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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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seien meine und ich hätte sie nur der Bequemlichkeit halber bei dir gelassen. Sie wollen mich, und ich werde zu ihnen gehen. Aber mit dir rechnen sie nicht. Das ist unser einziger Vorteil ihnen gegenüber.«
    »Bones, du musst das nicht tun. Sag mir einfach, wo sie ist, und ich gehe hin. Wie du schon gesagt hast: Mit mir rechnen sie nicht.« Sie war meine Mutter, ich würde so oder so hingehen, aber ich fand es unnötig, dass er sein Leben aufs Spiel setzten wollte, um sie zu retten, zumal sie vielleicht schon längst tot war.
    Kurz bevor er antwortete, ließ er den Kopf auf meinen Schoß sinken.
    »Wie kannst du so etwas auch nur in Erwägung ziehen? Ich bin doch überhaupt an allem schuld, weil ich dich in die Sache mit hineingezogen habe. Ich hätte auf meinen Instinkt hören und gar nicht erst zulassen sollen, dass du dich einmischst. Und Danny hätte ich doch umbringen sollen. Hätte ich ihm wenigstens eine Gehirnwäsche verpasst, damit er sich gar nicht erst daran erinnert, wie das mit seiner Hand passiert ist, dann hätte er dich auch nie bei der Polizei erwähnt. Aber ich war wütend; er sollte wissen, wer ihm das angetan hat und weshalb. Natürlich gehe ich. Selbst Hennessey, der nicht einmal ahnt, dass ich dich liebe, weiß das. Mir ist egal, ob sie schon tot ist und es nur noch um Vergeltung geht, ich gehe trotzdem, und ich schwöre dir, ich werde jedem die Hand abreißen, der ihr oder deinen Großeltern auch nur ein Haar gekrümmt hat. Wenigstens das kann ich für dich tun. Das Einzige, was mir Angst macht, ist, dass ich für dich jetzt vielleicht wieder ein Monster bin, weil Vampire das getan haben.«
    Bones' Augen waren auf mich gerichtet, sie schimmerten blassrot. Vampirtränen. Sie waren so ganz anders als die farblosen Rinnsale, die jetzt zickzackförmige Spuren auf meinen Wangen hinterließen. Ich rutschte tiefer, bis ich auf dem Boden saß und ihn in die Arme schließen konnte. Außer ihm gab es nichts Konstantes oder Greifbares mehr. Die ganze Welt schien in Auflösung begriffen zu sein.
    »Ich werde nie aufhören, dich zu lieben. Daran kann niemand etwas ändern. Was auch kommen mag, ich werde dich immer lieben.«
    Was die heutige Nacht anging, gab ich mich keinen großen Illusionen hin. Wir würden geradewegs in die Falle laufen und aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr daraus entkommen. Während wir hier saßen, durchlebte meine Mutter einen Albtraum, falls sie überhaupt noch am Leben war, und ich konnte nichts tun als abwarten. Vielleicht hielten Bones und ich uns das letzte Mal in den Armen. Das Leben war zu kurz, um auch nur Augenblicke davon zu verschwenden.
    »Bones. Liebe mich jetzt. Ich muss dich in mir spüren.«
    Er wich ein Stück zurück, sodass er mir in die Augen sehen konnte, und streifte das Hemd ab. Mein Oberteil folgte und landete auf dem Fußboden. Bones löste meinen Gürtel und die Holster mit den Messern und Pistolen, streifte mir die Stiefel mitsamt den Pflöcken ab. Das Stretchgewebe, das meine Beine umhüllte, war vor geronnenem Blut ganz steif geworden, aber ich verdrängte die Erinnerung an die leblosen Körper meiner Großeltern. Ganz würde es mir nicht gelingen. Ich würde sie bis an mein Lebensende in meinen Albträumen sehen. Falls ich überhaupt je wieder die Gelegenheit haben würde zu träumen.
    »Ich weiß, was du denkst, und du hast unrecht. Das ist kein Abschied, Kätzchen. Ich habe nicht zweihundert Jahre lang überlebt, nur um dich nach fünf Monaten wieder zu verlieren, nachdem ich dich endlich gefunden habe. Ich will mit dir schlafen, aber ich nehme keinen Abschied von dir, weil wir es überleben werden.«
    Bones ließ die Hände ganz sacht über meinen Körper gleiten. Ich hätte aus Glasfäden bestehen können und keinen Schaden genommen. Sein Mund folgte den Spuren seiner Hände, und ich versuchte mir einzuprägen, wie sich seine Haut anfühlte. Keine Sekunde lang glaubte ich ihm, dass ich nicht von ihm Abschied nehmen müsse. Aber ich hatte geliebt und war wiedergeliebt worden, und das war das Großartigste überhaupt. Es wog alle Gefühle des Ausgestoßenseins auf, die mein früheres Leben bestimmt hatten. Für Bones waren fünf Monate eine kurze Zeit; ich staunte darüber, dass ich so lange hatte glücklich sein dürfen.
    »Ich liebe dich«, stöhnte er, vielleicht war ich es aber auch selbst gewesen. Ich kannte den Unterschied nicht mehr. Die Grenzen zwischen uns verschwammen.
    Ich weigerte mich, das Blut abzuwaschen, wollte damit befleckt

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