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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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nicht sicher und wollte auch nicht fragen.
    »Mehr.«
    Der beißende Kupfergeschmack seines Blutes breitete sich in meinem Mund aus. Ich hatte noch nie eine solche Menge zu mir genommen, in den letzten Monaten waren es immer nur wenige Tropfen gewesen. Ich saugte stärker, ignorierte den Drang, alles auszuspucken.
    In mir veränderte sich etwas. Meine Stärke wuchs, streckte ihre Fühler aus, verzweigte sich, überschwemmte meinen ganzen Körper. Alles kam mir auf einmal deutlicher vor. Der Duft seiner Haut war so viel stärker als zuvor. Der Raum war geschwängert vom Schweißgeruch meines Körpers und dem früherer Bewohner. Hintergrundgeräusche aus den anderen Zimmern wurden lauter, genau wie der Straßenlärm. Ich sah mit nie gekannter Schärfe. Nuance für Nuance lichtete sich das Dunkel.
    Das Zerreißen seiner Haut unter meinen Zähnen war nun ein beinahe sinnliches Gefühl. Ich biss ihn fester, genoss plötzlich, wie mir das Blut in den Mund strömte. Ich riss seinen Kopf nach hinten, biss ihn wieder; es fühlte sich so gut an. Als hätte ich mich mein ganzes Leben lang danach gesehnt. Wärme breitete sich in mir aus. Meine Beine schlangen sich um seine Hüften, und ich drängte mich an ihn, riss ihm den Kopf noch weiter zurück, und mit einem Mal schmeckte sein Blut... köstlich.
    »Genug.«
    Bones riss meinen Mund von seinem Hals los, und ich wehrte mich dagegen, wollte nicht aufhören. Konnte nicht aufhören. Fauchend wollte ich ihm wieder die Zähne in die Kehle schlagen, aber er drehte mir die Arme auf den Rücken und warf sich auf mich. Mit seinem Körpergewicht und seiner ganzen Kraft drückte er mich nieder.
    »Entspann dich. Atme. Lass es geschehen, Kätzchen, es geht vorbei.«
    Erst wehrte ich mich noch, dann legte sich allmählich die Raserei, in die ich mich hineingesteigert hatte, bis ich Bones schließlich ansehen konnte, ohne gleich das Verlangen zu spüren, ihn bis auf den letzten Tropfen aussaugen zu wollen. Der Ausdruck Blutgier hatte für mich plötzlich eine ganz neue Bedeutung bekommen.
    »Wie hält man das nur aus?« Ich atmete flach und keuchend, und er lockerte den stahlharten Griff, mit dem er meine Arme festgehalten hatte. Er lag allerdings noch immer auf mir.
    »Gar nicht, jedenfalls in den ersten Tagen nicht. Verspürt man diese Gier in sich, bringt man alles um, was einem über den Weg läuft. Dann lernt man, sie zu kontrollieren. Das eben war nur ein kleiner Vorgeschmack. Nächste Woche wirst du schon nichts mehr davon merken. Dann bist du wieder ganz die Alte.«
    Er war anscheinend fest davon überzeugt, dass ich die nächste Woche noch erleben würde. Ich hatte wohl kein Recht, das anzuzweifeln.
    »Ich rieche dich.« Verwunderung lag in meiner Stimme. »Ich rieche mich selbst auf deiner Haut. Ich rieche alles. Mein Gott, in d iesem Raum gibt es so viele Gerüche...«
    Im Unterschied zu den anderen Sinnen, die lediglich geschärft waren, war mir dieser fast völlig neu. Bones hatte schon oft die Bemerkung gemacht, meine Nase sei nur zu Dekorationszwecken da, denn anders als so vieles an mir tauge sie fast nur so viel wie die eines gewöhnlichen Menschen. Ich hatte ja keine Ahnung gehabt, was für ein ungeheurer Vorteil es war, einen so feinen Geruchssinn zu haben. Selbst blind und taub hätte ich meine Umgebung am Geruch allein genau einordnen können.
    »Ich wusste nicht, wie anders du die Welt wahrnimmst. Wie schaffst du es nur, an einer öffentlichen Toilette vorbeizugehen, ohne in Ohnmacht zu fallen?« Lustig, was einem in den absurdesten Situationen so einfällt.
    Bones küsste mich sanft. »Willenskraft, Schatz.«
    »Fühlt man sich so als echter Vampir?« Das war die Frage. Es war ein... gutes Gefühl. Ein erhebendes Gefühl. Es jagte mir eine Heidenangst ein.
    »Du hast gerade einen Liter uralten Nosferatu getrunken. Zweihundert Jahre gereift. Ich nehme dich sozusagen auf meiner Macht ein Stück mit wie eine Anhalterin. Man kann es also durchaus so sehen. Soll das heißen, es gefällt dir?«
    Uff. Darüber durfte ich gar nicht erst genauer nachdenken, denn tatsächlich gefiel es mir so gut, dass ich fürchtete, ich könne süchtig werden.
    Er verstand, was meine Augen ihm sagten, und wusste, dass er keine Antwort erwarten durfte. Also küsste er mich noch einmal, aber leidenschaftlicher, und ich stöhnte überrascht auf. Ich schmeckte ihn sogar deutlicher.
    Als der Kuss zu Ende war, sah er mich eindringlich an.
    »Wenn es an der Zeit ist, will ich, dass du alles gibst,

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