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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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sind vielleicht noch in der Nähe. Du darfst jetzt nicht schlappmachen!«
    Sein Tonfall war barsch, aber er erreichte mich, obwohl ein Teil meines Gehirns beim Anblick des ganzen Blutes seine Arbeit eingestellt hatte. Schon verfärbte die nahende Abenddämmerung den Himmel. Letzte fahlgelbe Lichtstrahlen fielen auf die blicklosen Augen meines Großvaters, der ausgestreckt auf dem Küchenfußboden lag. Man hatte ihm die Kehle aufgeschlitzt. Sein Blut war es gewesen, auf dem ich ausgerutscht war.
    Ich riss mich von Bones los und zückte meine Messer, bereit, damit auf alles Untote zu zielen, das sich irgendwo regte. Eine Blutspur führte die Treppe hinauf, und überall prangten karmesinrote Handabdrücke wie schauerliche Wegweiser.
    Bones nahm gründlich Witterung auf und drückte mich dann ans Treppengeländer.
    »Hör zu. Ich nehme ihren Geruch nur schwach wahr, also sind Hennessey und seine Begleiter wahrscheinlich nicht mehr in der Nähe. Aber du behältst die Messer einsatzbereit und greifst bei der geringsten Bewegung an. Bleib hier stehen.«
    »Nein. Ich gehe da hoch.«
    »Kätzchen, nein. Lass mich gehen. Du hältst Wache.«
    Das Mitleid stand ihm ins Gesicht geschrieben, aber ich ignorierte es. Meinen Kummer formte ich zu einem kleinen harten Knoten in meinem Inneren, den ich später aufdröseln würde. Viel später, wenn alle Vampire und Menschen, die das hier getan hatten, tot waren.
    »Geh mir aus dem Weg.«
    Mein Tonfall hatte noch nie bedrohlicher geklungen, und er trat beiseite, blieb mir aber dicht auf den Fersen. Die Tür zu meinem Zimmer war eingetreten worden.
    Sie hing nur noch in einer Angel. Meine Großmutter lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Fußboden, die Hände zu Klauen erstarrt, als wolle sie selbst im Tod noch ihrem unbekannten Verfolger entkommen. An ihrem Hals waren zwei Wunden zu sehen, eine war nicht tief, die andere klaffend. Offenbar hatte sie sich im Todeskampf die Treppe zu meinem Zimmer hinaufgeschleppt. Bones kniete neben ihr nieder und tat etwas Seltsames. Er beschnupperte die Wunden an ihrem Hals, dann nahm er ein blutbeflecktes Kissen von meinem Bett und hielt es sich an die Nase.
    »Was tust du?« Gott, er war doch nicht etwa hungrig? Bei der Vorstellung schüttelte es mich.
    »Ich wittere sie. Sie waren zu viert, einschließlich Hennessey. Das Kissen riecht nach deiner Mutter. Sie haben sie mitgenommen. Und ihr Blutverlust ist zu gering, als dass sie daran gestorben sein könnte.«
    Vor Erleichterung und Angst wäre ich beinahe zusammengesunken.
    Sie lebte noch, wenigstens vielleicht. Bones nahm im ganzen Zimmer Witterung auf, wie ein todbringender blonder Spürhund folgte er der Fährte die Treppe hinunter. Ich hörte, dass er in der Küche gerade Großvater Joe auf ähnliche Weise beschnupperte.
    Die Vorstellung war einfach zu entsetzlich. Sanft drehte ich meine Großmutter um, und ihre geöffneten Augen schienen mich vorwurfsvoll anzustarren. Du bist schuld!, klagten sie mich stumm an. Ich unterdrückte ein Schluchzen, schloss ihr die Lider und bat Gott darum, ihr den Frieden zu schenken, der mir nie vergönnt sein würde.
    »Komm runter, Kätzchen. Da kommt jemand.«
    Sofort stürmte ich die Treppe hinunter und wich dabei den glitschigen Blutlachen aus, die überall verteilt waren. Bones hielt ein zerknittertes Blatt Papier in der Hand, steckte es sich in den Gürtel und drängte mich dann zur Haustür hinaus. Etwa anderthalb Kilometer entfernt quietschten Autoreifen, und ich schnappte mir noch zwei Messer, sodass ich jetzt in jeder Hand vier hielt.
    »Sind sie es?« Hoffentlich. Ich wollte die Bestien, die das hier angerichtet hatten, unbedingt fertigmachen.
    Bones stand breitbeinig neben mir, seine Augen wurden schmal.
    »Nein, es sind Menschen. Ich kann ihre Herzen schlagen hören. Gehen wir.«
    »Warte!« Ich sah mich verzweifelt um, meine Kleidung und Hände waren vom Blut meiner Familie befleckt. »Wie sollen wir herausfinden, wo sie meine Mutter hingebracht haben? Eher gehe ich hier nicht weg. Mir ist egal, wer da kommt!«
    Er sprang auf das Motorrad und riss es herum; mit einer ruckartigen Kopfbewegung bedeutete er mir aufzusteigen.
    »Sie haben eine Nachricht hinterlassen. Ich habe sie im Hemd deines Großvaters gefunden. Komm schon, Kätzchen, sie sind hier.«
    Er hatte recht. Etwa dreißig Meter entfernt machte der Wagen eine Vollbremsung, und heraus stiegen Detective Mansfield und Detective Black mit gezückten Waffen.
    »Halt! Keine Bewegung!«
    Bones

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