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Blutrot

Titel: Blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Dienstmädchen eingestellt hat. Von den vielen Hausangestellten, die es gibt, wählt er ausgerechnet Carla aus.«
    »Ich nehme an, dass sie sehr gut ist, trotz ihrer Behinderung.«

    »Oh, klar ist sie gut, sicher. Aber das ist nicht der Grund. Damit hat es nichts zu tun. Auch nicht damit, dass mein Vater ein gutes Herz hätte. Denken Sie einfach mal darüber nach, Mr. Ludlow.«
    Er machte wieder kehrt und rannte davon.
    Ludlow nahm seinen Kaffee, stieg ein und startete den Motor. Er fragte sich, was Harold gemeint hatte. Der Junge versuchte, ihm durch die Erwähnung des Dienstmädchens etwas zu sagen.
    Macht, dachte Ludlow. Das Ganze hatte mit Macht zu tun. Das musste es sein.
    Er fragte sich, wie oft McCormack die junge Frau an ihre Behinderung erinnerte und was genau er zu ihr sagte. Ob es sich bei McCormacks Verhalten nur um den üblichen Hochmut der Reichen handelte oder womöglich um pure Grausamkeit.
    So oder so, er würde das, was der Junge gesagt hatte, so bewerten, wie es gemeint war.
    Als Warnung.
    Aber das änderte nichts an der Situation.
    Am nächsten Tag folgte Ludlow den Jungen zum Baseballplatz der Highschool. Die drei trugen mit fünf anderen Jungen, die Ludlow nicht kannte, ein Spiel aus. Vier Mann pro Team. Über eine Stunde lang beobachtete er sie vom Wagen aus. Dann ging er in Arnies Restaurant und nahm ein verspätetes Mittagessen ein. Als er zurückkehrte, spielten die Jungen noch immer, so wie er es vorausgesehen hatte. Er fand, dass Harold und auch Pete Daoust als Schlagmann
keine schlechte Figur machten. Obwohl Pete die Tendenz hatte, selbst nach Bällen zu schlagen, die zu hoch und im Aus waren, bot sich ihm eine Gelegenheit für einen Homerun, und er nutzte sie.
    Die eigentliche Überraschung aber war Danny.
    Als Pitcher war er gut. Er besaß einen kräftigen rechten Arm, warf sehr genau und hielt den Ball mühelos im Feld. Aber als Schlagmann versuchte er im Eifer des Gefechts, Bälle zu treffen, über die andere nicht einmal nachgedacht hätten. Zu hohe oder zu tiefe Bälle. Bälle, die im Aus gelandet wären. Einfach alles, was auf ihn zuflog. Es war, als könnte Danny es nicht ertragen, auch nur einen einzigen Ball passieren zu lassen.
    Eine Gruppe von Mädchen hatte sich eingefunden und schaute ihnen zu. Anfangs versuchte Danny noch, bei ihnen Eindruck zu schinden. Er grinste von der Pitcher-Position zu ihnen hinüber, und wenn er als Schläger einen Ball verfehlte, runzelte er die Stirn und schüttelte theatralisch den Kopf, als hätte er einen schlechten Tag erwischt und wüsste gar nicht, was los war. Aber als er immer schlechter wurde, schien er die Mädchen völlig zu vergessen.
    Er hatte kein Auge für den Ball. Von den acht Malen, die Ludlow ihn schlagen sah, schlug Danny vier Bälle ins Aus, zweimal verfehlte er sie, und zwei bugsierte er ins Feld zurück. Aber diese Bälle fing das gegnerische Team problemlos ab, sodass er nur mit Mühe die erste Marke erreichte.

    Es lief besser, als Ludlow zu hoffen gewagt hatte. Mit dem Baseballschläger in der Hand wirkte Danny McCormack wie ein Mensch mit einer Berufung, deren Natur er selbst nicht ganz verstand. Deshalb vermochte er sie nur mit äußerster Willenskraft und blankem Zorn zu erfüllen.
    Aber niemand lachte über ihn, obwohl sie allen Grund dafür gehabt hätten. Selbst die Mädchen verkniffen es sich und wurden im weiteren Spielverlauf immer stiller. Danny war größer als alle anderen, von zwei Spielern des gegnerischen Teams einmal abgesehen. Vielleicht war er auch der Älteste, aber Ludlow glaubte nicht, dass die Rücksichtnahme der anderen daher rührte. Er nahm an, dass Danny ein Junge war, über den man nicht lachte. Offenbar dachten die anderen genauso. Er fragte sich, inwieweit es ihnen den Spaß verdarb und warum diese Jungen sich das antaten.
    Vielleicht war es für die anderen eine Möglichkeit, es Danny heimzuzahlen, dachte Ludlow. Womöglich beobachtete er hier eine ausgeklügelte Demütigung, die sich auf dem neutralen Boden eines Baseballfeldes zutrug. Denn das Spiel selbst sorgte dafür, dass Dannys Zorn nur bis zu einem bestimmten Punkt ging und nicht darüber hinaus.
    Schließlich schaute der vierte Mitspieler in Dannys Mannschaft auf die Uhr und schüttelte den Kopf. Die Partie war vorbei. Die Mädchen waren längst verschwunden.

    Ludlow beobachtete, wie Danny hinter dem Fangnetz zwei der Metallschläger aus dem Sand aufhob und sie auf die Rückbank seines Autos warf. Er stieg auf der Fahrerseite ein,

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