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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Schuhe unters Bett. Gott, hatte er seinen Schlüsselbund auf der Theke liegen lassen? Was konnte sie sonst noch Verräterisches finden?
    »Catherine!« Diesmal hörte es sich an, als würde mein Name von einem Fußtritt untermalt.
    »Komme schon!«
    Ich eilte zur Tür und öffnete sie mit einem breiten, falschen Lächeln im Gesicht. »Mom, was für eine Überraschung!«
    Sie rauschte an mir vorbei, mehr als nur ein bisschen aufgebracht.
    »Da kommt man dich mal besuchen, und du schlägst einem die Tür vor der Nase zu? Was hast du eigentlich?«
    Ich zermarterte mir das Hirn nach einer Entschuldigung.
    »Migräne!«, rief ich triumphierend, um dann sofort die Stimme zu senken und ein schmerzverzerrtes Gesicht aufzusetzen. »Oh, Mom. Ich freue mich, dich zu sehen, aber im Augenblick passt es mir gar nicht.«
    Verwundert ließ sie den Blick schweifen. Oh-oh. Wie sollte ich das erklären?
    »Was ist mit deiner Wohnung geschehen?« Mit einer ausladenden Geste wies sie auf die drastisch veränderte Wohnsituation in meinen beengten vier Wänden hin. »Catherine, mit welchem Geld hast du das alles bezahlt?«
    Als Bones zum ersten Mal in meiner Wohnung gewesen war, hatte er spöttisch bemerkt, er müsse meinen Vermieter erschlagen, weil er es wagte, für so eine Bruchbude Geld zu verlangen. Er hatte seine Drohung nicht wahr gemacht, seinem Tonfall nach war sie aber nicht nur spaßig gemeint gewesen. Er hatte es sich jedoch nicht nehmen lassen, die Wohnung von Grund auf neu auszustatten. Mit »das alles« meinte sie die Couch, den Fernseher, den PC, den Couchtisch, die Beistelltischchen, die Haushaltsgeräte... na ja. Ich hatte längst den Überblick verloren.
    »Kreditkarten«, kam es wie aus der Pistole geschossen. »Die kriegt heutzutage jeder.«
    Sie warf mir einen missbilligenden Blick zu. »Du kommst noch in Schwierigkeiten.«
    Ich ließ ein beinahe irres Lachen hören. Wenn sie wüsste, wie ich tatsächlich zu dem ganzen Krempel gekommen war, fände sie hohe Zinssätze gar nicht mehr so schlimm!
    »Mom, ich freue mich wirklich, dich zu sehen, aber ganz ehrlich...«
    Ihr entsetzter Blick Richtung Schlafzimmer jagte mir einen Schauder über den Rücken. Ich wollte mich nicht umdrehen. Hatte Bones etwa meine Anweisung missachtet und sich doch gezeigt?
    »Catherine... ist das Bett auch neu?«
    Vor Erleichterung wäre ich beinahe umgekippt. »War im Sonderangebot.«
    Sie kam auf mich zu und legte mir die Hand auf die Stirn. »Heiß fühlst du dich nicht an.«
    »Glaub mir«, sagte ich vollkommen ehrlich, »mir ist kotzübel.«
    »Na ja.« Noch einmal ließ sie den Blick missbilligend durch die Wohnung schweifen, dann zuckte sie mit den Schultern. »Nächstes Mal rufe ich vorher an. Ich dachte, wir könnten vielleicht Essen gehen, aber... oh, willst du, dass ich dir was hole?«
    »Nein!« Zu viel Nachdruck. Ich dämpfte die Stimme. »Ich meine, danke, aber ich habe keinen Appetit. Ich rufe dich morgen an.«
    Weitaus weniger grob, als ich es bei Bones getan hatte, beförderte ich sie zur Tür. Sie sah mich nur seufzend an.
    »Diese Migräne macht dich ganz konfus, Catherine.«
    Als ich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, presste ich sogar das Ohr dagegen, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich fort war. Der paranoide Teil meines Gehirns war überzeugt, dass sie nur so tat und die Tür bei nächster Gelegenheit wieder aufreißen und mich mit meinem untoten Liebhaber ertappen würde.
    Ein Geräusch ließ mich herumfahren. Bones stand in der Schlafzimmertür, jetzt allerdings angezogen. Ich brachte ein unsicheres, gekünsteltes Lachen zustande, das nicht im Geringsten fröhlich klang.
    »Puh, das war knapp.«
    Er starrte mich an. Sein Gesichtsausdruck war nun nicht mehr ärgerlich, und vielleicht machte gerade das mich nervös. Mit Ärger konnte ich umgehen.
    »Ich kann nicht länger mit ansehen, wie du dir das antust.«
    Ich warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. »Was denn?«
    »Dich für die Sünden deines Vaters geißeln«, erwiderte er mit fester Stimme. »Wie lange willst du noch Buße tun? Wie viele Vampire musst du noch erschlagen, bis du mit deiner Mutter im Reinen bist? Ich kenne nicht viele, die so mutig sind wie du, aber deine eigene Mutter jagt dir eine Heidenangst ein. Merkst du das nicht? Eigentlich versteckst du nicht mich... du versteckst dich selbst.«
    »Du hast leicht reden, deine Mutter ist tot!« Verärgert setzte ich mich auf die Couch. »Du brauchst dir keine Sorgen darüber zu machen, ob sie dich

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