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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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als sie sahen, wie schmutzig, zerknittert und zerzaust ich war. Ich gab jedoch vor, es nicht zu merken. Ich war so müde, dass ich gar nicht darauf achtete, was ich schrieb. Bei den restlichen Vorlesungen war es noch schlimmer. In Physik nickte ich ein und wachte erst auf, als ein Banknachbar mich anstieß. Zurück in meiner Wohnung merkte ich, dass ich meine Tage bekommen hatte.
    Jetzt war es offiziell. Der Tag war gelaufen.
    Mit letzter Energie duschte ich und fiel ins Bett. Fünf Minuten später hörte ich es an der Tür klopfen.
    »Mach dich bloß vom Acker«, murmelte ich mit geschlossenen Augen.
    Das Klopfen wurde lauter. »Catherine!«
    O Scheiße. Meine Mutter. Was ist los, Gott? Willst du mich prüfen?
    »Ich komme!«
    Verschlafen öffnete ich im Schlafanzug die Tür. Meine Mutter rauschte mit missbilligendem Blick an mir vorbei.
    »Du bist noch nicht angezogen. In knapp einer Stunde fängt der Film an.«
    Noch mal Scheiße! Heute war Montag, und ich hatte ihr versprochen, wir würden zusammen ins Kino gehen. Bei all dem Hin und Her hatte ich das ganz vergessen.
    »Oh, Mom, tut mir leid. Heute Nacht ist es ziemlich spät geworden, und ich komme gerade erst dazu, mich hinzulegen...«
    »Hast du eins von diesen Ungeheuern erwischt?«, fiel sie mir ins Wort, keine Spur mehr von Missbilligung.
    »Ist das alles, was dich interessiert?«
    Die spitze Frage kam für uns beide unerwartet. Als ich den verletzten Ausdruck auf ihrem Gesicht sah, überkam mich sofort ein schlechtes Gewissen.
    »Tut mir leid«, sagte ich zum zweiten Mal. Himmel, ich klang schon wie Timmie. »Äh, letzte Nacht habe ich sogar zwei bösartige Vampire erwischt.«
    Das stimmte zum Teil. Ich hatte einfach ein paar Details aus gelassen, die sie nicht zu wissen brauchte.
    »Bösartig?«, fragte sie, und in ihren Augen blitzte es. »Was soll das heißen, bösartig? Sie sind alle bösartig!«
    Sie kann nicht anders, sagte ich mir, während mich Schuldgefühle einer ganz anderen Art plagten. Der einzige Vampir, mit dem sie es je zu tun hatte, war ihr Vergewaltiger.
    »Nichts. Ich bin nur wirklich müde. Können wir an einem anderen Abend ins Kino gehen? Bitte?«
    Sie ging in die Küche, durchmaß die stolzen zwei Quadratmeter und machte den Kühlschrank auf. Der Anblick, der sich ihr bot, ließ ihr Gesicht einen noch verkniffeneren Ausdruck annehmen.
    »Der ist ja leer. Du hast nichts zu essen. Warum hast du nichts zu essen da?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich bin noch nicht zum Einkaufen gekommen. Ich hatte vergessen, dass du kommst.«
    Gestern hatte ich zu Mittag die letzte Instant-Nudelsuppe verputzt, und ich konnte ihr unmöglich sagen, dass Bones mich gewöhnlich zum Essen ausführte. Das gehörte zu den wenigen Normalitäten, die wir uns gönnten, auch wenn wir nicht in die vornehmsten Schuppen gingen; wir wollten schließlich keine Aufmerksamkeit erregen.
    »Du siehst ganz blass aus.«
    Wieder dieser anklagende Tonfall. Ich gähnte in der Hoffnung, sie würde den Wink verstehen.
    »Ja, wie immer.«
    »Catherine, du bist noch blasser als sonst, du hast nichts zu essen im Haus... hast du angefangen, Blut zu trinken?«
    Mein Mund war noch zum Gähnen geöffnet, und nach dieser Bemerkung bekam ich ihn auch erst mal nicht wieder zu.
    »Ist das dein Ernst?«, brachte ich hervor.
    Sie wich einen Schritt zurück. Sie wich doch tatsächlich vor mir zurück. »Hast du?«
    »Nein!«
    Gekränkt marschierte ich auf sie zu, verletzt und wütend, weil sie vor mir zurückgewichen war.
    »Hier.« Ich packte ihre Hand und drückte sie an meinen Hals. »Spürst du das? Das ist mein Puls. Ich trinke kein Blut, ich werde nicht zum Vampir, und mein Kühlschrank ist leer, weil ich noch nicht zum Einkaufen gekommen bin! Um Gottes willen, Mom!«
    Ausgerechnet in diesem Augenblick steckte Timmie den Kopf zur Tür herein. »Deine Tür war offen... «
    Er stutzte, verblüfft über meinen wütenden Gesichtsausdruck. Meine Mutter ließ die Hand von meinem Hals sinken und straffte die Schultern.
    »Wer ist das, Catherine?«
    Ihr Tonfall verschreckte Timmie. Der arme Junge hatte keine Ahnung, dass sie immer so sprach. »Benimm dich!«, zischte ich.
    Erst hatte Bones ihm Angst eingejagt, jetzt würde er wegen meiner Mutter wahrscheinlich einen Herzinfarkt bekommen.
    »Ist das dein Freund?«, flüsterte sie so laut, dass er es bestimmt gehört hatte.
    Ich wollte schon verneinen, da kam mir ein Gedanke. Ein schlauer, berechnender und opportunistischer Gedanke. Ich

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