«, sagte Tamar. »Sie können den Computer am Fenster haben.«
    »Er sieht brandneu aus«, meinte Clare.
    »Ist er auch. Nachdem das Dezernat für Fischwilderei aufgelöst wurde, weil es nichts mehr zu wildern gibt, hat man mir Elias zugeteilt. Van Wyk wurde vom Sittendezernat herversetzt.«
    »Warum hat man ihn versetzt?«
    »Sexualverbrechen sind bei der Regierung das Thema des Monats. Theoretisch sollte es eine Beförderung für ihn sein.«
    »Ich glaube, das hat ihm noch niemand gesagt«, stellte Clare fest.
    Tamar ging ihr voraus zu ihrem eigenen Büro. Es war ein Einzelzimmer und sonnengelb gestrichen. In einer Ecke des Zimmers waren Kinderzeichnungen aufgehängt. Neben dem blauen Sofa lagen Spielzeuge und zwei dicke rote Sitzkissen. Der niedrige Tisch war mit Papier und Wachsmalkreiden bedeckt.
    »Die Rückzugsecke für die Kinder«, erklärte sie. Ihr weicher Mund verhärtete sich, als sie eine Zeichnung hochhob und Clare überreichte. Es zeigte ein typisches Kinderhaus – rote Tür, Katze auf dem Fensterbrett, aus dem Schornstein quellender Rauch. Daneben ein kleines Mädchen mit einem Heiligenschein aus dicken Verbänden um den Kopf und schwarzen Panda-Augen. Eine Mama mit ähnlichen Blutergüssen. Ein Daddy im Anzug mit geballten Fäusten und

Weitere Kostenlose Bücher