Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
Vom Netzwerk:
fragt man sich schon, warum er noch immer in seiner Kanzlei rumsitzt. Wenn Sie mich fragen, dann arbeitet er nur deshalb noch, um sich wichtig zu machen. Und ich wüsste wahrlich nicht, was er lieber täte, als überall seinen Einfluss geltend zu machen.“
    â€žMhmm“, meinte Nell nachdenklich. „Ich kenne Mr. Pratt. Er und Leo Thorpe, mit dem er die Kanzlei betreibt, sind gute Freunde von August Hewitt.“
    â€žLeo Thorpe? Der Stadtrat, dessen Sohn …?“
    â€žGenau der“, unterbrach ihn Nell. Noch immer erfüllte der Gedanke an Jack Thorpe sie mit Kummer. „Als Jack starb, war er meines Wissens mit Mr. Pratts Tochter Cecilia verlobt.“
    â€žOh ja, jetzt erinnere ich mich. Da sollten mit viel Pomp und Getöse zwei Dynastien zusammengeführt werden, nicht wahr?“
    â€žSo ähnlich, ja. Der arme Jack wäre mit ihr aber gewiss nicht glücklich geworden. Cecilia Pratt ist eine verwöhnte kleine Prinzessin, wie sie im Buche steht, und er war … nun ja, er hatte durchaus seine Fehler, aber er war ein eher nachdenklicher Mensch und sehr fürsorglich. Er kümmerte sich immer zuerst um die Belange seiner Mitmenschen.“ Wenn er das nicht getan hätte, würde er jetzt wohl noch leben, dachte sie bei sich. „Emily, die ältere Tochter der Pratts, hätte wahrscheinlich viel besser zu ihm gepasst, aber sie war damals gerade für längere Zeit in Europa – auf Reisen.“
    â€žAh … stimmt, ich hab’ da was gehört von einer der Pratt-Töchter und ’nem deutschen Adligen“, meinte Cook. „Das müsste dann wohl Emily gewesen sein, oder?“
    â€žNein, das war wieder Cecilia, und er ist Österreicher. Jack war noch nicht mal unter der Erde, als sie ihn kennenlernte. Er hat einen Titel und sieben Namen, allerdings will mir gerade kein einziger davon einfallen. Als er um sie zu werben begann, schenkte er ihr unvorstellbar prunkvollen, protzigen Saphirschmuck, und auf dem alljährlichen Ball der Pratts Ende April diesen Jahres haben sie die Verlobung bekannt gegeben …“, Nell schluckte und legte eine kurze Pause ein, „… genau ein Jahr nach Jacks Begräbnis.“
    Cook verzog kurz das Gesicht und schüttelte missbilligend den Kopf. „Aber bei dem Vater überrascht mich eigentlich auch gar nichts.“
    â€žNur Mr. und Mrs. Thorpe sind der Einladung nicht gefolgt. Der Ball der Pratts ist jedes Jahr der gesellschaftliche Höhepunkt der Frühjahrssaison – das will sich niemand entgehen lassen. Komisch war nur, dass Cecilia die Verlobung gleich am Tag darauf wieder abgeblasen hatte. Und raten Sie mal, wer wenig später angefangen hat, ihr den Hof zu machen?“ Nell schmunzelte, denn sie freute sich schon jetzt auf Cooks Reaktion.
    Er neigte den Kopf, als wolle er fragen: Und wer?
    â€žHarry Hewitt.“
    â€žAch herrje!“, rief er und brach in ungläubiges Gelächter aus. „Dieser verwöhnte, unausstehliche, kleine …“
    â€žGenau der. Ein Traumpaar. Sie werden sich gewiss bestens verstehen und nur ab und an darüber streiten, wer von beiden denn nun hübscher ist.“
    Noch immer leise vor sich hinlachend, trank Cook seinen Tee aus und starrte einen Moment in die leere Tasse, als wolle er aus den Teeblättern lesen. Mit einem Ruck wuchtete er sich dann von seinem Stuhl. „Und Sie wollen noch immer keinen?“, fragte er Nell, als er hinter dem Schreibtisch hervorkam. „Der ist wirklich gut. Ich habe vorhin eine ganze Kanne aufgesetzt.“
    â€žNein, danke.“
    Als der Detective mit frisch gefüllter Tasse in sein Büro zurückkehrte, schloss er nicht nur die Tür hinter sich, sondern ließ zu Nells gelinder Verwunderung auch die Jalousie hinunter.
    â€žSagen Sie bloß, draußen auf dem Gang treibt sich schon wieder ein Lippenleser herum“, meinte Nell belustigt.
    Cook schien indes tief in Gedanken versunken und erwiderte nichts; sein Stuhl knarzte, als er sich schwer darauf niedersinken ließ. Er nahm einen Schluck Tee, stellte die Tasse nachdenklich auf seinem Schreibtisch ab und sah dann zu Nell auf. „Nachdem Pratt gegangen war, tauchte Kurtz nebenan auf, und diesmal habe ich fast alles mitbekommen, denn wenn Kurtz auf dem Kriegspfad ist, neigt er dazu zu brüllen.“
    â€žAuf dem Kriegspfad? Gegen Skinner?“
    â€žWas ich Ihnen jetzt sagen werde“, fuhr Cook

Weitere Kostenlose Bücher