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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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Tat auch schon seit Langem geplant.“
    â€žIch wüsste zu gern, wann er seinen Revolver wirklich wiedergefunden hat“, meinte Will nachdenklich.
    â€žIch weiß nur, dass er meine Virginia umgebracht hat“, sagte Thurston, „und als ich an ihrem Sarg stand, habe ich ihr versprochen, dass Pratt dafür hängen wird.“
    â€žIch muss gestehen, dass ich mich über den Sarg doch ein wenig gewundert habe. Darüber, wie sie hergerichtet war …“, begann Nell.
    â€žWahrscheinlich dürften sich einige Leute darüber gewundert haben“, meinte Thurston mit einem feinen bitteren Lächeln. „Virginia hatte alles bis ins letzte Detail geplant. Sie hat in einem Katalog den gewünschten Sarg angestrichen, genaue Anweisungen hinterlassen, wie man sie schminken und frisieren solle, wie die Blumen auf ihr zu arrangieren seien. Das Kleid stammt aus einer Inszenierung von Hamlet, in der sie vor einigen Jahren die Ophelia gespielt hatte. Außerdem bestand sie darauf, so rasch wie möglich beigesetzt zu werden – das war ihr sehr wichtig, hatte sie es doch nie gemocht, eine Szene unnötig in die Länge zu ziehen. ‚Ein schneller Abgang ist grundsätzlich vorzuziehen‘, pflegte sie stets zu sagen, ‚meinetwegen auch mit unziemlicher Hast. Besser, wenn die Leute einen gern noch etwas länger gesehen hätten, als dass sie es kaum erwarten können, dass man endlich verschwindet.‘ Und da wir gerade davon sprechen …“ Der Dramatiker erhob sich, schwer auf seinen Stock gestützt. „Es ist mir sehr unangenehm, so unhöflich zu sein, aber ich müsste mich jetzt umziehen, da wir gleich mit dem gesamten Ensemble mein neues Stück lesen. Daher …“
    Will zog Nell den Stuhl zurück, dann deutete er auf Thurstons Stock. „Sagen Sie, ist das wirklich, was ich denke, dass es ist?“
    â€žGefällt es Ihnen?“ Er reichte Will den Stock und stützte sich nun stattdessen auf dem Tisch ab. „Belgisches Fabrikat. Ich habe es mir in den frühen Fünfzigern gekauft, als diese Dinger gerade der letzte Schrei waren.“
    â€žDruckluft?“, fragte Will und hob den Stock auf Augenhöhe und peilte den hölzernen Schaft hinab, wie man es auch bei einem Gewehrlauf machte. Erst da ging Nell auf, worum es sich handelte.
    â€žPerkussionszündung“, erwiderte Thurston. „Hinterlader. Und eine viel bessere Schussleistung als diese zierlichen Stockgewehre, die Remington jetzt auf den Markt bringt. Das hier hat ganze vierundvierzig Kaliber. Der Abzug ist hier, in diesen silbernen Ring eingearbeitet.“
    Kurz trafen sich Wills und Nells Blicke. „Wie interessant. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mir den Mechanismus einmal anschaute?“, fragte Will.
    â€žNein, schauen Sie ruhig. Aber passen Sie auf – ich habe es immer geladen.“
    Vorsichtig drehte Will den Knauf und zog ihn heraus, um einen Blick in das Innere der wunderlichen Waffe werfen zu können. „Das ist ja seltsam“, murmelte er und fragte dann an Thurston gewandt: „Sagten Sie nicht, Sie hätten sie in den frühen Fünfzigern gekauft?“
    â€žSie wundern sich bestimmt wegen der Metallhülsen. Ich habe den Mechanismus letztes Jahr umrüsten lassen, um Patronenmunition verwenden zu können.“
    â€žVerstehe.“ Will schob den Zündmechanismus wieder in den Stock, drehte den Knauf fest und gab ihn Thurston zurück. „Eine sehr schöne Waffe, sehr gut erhalten. Danke, dass ich sie mir anschauen durfte – so etwas sieht man nicht alle Tage.“
    Mühsamen Schrittes begleitete Thurston seine Besucher zur Tür. Wie es schien, hatte ihr Besuch ihn sehr ermüdet.
    Er schien tief in Gedanken, als er Will die Hand schüttelte. „Virginia war ganz hingerissen von Ihnen.“
    Etwas verdutzt meinte Will: „Ich … ich glaube, Sie verwechseln mich, Sir – oder wollen Sie mir ein ungerechtfertigtes Kompliment machen. Meine Zuneigung für Mrs. Kimball wurde nicht von ihr erwidert. Am selben Nachmittag, da ich ihr die Rosen geschenkt hatte, verwies sie mich mit unmissverständlichen Worten ihres Lebens.“
    Noch immer Wills Hand in der seinen, lächelte Thurston versonnen: „Oh, wie sie von Ihnen schwärmte – Ihr gutes Aussehen, Ihr wacher Verstand, die … lassen Sie mich nachdenken, wie schrieb sie es noch mal in ihrem Buch …?

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