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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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die teuren Medikamente jenen Virus zurückschlagen würden, der seit Angelas Geburt in ihrem Blut lauerte, den Virus, der vor fünf Jahren begonnen hatte, ihrer fülligen, fröhlichen, fruchtbaren Schwester allmählich das Leben zu rauben.
    Sie brachte das kleine Mädchen ins Bett und half ihr, die Prinzessinnenpuppe richtig hinzusetzen. Angela hatte ihr ein Tuch umgehängt, damit der Schatten so fiel, als würde sich ihre Mutter übers Bett beugen und sie gleich küssen.

    Tupac legte sich neben seine Schwester.
    »Heute wollte keiner mit mir spielen«, erklärte ihm Angela. »Die anderen Kinder sagen, ich bin schmutzig und dass ich sie krank mache. Zeigst du es ihnen?«
    »Ich werde es ihnen zeigen.« Tupac hatte seine kleine Schwester verteidigt, seit ihre Mutter im vergangenen Jahr gestorben war. »Aber erst erzähle ich dir eine Geschichte.«
    Tamar zog die Tür zu, sobald er mit seinem Märchen begann. Es war die immer gleiche Geschichte: Von einem kleinen Mädchen und seiner Mutter, die gar nicht gestorben war, sondern nur eine Zeitlang wegmusste und eines Tages zurückkommen würde.
    Zu müde, um noch etwas zu essen oder sich umzuziehen, legte sich Tamar auf ihr Bett. Es war still am Rand der Wüste, nachdem das Gemurmel der Kinder erstorben war. Aus weiter Ferne hörte sie den Ruf eines Schakals; noch weiter weg die Antwort seines Gefährten. Tamar faltete die Finger über ihrem Bauch.
    Ihr Kind mochte ohne Vater aufwachsen, doch es war sicher.

18
    Ragnar Johansson konnte sich nicht zwischen zwei blauen Hemden entscheiden. Nur Clare Hart war schuld, dass er sich den Kopf darüber zerbrach, welche der beiden beinahe identischen Schattierungen besser wäre. Er entschied sich für das dunklere, trat an das Fenster in seiner Wohnung und knöpfte das Hemd zu, den Blick auf die leere Straße gerichtet. Die Nacht hatte sich schon eingenistet, doch er konnte noch immer die Kräne ausmachen, mit denen die Trawler ausgeladen wurden, die heute Nachmittag angedockt hatten. Bestimmt
hatten die Mädchen schon gut zu tun. Es war halb neun und kalt draußen, dennoch beschloss Ragnar Johansson zu Fuß zu gehen. Er mochte den Nebel. Er übertünchte die flache Wüstensilhouette von Walvis Bay und ließ ihm die Illusion, dass er irgendwo anders sei, nicht hier, eingekerkert am Arsch der Welt und immer noch so mittellos wie damals, als er hier gelandet war. Das Sicherheitstor fiel klappernd hinter ihm ins Schloss, als er auf die Lagune zuging.
    Clare war in dem verlassenen Ferienkomplex leicht zu finden. Ihr Bungalow war der einzige, aus dem Licht auf das abgetretene Gras strömte, weil sie die Vorhänge nicht zugezogen hatte. Ragnar blieb außerhalb der erhellten Fläche stehen, um sie durch das offene Fenster hindurch zu beobachten. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt, sodass er ihre geschwungene Taille und die schlanken Hüften in den ausgeblichenen Jeans betrachten konnte. Sie schob die Hände unter die Haare, rollte sie nach oben und entblößte dabei ihren Nacken. Dann steckte sie den dicken Schopf fest, drehte sich um und sah hinaus in die schwarze Nacht. Argwöhnisch wie eine Gazelle. Ragnar zündete sich eine Zigarette an und versuchte das Ziehen der Begierde auszublenden. Als er fertig geraucht hatte, durchquerte er den dunklen Garten und klopfte. Sie öffnete ihm die Tür und trat beiseite, um ihn hereinzulassen.
    »Hallo, Clare.«
    »Wie geht es dir?« Sie schloss die Tür hinter ihm.
    »Du siehst gut aus«, sagte Ragnar.
    »Du hast mich beobachtet.«
    »Woher weißt du das?« Ragnar gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Immer noch das gleiche Parfüm.«
    »No. 19.« Clare nahm ihre Jacke, dann spazierten sie am Wasser entlang, wo sie wie von selbst in Gleichschritt fielen. Körperlich hatten sie von Anfang an harmoniert. Froh, den Tag hinter sich lassen zu können, ließ sie es zu, dass er ihren Arm nahm.

    »Was ist aus deinem Boot geworden?«, fragte sie.
    »Das Geld ist knapp. Ich musste es verkaufen.« Ragnar spürte die Bitterkeit des Versagens auf seiner Zunge.
    »Das wusste ich nicht«, sagte Clare und stieg die Stufen zum »Raft« hinauf.
    Das Restaurant war auf Pfählen erbaut, gegen die das dunkle Wasser der Lagune schwappte. Normalerweise verkehrten hier Touristen oder Einheimische, die etwas zu feiern hatten, was selten genug vorkam. Heute waren die meisten der kerzenbeleuchteten Tische leer.
    »Du hast dich nicht mehr gemeldet, oder?«, fragte Ragnar.
    »Ich hatte nie behauptet, dass ich das tun

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