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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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sein. Später - falls es ein Später gab - würde ich es abwaschen, wenn das Blut der Täter es überdeckte. Nun verstand ich, weshalb Bones' längst verstorbener indianischer Freund Kriegsbemalung aufgetragen hatte, bevor er in die Schlacht gezogen war. Er hatte damit seiner absoluten Entschlossenheit Ausdruck verleihen wollen, und das Blut meiner Familie symbolisierte meine Entschlossenheit. In dieser Nacht würden noch viele Stellen meines Körpers auf diese Weise gezeichnet werden. Auch meine Lippen.
    Bones brachte mich darauf, und ausnahmsweise willigte ich ohne Zögern ein. Sein Blut würde mich stärker machen, nur vorübergehend zwar, aber für unsere Zwecke reichte das aus. Darüber hinaus würden auch alle Verletzungen, die ich zweifelsohne davontragen würde, schnell verheilen. Und je schneller sie heilten, desto schneller konnte ich wieder töten.
    Zuerst brauchte er frisches Blut wie ein Auto Benzin. In der Gegend, in der wir waren, hatte er schon nach kurzer Zeit die passenden Raufbolde gefunden. Die Unglücklichen waren vier Typen, die glaubten, eine Brieftasche abgreifen zu können. Am Ende hatten sie allerdings nur ziemlichen Eisenmangel.
    Bones strengte erst gar nicht seine Hypnosekräfte an. Er schlug sie einfach allesamt elegant mit einem einzigen weit ausholenden Schlag nieder, der jeden Einzelnen am Kinn traf. Wären die Umstände nicht so düster gewesen, hätte ich darüber gelacht, wie sie der Reihe nach zu Boden gingen. Vielleicht hatten sie so endlich gelernt, dass Verbrechen sich nicht lohnte.
    Bones trank von allen, und sein Gesicht leuchtete rosig, als er zu mir zurückkam. Mit einem Kopf schütteln setzte ich mich in Richtung Hotel in Bewegung.
    »Du spülst dir zuerst den Mund aus. Ich will keine Hepatitis kriegen, wenn du mich küsst.«
    Ich hatte meinen Panzer aus Sarkasmus wieder angelegt, die Waffen noch dazu. Tiefer gehende Gefühlsregungen mussten warten, bis ich sie aus dem Käfig befreite, in den ich sie eingesperrt hatte.
    Zurück in unserem Zimmer gurgelte er gehorsam mit etwas Wasser. Natürlich hatte keiner von uns Zahncreme dabei.
    »Keine Angst, Süße. Bei deiner Abstammung könntest du dir beim besten Willen nichts einfangen. Weder Keime noch Viren können in Vampirblut überleben. Du warst doch bestimmt noch nie krank, oder?«
    »Eigentlich... nicht. Aber Keime hin oder her, es ist eklig.«
    Ich staunte über diesen neuen Aspekt. Man weiß die eigene Gesundheit erst zu schätzen, wenn man krank ist, und ich hatte mir noch nie Gedanken darüber gemacht, wie außergewöhnlich es war, so kerngesund zu sein. Mal sehen, ob mir überhaupt noch genug Lebenszeit blieb, um mir eine Erkältung einzufangen.
    »Komm her.«
    Bones hatte sich aufs Bett gesetzt und klopfte auf seinen Schoß. Wie ein kleines Kind beim Weihnachtsmann im Einkaufszentrum setzte ich mich darauf. Anders als ein Kind jedoch schlang ich ihm die Arme um den Hals und schickte mich an, so viel von seinem Blut zu trinken, wie ich nur konnte. »Du sagst mir doch, wann ich aufhören soll?«
    Mein Tonfall war ängstlich. Ich würde nicht gleich zur Vampirin werden, aber für kurze Zeit würde ich eine Richtung einschlagen, in die ich eigentlich nicht gehen wollte.
    »Versprochen.«
    Dieses eine Wort beruhigte mich. Er hatte mich noch nie angelogen.
    »Erklär mir noch einmal, warum wir nicht dein Handgelenk nehmen?« Das hätte ich irgendwie weniger... eklig gefunden.
    Bones schloss mich fester in die Arme.
    »Weil ich dich dann nicht im Arm halten könnte. Hör auf mit der Hinhaltetaktik. Du weißt, was du zu tun hast.«
    Ich presste meinen Mund an seinen Hals, dort wo ich seine Halsschlagader vermutete. Da sein Herz nicht mehr schlug, würde das Blut nicht herausgespritzt kommen. Nein, ich würde saugen müssen. Wie heißt es doch so schön, dachte ich düster, während ich so kräftig zubiss, dass meine vergleichsweise stumpfen Zähne die Haut durchbohrten: Im Leben muss man sich durchbeißen, und am Ende stirbt man.
    Der erste warme Schwall drehte mir fast den Magen um, aber ich zwang mich zu schlucken. Ein normaler Mensch kann höchstens einen halben Liter Blut trinken, bevor er sich übergeben muss. Ein normaler Mensch war ich noch nie gewesen, deshalb hatte ich damit auch jetzt keine Probleme. Ich biss ihn noch einmal, als die erste Wunde sich zu schließen begann, und Bones drückte meinen Kopf fester an sich.
    »Stär-ker.« Das Wort kam abgehackt, und er keuchte leicht. Schmerz oder Lust, ich war mir

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