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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Du kennst sie. Versuche, dich in sie hineinzuversetzen.«
    Seine Finger auf meinen Schultern verkrampften sich. Es tat nicht weh, aber eine Massage war es auch nicht. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er sich dessen wohl gar nicht bewusst.
    »Vielleicht ist sie im Bite«, grübelte er. »Das ist der einzige Ort in der Gegend, an dem Gewalt strikt untersagt ist. Einen Versuch ist es wert. Kommst du mit?«
    Ich warf ihm einen Blick zu. »Glaubst du, du kannst mich davon abhalten?«
    Beinahe lächelte er, aber sein Gesichtsausdruck war zu besorgt. »Im Augenblick, Süße, bin ich froh, dass ich es nicht kann.«
    Das Bite war der Club, in dem mir bei unserem ersten Besuch Betäubungsmittel in den Drink gemischt worden waren. Von Francesca gab es allerdings nicht die geringste Spur. Am Eingang stand wieder die bullige Türsteherin, und Bones nahm sie beiseite, um ihr seine Handynummer zu geben, falls Francesca doch noch vorbeikam. Als Nächstes versuchten wir es in dem Hotel, in dem wir uns einige Wochen zuvor mit Francesca getroffen hatten. Nichts. Bones rief Spade an, der noch in New York war, doch er hatte auch nichts von ihr gehört. Nach mehreren Stunden ohne Nachricht wurde Bones' Gesichtsausdruck immer grimmiger. Ein Happy End war jetzt auszuschließen. Ich fühlte mich hilflos.
    Gegen Morgen sahen wir für alle Fälle noch einmal im Hotel und im Bite nach, hatten aber wieder kein Glück. Bones' Handy hatte kein einziges Mal geklingelt. Wir waren gerade auf dem Rückweg zu meiner Wohnung, als er plötzlich die Geschwindigkeit drosselte und auf die Standspur fuhr.
    Ein paar Kilometer entfernt sah man das Blaulicht mehrerer Streifenwagen auf dem Highway. Die wenigen Verkehrsteilnehmer, die so früh schon unterwegs waren, wurden auf die rechte Spur geleitet. Die drei übrigen Fahrspuren waren gesperrt, bis unter die nahen Bäume waren Warnleuchten aufgestellt.
    »War wohl ein Unfall, nehmen wir eine andere Strecke«, sagte ich gerade, als ich mich genauer umsah. »Die Gegend kommt mir irgendwie bekannt vor...«
    Er drehte sich um, seine Kieferpartie war wie versteinert. »Das sollte sie auch. Hier hat Hennessey dich in die Büsche gezerrt, um dich auszusaugen. Na ja, nicht genau hier. Da vorne, wo die Bullen sind.«
    Ich starrte erst ihn und dann die vielen blinkenden Lichter vor uns an; mit einem Mal kamen sie mir viel bedrohlicher vor. »Bones...«
    »Ich kann sie hören«, sagte er mit kühler, emotionsloser Stimme. »Sie haben eine Leiche gefunden.«
    Seine Hände hatten sich um das Lenkrad herum zu Fäusten geballt, und ich stieß ihn ganz sachte an,
    »Vielleicht ist sie es nicht. Fahr weiter.«
    Mit aufheulendem Motor verließ er die Standspur und gab mir die knappe Anweisung, meinen Helm unter keinen Umständen abzunehmen. Falls wir beobachtet wurden, sollte niemand mein Gesicht zu sehen bekommen.
    Weil wir langsam fahren und uns einfädeln mussten, dauerte es fast dreißig Minuten, bis wir bei Kilometer drei angekommen waren, wo das Treiben am geschäftigsten war. Ich konnte sie jetzt auch hören, wie sie sich über das blecherne Quaken des Polizeifunks hinweg miteinander unterhielten, den Gerichtsmediziner anforderten, genau festhielten, wie sie die Leiche vorgefunden hatten ...
    Alle Vorbeifahrenden verrenkten sich die Hälse, um zu gaffen, also dachte sich der Beamte, der den Verkehr regeln sollte, wohl nicht viel dabei, als Bones einen Blick auf die am Boden liegende Gestalt warf, um die der ganze Wirbel veranstaltet wurde. Ich sah sie nur flüchtig... und meine Arme schlossen sich fester um Bones.
    Hinter dem Polizisten, der sich über die Leiche gebeugt hatte, ringelten sich lange schwarze Locken auf dem Boden. Seine massige Gestalt verdeckte einen Großteil des Körpers, als er akribisch Fotos machte, doch das Haar war unverkennbar. Und der sichtbare Teil des Arms war skelettiert.
    Ich war starr vor Entsetzen gewesen, als ich Francescas Überreste gesehen hatte, völlig verwest, wie es ihrem wahren Alter entsprach. So war mir gar nicht aufgefallen, wie viele Schlenker und Umwege Bones einbaute. Er fuhr auf Nebenstraßen, Schotterpisten oder gleich querfeldein, bis wir schließlich den Wald bei der Höhle erreicht hatten. Hätte jemand versucht, uns zu verfolgen, hätten wir ihn bestimmt schon zehnmal abgehängt. Die letzten drei Kilometer trug Bones das Motorrad mühelos mit einer Hand, um weniger Lärm zu machen. Ich ging neben ihm her. Erst als wir längst in der Höhle waren, begann ich

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