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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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würde sie eine farblose Pflanze sammeln. Damals brauchte sie einfach einen Ehemann. Oscar hingegen hatte sie wirklich gewollt. Die beiden waren immer allein draußen im Kuiseb, wo sie versuchte, alles zu bewahren, jede Art von Entwicklung zu verhindern. Und dort ist sie auch bei einem Autounfall gestorben.«
    »George Meyer ist nicht sein Vater?« »Nein. Seit sie nicht mehr da ist, hat das Kind niemanden mehr. Es kam keiner aus Amerika, um ihn zu sich zu nehmen, also blieb er hier bei seinem Stiefvater.«
    Karamata hielt den Wagen an. Der Müllwagen, den sie von der Düne aus beobachtet hatte, war inzwischen leer, und alles von Wert war aus der verrottenden schwarzen Masse rundherum geklaubt worden. Der Fahrer winkte, während er in Richtung des fensterlosen Gebäudes fuhr. Eine Gruppe von Jungen hatte im Müllsammeln innegehalten und beobachtete sie. Die Lederpeitsche streichelnd und begleitet von einer Schar zerlumpter Kinder kam der Vormann auf sie zu.
    »Suchen Sie Arbeit, Karamata?«, fragte der untersetzte Mann.

    »Guten Tag, Mr Vermeulen. Das ist Dr. Hart aus Südafrika. Sie untersucht mit uns zusammen die Morde an dem Jungen hier und auf dem Schulhof.«
    »Nee, fok, Karamata. Ausländische Experten für ein paar tote Straßenkinder.« Er sah Clare so feindselig an, dass sich sein muskulöser Nacken vorwölbte. »Haben Sie da unten im Süden nicht genug eigene Leichen?«
    »Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr Vermeulen.« Clare streckte die Hand aus; Vermeulen wischte die Handflächen an seinem Overall ab und drückte kurz ihre Finger.
    »Die armen kleinen Ficker, weggeworfen von ihren eigenen Müttern.« Vermeulen packte das Kind, das ihm am nächsten stand, einen Jungen von fünf oder sechs Jahren, grob am Genick.
    »Hey, wer ist deine Mutter?« Der Junge kicherte, und Vermeulen stieß ihn beiseite. »Er kennt sie nicht einmal. Er lebt auf der Straße, seit er drei Jahre alt ist. Wenn er noch kränker wird, kommen wenn er Glück hat die Nonnen und holen ihn ab. Dann bringen sie ihn in ihr Heim da draußen.« Er schwenkte seinen Arm wie einen Baumstamm in Richtung Osten. »Also, was wollen Sie hier?«
    »Ich bin keine Sozialarbeiterin«, sagte Clare. »Aber ich könnte vielleicht dabei helfen, den zu finden, der diese Jungen ermordet hat.«
    »Ach, glauben Sie doch, was Sie wollen, Lady.« Vermeulen seufzte. »Es ist nett, dass Sie helfen wollen. Das tun nicht viele Menschen.«
    »Wo schlafen diese Jungen?« Clare sah sich auf der Müllkippe um; es war kaum ein Hort für Waisenkinder.
    »Ein paar gehen zum Schlafen in die Stadt«, sagte Vermeulen. »Die übrigen schlafen hier auf der Müllkippe. Wollen Sie sehen wo?«
    »Sicher«, sagte Clare.

    »Lazarus!«, bellte er. Ein hagerer Junge wurde aus der Gruppe nach vorn geschubst.
    »Wir kennen uns schon, glaube ich«, sagte Clare. Lazarus lächelte verschämt.
    »Warum warst du nicht in der Schule?«, wollte Vermeulen wissen. »Weißt du nicht, wie ich diesen Rektor gatkruipen musste, damit er dich noch mal aufnimmt?«
    »Schule ist Zeitverschwendung.« Lazarus hielt sich vorsichtshalber außerhalb von Vermeulens Reichweite.
    »Unser Einstein«, höhnte Vermeulen. »Weiß alles, dieser Großkotz, und das ist sein Glück, weil ihn die Schule diesmal bestimmt nicht wieder aufnehmen würde. Nimm die Frau Doktor mit und zeig ihr, wo ihr schlaft.«
    Clare und Karamata folgten Lazarus in eine Einfriedung auf der anderen Seite des Müllwagens. Unter einer als Dach dienenden Plane war ein Nest aus Matratzen ausgelegt, an deren Kopfende jeweils ein Kleiderbündel lag.
    »Das da war Fritz Woestyns Bett«, sagte Lazarus. »Und das von Kaiser. Sie haben es sich geteilt.« Clare betrachtete die vergilbte Schaumstoffmatratze. Neben dem Bett lag ein Foto.
    »Das ist unsere Fußballmannschaft.« Lazarus stellte sich neben sie. Sein Atem roch faulig. »Wir waren in der Zeitung, weil wir beim Straßenkinder-Weltcup mitgespielt haben«, sagte er. »Schauen Sie, da ist Kaiser, und da bin ich. Da ist Fritz mit den anderen. Mara hat es aufgenommen. Sie hat jedem von uns ein Bild geschenkt. Das ist meins.« Er beugte sich auf die letzte Matratze und zog eine identische Aufnahme hervor.
    Clare nahm sie und drehte sie um. Auf der Rückseite stand eine Inschrift. Von Mara, stand da . Für meine Jungs. Verliert nie euren Glauben.
    »Wann war das?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht.« Lazarus trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich würde sagen, vor vier Wochen. Wir waren

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