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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Aroma!«, rief er ganz hingerissen, als er wieder aus meinem Hals auftauchte. »Jaaa! Gib mir mehrl«
    Ich hustete immer noch, und mir brannte die Kehle. Ob von dem Rachenputzer oder dem Geist, ließ sich nicht sagen.
    »Noch ein Name«, brachte ich mühsam hervor. »Dann trinke ich noch was.«
    Winston ließ sich nicht zweimal bitten. »Violet Perkins, Alter zweiundzwanzig, Tod durch Erdrosseln, letzten Donnerstag. Hat die ganze Zeit geheult.«
    Er machte nicht den Eindruck, als täte es ihm besonders leid um sie. Seine etwas konturlose Hand machte eine ungeduldige Bewegung in meine Richtung. »Na los!«
    Ich holte noch einmal tief Luft, und schon kippte ich wieder einen Schluck von dem Fusel. Wie beim letzten Mal musste ich husten, und meine Augen tränten.
    »Warum geben manche Leute bloß Geld aus für so ein Gesöff?«, keuchte ich luftschnappend. In meiner Kehle wütete ein fast pochender Schmerz, als Winston wieder daraus hervorkam und sich schwebend vor mir aufbaute.
    »Hast wohl gedacht, du hättest mir meinen Schwarzgebrannten auf alle Ewigkeit genommen, nicht wahr, Simms?«, rief Winston in Richtung des an uns vorübergleitenden, vermummten Phantoms. Es zeigte keine Reaktion. »Sieh dir nur an, wer hier saufen kann, während du dazu verdammt bist, auf immer und ewig diesen Felshang hinabzuwandern! Den Schluck trinke ich auf dich, alter Freund! Carmen Johnson, siebenundzwanzig, vor zehn Tagen verblutet. Nimm noch einen Schluck, Frau! Und diesmal trink auch wie eine Frau, nicht wie ein sabberndes Baby!«
    Ich musterte ihn erstaunt. Ausgerechnet der Alkohol schien ihm am meisten zu fehlen. »Du bist tot und immer noch Alkoholiker. Das ist wirklich pervers.«
    »Abgemacht ist abgemacht!«, verkündete er. »Jetzt trink endlich !«
    »Arschloch«, murrte ich leise und starrte die Flasche missmutig an. Gegen dieses Zeug schmeckte Gin wie Zuckerwasser. Das wirst du Bones heimzahlen, schwor ich mir. Und nicht nur mit einem Silberpflock. Der ist zu gut für ihn.
    Zwanzig Minuten später standen auf meinem Notizblock dreizehn weitere Namen, die Flasche war leer, und ich hielt mich nur noch schwankend aufrecht. Wäre ich nicht so blau gewesen, hätte es mich verblüfft, wie viele Mädchen in den vergangen Monaten ermordet worden waren. Hatte der neue Gouverneur nicht eben noch im Fernsehen damit geprahlt, wie stark die Kriminalitätsrate gesunken war? Die Namen auf meiner Liste zeugten wohl vom Gegenteil. Hätte man den armen Mädchen von der niedrigen Verbrechensrate erzählt, hätten sie sicher ein Wörtchen dazu zu sagen gehabt.
    Winston hatte sich auf dem Boden ausgestreckt, seine Hände ruhten auf seinem Bauch, und als ich ein ausgedehntes Rülpsen hören ließ, lächelte er, als hätte das auch sein Zwerchfell erleichtert.
    »Ah, gute Frau, du bist ein Engel. Ist auch ganz sicher nichts mehr übrig? Vielleicht wäre mir ja noch jemand eingefallen ...«
    »Leck mich«, schnauzte ich ihn mit neuerlichem Rülpsen undamenhaft an. »Die Flasche ist leer. Den Namen solltest du mir aber trotzdem verraten, wo ich deinetwegen die ganze Dreckbrühe gesoffen habe.«
    Winston schenkte mir ein verschlagenes Lächeln. »Komm mit einer vollen Flasche wieder, und ich sag ihn dir.«
    »Egoistische Spukgestalt«, murrte ich und torkelte von dannen.
    Ich war noch nicht weit gekommen, da spürte ich wieder dieses unverkennbare Kribbeln, nur war es diesmal nicht in meiner Kehle.
    »Hey!«
    Ich sah nach unten und konnte gerade noch sehen, wie Winstons grinsende, durchsichtige Gestalt aus meiner Hose hervorschoss. Er lachte noch immer hämisch in sich hinein, als ich mich abklopfte und wild auf und ab hüpfte.
    »Du versoffenes Dreckschwein!«, zischte ich. »Bastard!«
    »Wünsche gleichfalls einen angenehmen Abend, gute Frau!«, rief er, während seine Umrisse langsam verschwommener wurden und sich auflösten. »Komm bald wieder!«
    »Hoffentlich scheißen die Würmer auf deine Leiche!«, kam meine Antwort. Ich hatte gerade intimen Kontakt mit einem Gespenst gehabt. Konnte ich noch tiefer sinken?
    Bones trat hinter den etwa fünfzig Meter entfernten Büschen hervor. »Was war los, Kätzchen?«
    »Du! Du hast mich reingelegt! Ich will weder dich noch diese Flasche mit flüssigem Rattengift je wiedersehen!«
    Damit warf ich ihm die leere Whiskeyflasche an den Kopf, verfehlte ihn jedoch um mehrere Meter.
    Erstaunt hob er sie auf. »Du hast die ganze verdammte Flasche leergesoffen? Du solltest doch nur ein bisschen dran

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