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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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ein ganzes Wochenende lang weg, und da hat sie es aufgenommen. Da
hat sie uns auch die neuen Trikots geschenkt. Schauen Sie, da steht ›The Desert Rats‹.« Er deutete auf das Bild.
    Offenbar war es kalt gewesen, als das Bild aufgenommen wurde, denn die Jungs kauerten eng aneinander. Alle trugen das Trikot, das auch Kaiser Apollis getragen hatte, als er umgebracht worden war.
    »Coole Trikots«, sagte Clare.
    »Pesca-Marina Fishing hat sie gesponsert. Sehen Sie? Hier steht es, auf dem Rücken.« Voller Begeisterung, eine Zeugin für die kleinen Freuden seines Lebens gefunden zu haben, riss er sein Sweatshirt hoch und drehte Clare den Rücken zu, um ihr den Aufdruck zu zeigen.
    »Kann ich das behalten?«, fragte Clare. »Sie können Kaisers Bild behalten«, sagte Lazarus und überreichte es ihr. »Er braucht es nicht mehr. Vielleicht können Sie in Kapstadt noch einen Sponsor für uns finden oder einen neuen Trainer.«
    »Was ist mit Mara?« Clare ließ das Bild in ihre Tasche gleiten.
    »Die geht nach England zurück.«
    »Und wann?«, fragte Clare.
    »Weiß ich nicht«, sagte Lazarus, »aber sie gehen immer alle. Wozu sollten sie hierbleiben?«
    Darauf gab es keine Antwort. »Trainiert sie euch noch?«
    »Ja, später haben wir Training. Aber es ist nicht mehr so wie früher.«
    »Du hast jeden der Jungen gekannt, die umgebracht worden sind?«, stellte Clare fest.
    »Von uns lebt keiner lang, Miss. Sie sind schnell gegangen. Immer noch besser, als so zu gehen wie er.« Lazarus deutete in die dunkelste Ecke des improvisierten Zeltes. Dort lag ein kleiner Haufen aus Decken. »Er hat Angst, zu den Nonnen zu gehen. Wenn dich die Schwestern holen, dann weißt du, dass du voll am Ende bist.« Lazarus lachte trocken. »Es
ist nicht mehr viel übrig von unserer Mannschaft. Drei sind tot.«
    »Was glaubst du, wer das getan hat?«, fragte Clare.
    »Jemand, mit dem sie mitgegangen sind, das sagen alle«, antwortete Lazarus und schaute zu, wie die anderen Jungen auf der ebenen Schotterfläche, die ihnen als Spielfeld diente, einen Lumpenball hin und her kickten.
    »Hast du ein paar Namen?«, hakte Clare nach. »Jemand Bestimmten?«
    Lazarus sah sie kurz an, aber er war schon nicht mehr bei der Sache. »Ein Matrose? Vielleicht einer von den alten Säcken, die hier in der Stadt wohnen. Ein Rechtsanwalt aus Windhoek? So geht es uns oft.«
    »Gibt es auch so was wie …«Aber Lazarus war schon fort und dribbelte den Ball gekonnt auf die Torpfosten zu »… Stammkunden?«, beendete Clare ihre Frage.
    »Zu viel Leim geschnüffelt, wenn Sie mich fragen«, sagte Karamata und sah zu, wie Lazarus ein Tor schoss.
    »Oder zu viel Angst«, vermutete Clare, während Lazarus quer über das Feld lief, die Arme in der universellen Sprache der Fußballtorschützen ausgebreitet. »Ich habe noch ein paar Fragen an ihn.«
    »Ein andermal.« Karamata sah auf seine Uhr. »Wir müssen los, falls Sie noch vor der Dunkelheit am ersten Fundort sein wollen.«
    Clare folgte ihm widerstrebend zum Wagen. Sie winkte Lazarus zu. Er hob grüßend eine Hand und sah ihrem wegfahrenden Wagen nach.

    Karamata fuhr in Richtung des Kuiseb-Flussbetts, einem gewundenen grünen Band, das den weiten Ozean der Namibwüste durchschnitt. Eine Gruppe von Oryx-Antilopen zog in der Nähe vorbei und schien mit ihren gemessenen Schritten die Stille noch zu verstärken. Die Straße, die sie nahmen,
schlängelte sich zwischen Gruppen staubiger Tamarisken hindurch. Ihre Zweige peitschten gegen die Windschutzscheibe, als Karamata beschleunigte.
    »Topnaars.« Er deutete auf einen Eselkarren, der nach Hause rumpelte und dabei goldenen Staub in den Sonnenuntergang aufwirbelte. Clare konnte das Knallen einer Peitsche über den gleichmäßigen Hufschlägen hören und die Rufe des Kutschers, der sein müdes Zugtier in Richtung Heimat trieb.
    »Sie kennen die Gegend gut«, bemerkte sie.
    »Wie meine Handflächen«, sagte Karamata. »Ich bin hier aufgewachsen.«
    Alte Flutmarken hatten eine Vertiefung in den Sand gegraben. Im ausgetrockneten Flussbett hatte sich Strandgut aus dem Oberlauf aufgetürmt. Die Straße wurde zu einer Sandpiste, die nach den Regenfällen des vergangenen Jahres von Kratern und Narben gezeichnet war. Der Schlamm war in der gnadenlosen Sonne getrocknet und aufgeplatzt.
    Karamata stellte den Motor ab. »Fritz Woestyn. Hier hat man ihn gefunden.« Er deutete auf einen trostlosen Sandstreifen. An manchen Stellen des Flussbettes, durch das sich das Wasser tosend und

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