Blutrote Kuesse
und dem kastanienbraunen Haar wirkte Switch noch jünger als ich. Mein Gott, er hatte sogar Sommersprossen! Fehlte nur noch die Pfadfinderuniform.
»Ich bin überrascht, dass du sie mitgenommen hast«, fuhr Switch fort.
»Sie hat darauf bestanden. Wollte ihre Mutter sehen, war nicht davon abzubringen.« Sein gelassener Tonfall zehrte an meinen Nerven.
Switch musterte mich, und wie besprochen versuchte ich nicht, meine Angst zu verbergen. Sein Lächeln wurde breiter, hinter seinen Lippen blitzten Reißzähne.
»Nette Familie hast du, Catherine. Das mit deinen Großeltern tut mir leid; ich weiß, es ist unhöflich, gleich nach dem Essen wieder abzuhauen, aber ich war in Eile.«
Unter größter Anstrengung unterdrückte ich meinen Zorn. Sie durften auf keinen Fall sehen, wie meine Augen leuchteten, sonst wäre der Überraschungseffekt dahin. Gott sei Dank hatte ich perfekt gelernt, meinen Blick zu kontrollieren. Glaubte dieser Dreckskerl tatsächlich, er könne meine Großeltern ermorden und dann auch noch mir gegenüber Witze darüber machen? Ich fasste auf der Stelle den Entschluss, ihn mit mir in den Tod zu reißen, wenn meine Zeit gekommen war.
»Wo ist meine Mutter?« Ich war nicht zum Plaudern aufgelegt, nur puren Hass konnte ich empfinden. Damit hatte er aber bestimmt gerechnet.
»Wir haben sie.« Ein Vampir näherte sich Switch, um ihm mitzuteilen, dass uns offenbar niemand gefolgt war, dann wandte Switch sich wieder Bones zu.
»Also gut, machen wir uns auf den Weg. Ihr werdet nicht trödeln, oder?«
»Keine Sorge«, erwiderte Bones gelassen.
Mit einem Knurren schlenderte Switch zu seinem Wagen.
»Ich habe Angst«, bemerkte ich, als wir losfuhren; so hatten wir es einstudiert. Selbst fünf Wagenlängen entfernt konnten sie uns noch hören.
»Bleib einfach im Auto, komm auf keinen Fall raus. Wenn deine Mutter einsteigt, fährst du sofort los, verstanden?«
»Ja, mache ich.«
Eher würde die Hölle zufrieren. Ich konnte es kaum erwarten, sie auseinanderzunehmen. Aufs Stichwort brach ich in Tränen aus, gab kleine, herzzerreißende Schluchzer von mir, während ich im Geiste bereits die Augenblicke zählte. Bald, sehr bald würden sie herausfinden, was einer der ihren für ein Geschöpf gezeugt hatte. Rache ist süß.
Die Fahrt dauerte vierzig Minuten, dann hielten wir etwa fünfzehn Kilometer vom Interstate Highway entfernt vor einem baufälligen Haus. Es lag wunderbar abgeschieden und hatte eine lange Auffahrt. Der perfekte Ort für ein Massaker. Bones blieb mit laufendem Motor stehen. Ganz kurz trafen sich unsere Blicke, dann wurde die Fahrertür aufgerissen.
»Wir sind da. Hennessey sagt, wir schicken sie raus, sobald du drinnen bist.«
Wieder stand Switch vor uns, wieder lag ein hämisches Lächeln auf seinem Gesicht.
Bones zog die dunklen Brauen hoch.
»Eher nicht, mein Freund. Bring sie zur Tür, damit ich sie sehen kann, dann komme ich rein. Ansonsten machen wir beide das jetzt gleich unter uns aus.«
Alles Sanfte war aus seinem Tonfall gewichen, und seine Augen wurden grün. Obwohl uns der Fluchtweg durch die anderen Wagen abgeschnitten war, schien Switch sich in seiner Haut nicht mehr recht wohl zu fühlen.
»Du kannst ihr Herz drinnen schlagen hören. Sie lebt«, entgegnete er.
Bones ließ ein kurzes düsteres Auflachen hören.
»Ich kann da drinnen sieben Herzen schlagen hören, und wer garantiert mir, dass eines davon ihres ist? Habt ihr was zu verbergen? Haben wir eine Abmachung oder nicht?«
Switch warf ihm einen zornigen Blick zu, machte eine ruckartige Kopf bewegung, und einer der anderen Vampire lief nach drinnen.
»Sieh hin.«
Mir stockte der Atem. In einem schwach erleuchteten Fenster konnte ich das Gesicht meiner Mutter ausmachen, die man unsanft in unser Blickfeld gestoßen hatte. Jemand hatte ihr die Hand um die Kehle gelegt und drückte sie sich an die Brust. Von ihrem Kopf sickerte Blut auf ihre Bluse, auf der schon mehrere rote Flecken zu sehen waren.
»Da. Du hast deinen Beweis. Zufrieden?«
Bones nickte und stieg aus. Sofort war er von den sechs Vampiren umringt. Ich rutschte auf den Fahrersitz und verriegelte die Tür.
Switch grinste mir durchs Fenster zu.
»Warte hier. Wir bringen sie raus, dann kannst du losfahren.«
Offensichtlich machte er sich keine Gedanken um mich. Meine Mutter hatte ihnen also entweder nicht verraten, was für ein Geschöpf ich war, oder sie hatten ihr wie vermutet nicht geglaubt. Schön, dass es Idioten gab.
Die Haustür schloss
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