Blutrote Kuesse
einzelnen Augenblick vermisst, und ich will keinen Tag mehr ohne dich sein müssen. Enterbt meine Mutter mich, weil ich eine Beziehung mit einem Vampir habe, dann ist das ihre Entscheidung, aber ich habe auch eine Entscheidung getroffen, und ich werde mich weder entschuldigen noch umstimmen lassen.«
Er schwieg einen endlosen Augenblick lang, sodass ich unruhig wurde. War meine Selbsteinschätzung ein wenig zu ehrlich gewesen? Zugegeben, als Text für eine Partnerschaftsannonce hätte sie nicht getaugt, aber ich hatte ihm ja auch etwas klarmachen wollen...
»Könntest du das noch mal sagen?«, fragte er schließlich, die Anspannung auf seinem Gesicht löste sich, und etwas anderes trat an ihre Stelle. »Sonst glaube ich noch, ich hätte den Verstand verloren und einfach nur gehört, was ich hören wollte.«
Statt einer Antwort küsste ich ihn. Ich war so froh, wieder in seinen Armen zu sein, dass ich ihn immerzu berühren musste. Bis zu diesem Augenblick war mir gar nicht bewusst gewesen, wie sehr ich ihn eigentlich vermisst hatte, denn trotz Francescas grausamen Todes war ich zuletzt so glücklich gewesen, bevor er vor fünf Tagen meine Wohnung verlassen hatte.
Bones strich mit den Händen über meinen Körper, küsste mich so leidenschaftlich, dass mir bald die Luft ausging. Keuchend löste ich mich von ihm. Sein Mund wanderte zu meinem Hals, die Zunge fuhr sacht über meine Schlagader, und er saugte leicht daran. Das Pochen in meinem Hals verlagerte sich allmählich in tiefer gelegene Körperregionen, und ich zerrte am Ausschnitt meines T-Shirts, um ihm besseren Zugang zu gewähren.
Er zog es mir über den Kopf, sein Mund löste sich gerade so lange von meinem Hals, wie er dazu brauchte. Seine vor Lust vollständig ausgefahrenen Fangzähne glitten über meinen Hals, als er mit dem Mund darüber fuhr. Selbst im größten Eifer des Gefechts ritzte Bones nie meine Haut. Er gab sich die größte Mühe, die von mir gesetzten Grenzen nicht zu überschreiten. Ich hingegen konnte das von mir nicht behaupten. Überwältigt von Leidenschaft hatte ich ihm schon unzählige Male blutige Wunden zugefügt, aber er hatte mich nie auf diese Doppelmoral hingewiesen. Ich fragte mich, ob er jetzt daran dachte, während er vorsichtig meine Kehle bearbeitete, ganz wie ich es mochte.
Musste er sich zurückhalten? Dieses Ziehen in meinem Inneren, das brennende Verlangen, ihn in mir zu spüren... ging es ihm auch so, nur auf andere Weise? Musste er es unterdrücken, weil ich diesen Teil seiner Selbst nicht akzeptierte, obwohl er mich bedingungslos in sein Herz geschlossen hatte?
Bones' Mund wanderte zu meinen Brüsten, aber ich zog ihn wieder an meinen Hals. »Nicht aufhören«, flüsterte ich, und das meinte ich genau so.
Er musste an meiner Stimme gehört haben, dass ich nicht vom Vorspiel redete, denn er versteifte sich.
»Was soll das, Kätzchen?«
»Ich will meine Vorurteile ablegen. Du bist ein Vampir. Du trinkst Blut. Ich habe deines getrunken, und jetzt will ich dir meines schenken.«
Einen endlosen Augenblick lang starrte er mich an, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, du meinst es nicht ernst.«
»Deine Fangzähne machen mir keine Angst«, hauchte ich. »Und du auch nicht. Mein Blut soll in dir sein, Bones. Ich will, dass es in deinen Adern fließt ... «
»Bring mich nicht in Versuchung«, murmelte er und drehte sich mit geballten Fäusten weg. O ja, er wollte es, und ich wollte es ihm geben, und alles, was ich sonst noch unterdrückt hatte.
Ich trat vor ihn hin. »Ich bringe dich nicht in Versuchung. Ich bestehe darauf, dass du von mir trinkst. Komm schon. Reiß diese letzte Grenze zwischen uns ein.«
»Du musst mir nichts beweisen«, wandte er ein, immer noch ablehnend, aber sein Widerstand bröckelte. Ich spürte, wie sein Verlangen wuchs. Die Atmosphäre um uns herum schien elektrisch aufgeladen zu sein, und das Grün seiner Augen war leuchtender denn je.
Ich umarmte ihn, ließ meine Lippen über seine Kehle wandern. »Ich habe keine Angst.«
»Aber ich. Ich habe große Angst, dass du es hinterher bereuen könntest.«
Noch während er das sagte, schlossen sich seine Arme um mich. Ich rieb mich an ihm, hörte, wie er zischend die Luft einsog, als unsere Körper sich berührten. Ich nahm sein Ohrläppchen zwischen die Zähne, biss zu, und er schauderte.
»Ich will es. Zeig mir, wie unnötig mein Zögern gewesen ist.«
Seine Hand fuhr mir durchs Haar, strich es zur Seite, und sein Mund senkte sich auf
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