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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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Dreck und die steifen Muskeln. Er zog Jeans und ein sauberes Hemd an und ging in die Bar hinüber.
    Sein Abendessen wartete schon auf ihn: getoastetes Weißbrot und Käse, in Butter getränkt, ohne jedes Salatblatt. Unmengen von Tomatensoße. Genau wie er es gern hatte.
    »Möchten Sie was zu trinken dazu?«, fragte der alte Mann.
    »Whisky. Kein Eis«, sagte Riedwaan.
    Der Mann schenkte ihm einen Doppelten ein. »Heiße Boss«, sagte er. »Was machen Sie hier oben? Ferien?«
    »So ungefähr«, antwortete Riedwaan mit vollem Mund. »Das Sandwich ist gut.« Er spülte es mit dem Whisky hinunter. »Boss. Ist das ein Spitzname?«
    »Kurz für Basson. Mein Nachname.« Er goss sich ebenfalls einen Whisky ein und schüttelte eine Zigarette aus dem Päckchen auf der Theke. »Möchten Sie eine?«
    Riedwaan nahm eine und beugte sich vor, damit sein Gastgeber sie anzünden konnte.

    »Und wo geht’s hin?«, fragte Boss.
    »Ich bleibe eine Weile hier. Weiß noch nicht genau, wie lange.«
    »Woher sind Sie?«
    »Kapstadt.« Essen, Whisky und eine Zigarette. Allmählich fühlte sich Riedwaan wieder wie ein Mensch.
    »Oh«, sagte Boss. »Aus den Staaten.«
    Jetzt war es an Riedwaan, verständnislos dreinzublicken. »Den Staaten?«
    Rusty verdrehte die Augen. »So haben wir Südafrika vor vierundneunzig genannt, als es diese ganzen kleinen Pseudostaaten gab. Transkei. Ciskei. Lauter kleine unabhängige Staaten. Sie erinnern sich doch, diese ganze Apartheid-Kiste.«
    »Ach deshalb«, bestätigte Riedwaan trocken. »Ich erinnere mich.«
    »In welcher Branche arbeiten Sie?«, fragte Boss.
    »Ermittlungen«, antwortete Riedwaan.
    »Für eine Versicherung?«
    »Nein.« Riedwaan schob sein Glas für einen weiteren Whisky vor.
    »Sie sind bestimmt bei der Polizei.« In Rustys Augen blitzte ein plötzlicher Funken des Verstehens auf. »Du weißt doch, Pop. Captain Damases hat das Zimmer gebucht.«
    Beide blickten Riedwaan neugierig an. Der drückte seine Zigarette aus.
    »Sie sind beruflich hier?«, fragte Boss.
    »Eine Weile.« Riedwaan hatte keine Lust, sich weiter auszulassen.
    »Wegen dieser Fisch-Betrugsgeschichten?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Riedwaan. »Danke für das Essen. Ich muss jetzt ins Bett.«
    »Ich wette, es geht um die Kids, die sie immer wieder in der Wüste finden«, sagte Rusty. Noch ein Geistesblitz. Wenn er so weitermachte, würde er noch explodieren. »Ich glaube ja, es
war ein Matrose. Einer von diesen Russen. Die sind doch alle schwul. Der ganze Wodka. Und die lange Zeit auf dem Schiff. Was meinst du, Pop?«
    Boss ignorierte seinen Sohn. Er kehrte ihnen den Rücken zu, um die Gläser auszuspülen.
    »Bestimmt kennen Sie dann auch die Polizistenfrau, die in den Bungalows weiter unten an der Straße wohnt«, ereiferte sich Rusty.
    »Ich glaube schon.« Riedwaan stand auf.
    »Die ist voll heiß«, sagte Rusty. »Ich hab sie hier morgens vorbeilaufen sehen. Nette kleine Titten. Ich wette, ich könnte sie auch so ins Schwitzen bringen.«
    Rustys Finger wurden von Riedwaans muskulöser Hand weiter nach hinten gebogen, als es ihre ursprüngliche Bestimmung eigentlich erlaubte. Leise und vertraulich sagte er in Rustys Ohr: »Wenn du ihr zu nahe kommst, kannst du deine Eier in der Wüste suchen.«
    Der Junge massierte seine Hand. Er kam zu dem Schluss, dass es am besten war, gar nichts zu sagen.
    Riedwaan trank seinen Whisky aus. »Ab wann gibt es Frühstück?«
    »Ab halb sieben. Wollen Sie Rührei mit Speck?«
    »Keinen Speck. Nur Rührei. Danke.«
    Riedwaan kehrte in sein Zimmer zurück und checkte sein Handy. Ein verpasster Anruf. Yasmin, seine Tochter. Verflucht, er hatte den zweiwöchentlichen Anruf vergessen. Er streifte die Stiefel von den Füßen, legte sich auf das Bett und wollte Clare anrufen. Stattdessen fiel er auf der Stelle in jenen tiefen, ungestörten Schlaf, den nur ein reines Gewissen oder völlige körperliche Erschöpfung schenken.

38
    Vier Uhr morgens, und Clare war hellwach; das Federbett lag auf dem Boden, und ihre nackten Beine hatten sich im Laken verheddert. Sie hatte grässlich geträumt: Die toten Jungs hatten ihr mit ihrem blutigen dritten Auge zugezwinkert. Das Lachen der Hyäne hallte durch ihr Unterbewusstsein und verhöhnte sie in einer ihr unverständlichen Sprache. Sie stand auf, öffnete die Tür zur Veranda und trat in die noch dunkle Nacht. Mit dem Nebel drückte Stille ins Land. Kein Laut, kein Auto. Rastende Seevögel raschelten mit ihrem Gefieder und riefen hin und wieder

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