Blutrote Kuesse
können.
»Korrupte Bullen? Ein Polizeichef vielleicht? Ein paar der Berichte können versehentlich verloren gegangen sein, aber nicht alle. Sagen wir mal, du wärst bei den Bullen ziemlich weit aufgestiegen, wolltest Sheriff oder so was werden, die schnelle Kohle machen und in der Öffentlichkeit trotzdem kompetent erscheinen. Haufenweise verschwundene Mädchen machen sich da nicht gut. Also sagst du deinem Geschäftspartner, er soll sich nach außen hin unauffällig verhalten, und gibst ihm vielleicht noch einen Tipp, wo Mädchen aufzutreiben sind, die man leicht verschwiden lassen kann. Gott, stell dir vor, der Typ wäre Sheriff. So einer könnte dafür sorgen, dass Hennessey sich seine Opfer im städtischen Gefängnis aussuchen kann! Die Berichte könnte er auch verschwinden lassen. Was, wenn dieser Typ im Gegenzug nur verlangt, dass Hennessey nicht den Zorn der Massen heraufbeschwört? Das wäre kein besonders hoher Preis, oder?«
Nachdenklich tippte sich Bones ans Kinn, dann klingelte sein Handy
»Hallo... Ja, Charles, verstanden... Wo?... Wann?... Wer? ... In Ordnung, ich komme gleich.«
Er legte auf und starrte mich an.
»Was ist los?«, fragte ich ungeduldig.
»Scheint sich etwas getan zu haben. Eine von Hennesseys Handlangerinnen ist gerade bei ihm und will mit mir reden, weil sie die Seiten wechseln will.«
»Ich komme mit«, rief ich prompt.
Bones seufzte bekümmert. »Ich wusste, dass du das sagen würdest.«
Spade öffnete die Tür des Hotelzimmers und musterte mich kurz.
»Ich bin überrascht, dass du sie mitgenommen hast, Crispin.«
Fick dich, hätte ich am liebsten gesagt, konnte es mir aber gerade noch verkneifen.
»Besser, sie kommt mit und weiß, was los ist, als dass sie daheimbleibt und sich Gedanken macht«, entgegnete Bones.
»Gehen wir rein, Charles, damit wir anfangen können.«
Diese Marotte mit den zwei Namen nervt, dachte ich, als Spade beiseitetrat. Können Vampire sich nicht auf einen beschränken?
Mitten im Raum stand eine Frau. Vielleicht hätte ich Kommentare über die vornehme Einrichtung des Zimmers gemacht oder darüber, dass es so groß wie das ganze Obergeschoss des Hauses meiner Großeltern war, wäre sie nicht gewesen.
Sie war zweifellos die schönste Frau, die ich je gesehen hatte. Sowohl in natura als auch im Fernsehen. Mit ihrer schwarzen, hüftlangen Lockenmähne wirkte sie wie eine Latina. Sie hatte ein absolut perfektes Gesicht, dazu einen Körper, der schon fast künstlich aussah, und karmesinrote Lippen. Eine ganze Weile lang konnte ich sie nur anstarren. Höchstens in Zeichentrickfilmen hatten Frauen so winzige Taillen, ausladende Brüste, perfekt gerundete Hinterteile und Wahnsinnsbeine. Ihre Figur war auch schwerlich zu übersehen. Ihr Kleid war ein Hauch von Nichts und so eng, dass es ein Glück für sie war, aufs Atmen nicht angewiesen zu sein.
»Francesca«, sagte Bones, ging auf sie zu und küsste sie auf die Wange. »Schön, dass du hier bist.«
Und mehr brauchte ich nicht zu sehen, um auf der Stelle zu der Überzeugung zu gelangen, dass ich sie hasste, abgrundtief.
»Bones... «
Sie zog den Namen in die Länge wie Karamell, und als sie ihn ihrerseits auf die Wange küsste und einen leuchtend roten Kussmund darauf hinterließ, sah sie mich mit offener Herausforderung im Blick an.
Spades Hand legte sich auf meine Schulter, und ich wurde jäh aus meinen Mordfantasien gerissen. Gerade hatte ich im Geiste zwei meiner Wurfmesser aus der Jacke gezogen und sie ihr in die Doppel-Ds geschleudert.
»Francesca, das ist Cat«, sagte Bones und wies auf mich. »Sie gehört zu mir, du kannst also in ihrer Gegenwart offen reden.«
Ich ging auf sie zu und verzog das Gesicht zu etwas, das mehr oder weniger als Lächeln durchgehen konnte. »Hi. Wir schlafen miteinander.«
Ich hörte, wie der Satz ganz automatisch über meine Lippen kam, und nahm nur am Rande wahr, wie Spade murmelte, mich mitzunehmen sei keine gute Idee gewesen, und Bones die Augenbrauen bis zum Haaransatz hochzog.
Francesca reagierte ganz anders als die beiden. Ihr voller Schmollmund verzog sich zu einem Lächeln.
»Aber natürlich, nina. Wer könnte ihm schon widerstehen?«
Während sie das sagte, ließ sie die Finger über sein Hemd gleiten, und ich hätte am liebsten auf der Stelle einen Tobsuchtsanfall bekommen.
»Kätzchen.« Bones fing meine Hand ab, mit der ich schon nach Francesca ausgeholt hatte, und klemmte sie sich lässig unter den Arm. »Setzen wir uns doch, oder?«
Ich
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