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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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noch nie erlebt. Dass er diesmal völlig nüchtern war, ließ seinen Auftritt nur noch bedrohlicher wirken. Er fing wieder von diesem verdammten Revolver an. ‚Ich habe dir alles gezahlt‘, brüllte er, ‚und wo bleibt mein Revolver?‘ Nein, er hat sich etwas anders ausgedrückt, aber ich möchte seine genauen Worte nicht im Beisein einer Dame wiederholen.“
    â€žMoment“, unterbrach ihn Will da. „Hatten er und Mrs. Kimball denn eine Vereinbarung getroffen, den Revolver gegen Bezahlung einzutauschen?“
    â€žGanz gewiss nicht“, sagte Thurston, während er durch den Wintergarten schlurfte und seine Pflanzen mit Wasser besprühte. „Seit seinem letzten, höchst unwillkommenen Besuch den Monat zuvor, hatten sie nichts mehr voneinander gehört. Virginia und ich waren daher auch ziemlich erstaunt über das, was er da nun sagte, aber er schien zu glauben, wir stellten uns nur dumm, was ihn natürlich noch wütender werden ließ. Er beharrte darauf, dass er gezahlt habe, was sie von ihm gefordert hatte, und deshalb wolle er jetzt gefälligst den Revolver. Und fügte recht aufgebracht hinzu, dass er sogar persönlich die fünftausend Dollar an Fiona ausgehändigt habe – sowie Clara ihr den Dienst aufgekündigt hatte, hatte Virginia nämlich Fiona eingestellt –, und im Gegenzug hätte Virginia ihm angeblich versprochen, umgehend den Revolver zurückzugeben und für immer über ihre gemeinsame Vergangenheit zu schweigen.“
    â€žFiona hat von Clara also auch deren Botenpflichten übernommen?“, vergewisserte sich Will.
    â€žOh ja, gleich beim Vorstellungsgespräch hat sie Virginia deutlich zu verstehen gegeben, dass sie zum selben Lohn gern alle von Claras bisherigen Pflichten übernehmen wolle – und zwar wirklich alle.“
    â€žZwei Dollar die Woche plus fünf Dollar für jede geglückte Geldübergabe?“, fragte Nell nach.
    â€žGanz genau. Virginia hat sie natürlich gefragt, woher sie davon wisse, und da meinte das Mädchen, sie hätte es von der Tochter erfahren.“
    Durchaus wahrscheinlich. Nell nickte. „Emily und Fiona waren miteinander befreundet. Sie wird ihr davon erzählt haben, wie sie ihrem Vater an jenem Abend nach dem Ball zu Mrs. Kimball gefolgt war und Zeugin von Claras Kündigung wurde.“
    â€žSie hat Fiona zudem eine Referenz geschrieben“, fügte Thurston noch an. „Virginia mochte das Mädchen sofort und hat sie vom Fleck weg engagiert.“
    â€žWar Fiona denn während Pratts zweitem Besuch anwesend?“, fragte Will.
    â€žAber ja. Sie stritt ab, jemals Geld von Pratt angenommen zu haben. Er bezichtigte sie der Lüge und meinte, das hätte sie sich ja schnell von Virginia abgeschaut. Virginia befahl ihm, augenblicklich ihr Haus zu verlassen, sonst würde sie die Konstabler rufen. Das gab ihm dann den Rest. Sein Gesicht lief puterrot an, und seine Augen … sie sahen mit einmal aus wie die Augen eines Wolfs, ganz fahl, fast farblos und sehr gefährlich, verschlagen. Er ging auf Virginia los: ‚Ich bringe dich um, du verlogene …‘ Nun, er nannte sie bei einem Wort, das ich niemals aus dem Mund eines Gentleman zu vernehmen geglaubt hätte. Virginia gab ihm eine Ohrfeige. Er schlug zurück.“
    â€žEr hat sie geschlagen?“, fragte Will. Selbst als heruntergekommener und auch nicht immer ganz zurechnungsfähiger Opiumraucher hatte Will Hewitt doch immer noch Frauen gegenüber einen geradezu anrührenden Beschützerinstinkt zu offenbaren gewusst.
    â€žUnd was tat sie daraufhin?“, wollte Nell wissen.
    â€žGar nichts. Noch bevor Virginia reagieren konnte, hatte ich Pratt schon kaltgestellt.“ Thurston lächelte, als er die verdutzten Mienen seiner Zuhörer sah. „Ob Sie es mir nun glauben oder nicht, aber vor langer, langer Zeit war ich tatsächlich mal Boxchampion von Harvard. Wegen meines rechten Aufwärtshakens – dem berüchtigten ‚Donnerschlag‘ – nannte man mich auch ‚Thunderfist Thurston‘. Ich muss gestehen, dass es mir doch eine gewisse Genugtuung bereitet hat, nach all den Jahren einen Burschen noch immer mit einem einzigen Hieb k.o. zu schlagen.“
    â€žDas Gefühl kenne ich“, meinte Will. „Während meiner Zeit an der Universität in England habe ich auch geboxt.“
    â€žCambridge?“, fragte

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