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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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Öffentlichkeit zeigen, so oft wir wollten und müssten uns nicht um deinen guten Ruf sorgen. Niemand wird dich schief ansehen, wenn alle denken, ich mache dir offen und ehrlich meine Aufwartung.“
    â€žEin Hewitt, der mir seine Aufwartung macht?“, wandte sie ein. „Ich glaube, dafür würden mich einige Leute sehr schief ansehen.“
    â€žNun komm schon, bestimmt hast du auch wenigstens einen dieser geistlosen Gouvernantenromane gelesen. Endet es denn nicht immer damit, dass sich die Heldin am Ende mit dem Sohn ihres Dienstherrn verheiratet?“
    â€žOder aber mit jemandem, der noch viel reicher und bedeutender ist“, ergänzte sie, denn natürlich hatte sie als junges Mädchen auch eine Phase gehabt, in der sie derlei Bücher geradezu verschlungen hatte. „Aber die Gouvernanten in diesen Romanen stammen ausnahmslos alle aus denselben gesellschaftlichen Kreisen wie die Familien, in denen sie angestellt sind. Es sind wohlgeborene junge Damen in finanzieller Bedrängnis – nicht irgendwelche armen irischen Mädchen, denen der Zufall unverschämt viel Glück beschert hat. Wir beide …“ Sie schüttelte den Kopf. „Das glaubt uns niemand.“
    Ein kurzes Knallen von Zügeln erklang, gefolgt vom Geklapper der Pferdehufe auf dem granitenen Pflaster. Sie drehten sich beide um und sahen, wie sich der Trauerzug die Arlington Street hinabbewegte und hinter der nächsten Straßenecke verschwand. Als Nell wieder zu Will sah, schaute er sie mit jener ihm eigenen ruhigen Eindringlichkeit an.
    â€žNatürlich wird man uns glauben“, entgegnete er zuversichtlich. „Du solltest wissen, dass du weithin bewundert wirst, und zwar nicht nur von meiner Mutter. Niemand hält dich nur für irgendein armes irisches Mädchen, das sein Glück gemacht hat.“
    â€žDein Bruder Harry schon.“
    Will lächelte. „Sagt er. In Wahrheit schüchterst du ihn ganz schön ein.“
    Nell stieß ein ungläubiges Lachen aus.
    â€žNein, im Ernst“, meinte Will. „Bislang hat noch jede Begegnung mit dir – oder mit jemand, dem dein Wohlergehen am Herzen liegt – ihm mindestens eine neue Narbe eingebracht. Er weiß ganz genau, dass er dir nicht gewachsen ist. Das würde er zwar niemals zugeben, aber insgeheim weiß er es.“
    â€žDass er dir nicht gewachsen ist, meinst du wohl.“ Denn sie hatte es vor allem Will zu verdanken, dass Harry sie in letzter Zeit mehr oder minder in Ruhe gelassen hatte. Höchst aufgebracht darüber, dass Harry letztes Jahr versucht hatte, Nell zu nötigen, hatte Will seinem Bruder nicht nur ein blaues Auge und eine gebrochene Nase verpasst, sondern ihm auch gedroht, ihm beide Arme zu brechen, sollte er Nell jemals wieder zu nahe kommen – eine Drohung, die ihre Wirkung bislang nicht verfehlt hatte.
    â€žHarry wird morgen Abend auch bei den Pratts sein“, sagte sie. „Ich kann dir versichern, dass ich herzlich wenig Lust auf seine Gesellschaft verspüre.“
    â€žUnd ich wage zu behaupten, dass es ihm ganz genauso ergeht. Wahrscheinlich wird er dich nicht einmal eines Blickes würdigen.“
    â€žDeine Eltern werden auch dort sein“, fuhr sie beharrlich fort. „Es überrascht mich, dass du auf einmal bereit bist, einen ganzen Abend mit ihnen zu verbringen.“
    â€žIch werde ihnen kaum für immer aus dem Weg gehen können, und deine Anwesenheit macht es mir erträglicher, mit ihnen zusammen zu sein.“
    Einen Moment sah Nell beiseite, da sie fürchtete, er könne ihr sonst anmerken, wie sehr es sie freute, dass ihre Gesellschaft ihm so viel bedeutete. „Ich verstehe aber noch immer nicht, warum du das alles tust“, meinte sie. „Du findest derlei Abende grässlich, du magst die Pratts nicht sonderlich, du findest deine Eltern unerträglich, du hast es längst aufgegeben, aus Harry einen besseren Menschen machen zu wollen …“
    â€žMeinen kleinen Bruder Martin mag ich aber eigentlich ganz gern.“
    â€žDann könntest du dich ebenso gut auch nur mit ihm treffen.“
    â€žOh, das tue ich sogar. Wenn ich in der Stadt bin, essen wir manchmal in Cambridge zusammen zu Mittag.“
    â€žWarum dann also überhaupt zu dieser Dinnerparty gehen?“, wollte sie wissen.
    â€žVielleicht, weil du mich davon überzeugt hast, dass ich es Mrs. Kimball schuldig bin, die Wahrheit über ihren

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